Holger Tägder, Verwalter von Gut Brockshof
„Alle Welt spricht von KI“
Unter dem Leitthema „Pflanzenbau out of the Box” finden die DLG-Feldtage vom 11. bis 13. Juni 2024 auf dem Gut Brockhof in Erwitte bei Lippstadt in Nordrhein-Westfalen statt. Holger Tägder verwaltet mit seiner Familie das Gut. Er ist selbst langjähriger Besucher der DLG-Feldtage und freut sich, dieses Jahr die Veranstaltung auf seiner Fläche auszurichten. Aktuelle Herausforderungen sieht er in dem wachsenden gesellschaftlichen und politischen Druck auf die Landwirtschaft sowie zunehmende Wetterextreme. KI und eine zunehmende Automatisierung sind für ihn mögliche Lösungen.
DLG: Wie war es für Sie, als die DLG auf Sie zugekommen ist und gefragt hat, ob Sie Interesse daran hätten, die DLG-Feldtage auf Gut Brockhof auszutragen?
Holger Tägder: Ich bin schon sehr lange DLG-Mitglied und habe die DLG-Feldtage in der Vergangenheit regelmäßig besucht. Dass die DLG dann Gut Brockhof als Austragungsort angefragt hat, war natürlich eine Ehre für mich. Die erste Anfrage kam schon im Jahr 2017 für die DLG-Feldtage 2020. Wegen Corona musste die Veranstaltung dann jedoch auf das nächste Jahr verschoben werden. Im Frühjahr 2021 haben wir dann endgültig die Reißleine gezogen, da uns das Risiko zu groß war. Dieses Jahr starten wir den dritten Anlauf. Dieses Mal aber wirklich.
Was macht Gut Brockhof aus Ihrer Einschätzung als Austragungsort für die DLG-Feldtage interessant?
Gut Brockhof liegt in der Soester Börde. Wir haben hier gleichmäßige Ackerböden mit einer guten Bodenzahl. An unserem Standort gibt es einen homogenen Lösslehm-Boden. Zudem ist Gut Brockhof gut an den Verkehr angebunden. Von Osten her kann man über die A44 fahren und vom Westen über die A1. Und auch über die öffentlichen Verkehrsmittel sind wir gut angebunden.
Zudem ist es hier dichter besiedelt als an anderen Standorten. Wir haben demnach auch viele Nachbarn, die mit Landwirtschaft nicht viel zu tun haben. Auch deswegen fand ich es interessant, die Veranstaltung in unsere Region zu holen.
Das Leitthema der diesjährigen DLG-Feldtage ist „Pflanzenbau out of the Box“: Inwiefern findet auf Gut Brockhof „Out of the Box“-Pflanzenbau statt und was verbinden Sie persönlich mit dem Leitthema?
„Out of the Box” bedeutet für mich, dass der Pflanzenbau stark mit dem Klimawandel zu kämpfen hat und sich deswegen vieles in den letzten 20 Jahren verändert hat. Vieles hat sich verändert und wir müssen uns in vielen Arbeitsfeldern neu aufstellen. Und auch der politische und gesellschaftliche Druck auf die Landwirtschaft wächst. Bereits jetzt betreibe ich auf Gut Brockhof einen nachhaltigen Ackerbau mit einer 5-jährigen Fruchtfolge, um auf diese Herausforderungen entsprechend reagieren zu können. Unser Anbau ist sehr vielfältig, nur zweimal Getreide in fünf Jahren. Wenn immer möglich, haben wir eine Begrünung als Zwischenfrucht und setzen zudem überwiegend auf eine pfluglose Bearbeitung, um den Boden zu schonen. Jedoch stehen wir einem großen Problem gegenüber. In den letzten Jahren gab es jeweils im Juni oder Juli 60 bis 70 Millimeter Starkregenereignisse. Bisher fehlen mir noch die Ideen, wie man darauf reagieren kann. Innovative „Out of the Box“-Lösungen, wie sie auf den DLG-Feldtagen vorgestellt werden, können hier sicherlich Anreize liefern, wie Landwirte zukünftig mit diesen vielfältigen Herausforderungen umgehen können.
Wie laufen aktuell die Vorbereitungen für die DLG-Feldtage 2024?
Dieses Jahr haben wir mit sehr hohen Niederschlägen zu kämpfen. Von den Bestellarbeiten sind wir dieses Jahr genauso spät dran wie letztes Jahr. Trotz dieses Hindernisses laufen die Vorbereitungen meiner Meinung nach sehr gut. Besonders interessant finde ich es, durch die bereits angelegten Versuchsparzellen zu gehen und zu sehen, was dort alles gemacht wird. Eine Firma hat für Demo-Zwecke bereits schon die ersten Agri-PV-Anlagen auf meinen Flächen installiert. Das wird auf jeden Fall spannend.
Worauf können sich die Besucher besonders freuen und was ist aus Ihrer Sicht ein besonderes Highlight?
Alle Welt spricht von KI und wir als Landwirtschaft können und werden uns davor nicht verschließen. Und diese intelligente Technik wird sicherlich Einzug halten bei Hacktechnik, Spot-Spraying und vielleicht auch bei selbstfahrenden Arbeitsmaschinen. All das kann zukünftig helfen, den gesellschaftlichen und politischen Forderungen nach zum Beispiel einer Reduktion von Pflanzenschutzmitteln gerecht zu werden. Und ich bin mir sicher, dass das ein großer Anziehungspunkt für die Besucher auf den DLG-Feldtagen sein wird.
Interview: Jana Sondermann, Redaktion DLG-Newsroom
Infobox: Betriebsspiegel
Gut Brockhof liegt in der Soester Börde (Hellwegregion) zwischen Lippstadt und Soest (Nordrhein-Westfalen). Die Eigentümerin des landwirtschaftlichen Betriebes ist Carolin Möller. Verwalter sind Holger Tägder und seine Familie. Der Hof beschäftigt vier Festangestellte Mitarbeiter, die durch Auszubildende und Praktikanten regelmäßig unterstützt werden. Die bewirtschaftete Fläche umfasst insgesamt 300 Hektar, davon sind 170 Hektar eigene landwirtschaftliche Nutzfläche. Des Weiteren übernimmt der Betrieb die Bewirtschaftung von Kooperationsbetrieben. Die Fruchtfolgen sind 5-jährig: Angebaut werden Kartoffeln - Weizen - Zuckerrüben - Mais - Weizen oder Kartoffeln- Weizen- Wickroggen- Mais - Weizen. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 10,3 Grad Celsius mit einem jährlichen Niederschlag von 773 Millimetern. Der Bodentyp ist Lösslehm, die Bodenart schluffiger Lehm. Zudem betreibt der Betrieb eine Hähnchenmast mit 90.000 Plätzen. Seit 2018 nimmt Tägder am Tierwohlprogramm teil. Zusätzlich gibt es seit dem Jahr 2010 eine 500 kWh Biogasanlage mit Flexibilisierung (2560 kW installierter Leistung mit Nahwärmenetz) auf dem Gut. Für die DLG-Feldtage werden rund 55 Hektar der betriebseigenen Fläche verwendet. Besucher erreichen die Messe über die A 44, Abfahrt Erwitte-Anröchte sowie über die B 55 von der A 2 aus.