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© Lüneburg Landpixel.eu

Autoren:

  • Stefan Luther, authentisch&GREEN (Bayern)
  • Thorsten Möß, Milchviehberater & Bauernhofpädagoge (Baden-Württemberg) 

Ein kleiner Knigge für Feld und Flur

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Es ist Sommerzeit. Sie fahren mit dem Schlepper und Anhänger auf einer Landstraße – vor Ihnen befinden sich zwei Rennradfahrer. Überholen ist kaum möglich – schließlich dauert das Manöver auf der unübersichtlichen Straße einfach viel zu lange. Sie ärgern sich. Diese und andere Situationen gibt es auch neben der Straße zur Genüge. Aber sind Sie einmal ehrlich – gibt es nicht auch Situationen, in welchen Sie mit Ihrem Gespann das Verkehrshindernis darstellen? Wie verhalten Sie sich dann? Was wir brauchen, ist Rücksichtnahme – beidseitig. Grund genug für den Ausschuss Öffentlichkeitsarbeit, über allgemeines Auftreten in Feld und Flur nachzudenken und einen kleinen „Knigge“ mit Denkanstößen zusammenzustellen.

Das Wirken Einzelner hat Einfluss auf die Wahrnehmung unserer gesamten Branche. Zeigen Sie der Gesellschaft auch getreu dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“, welche Anstrengungen Sie unternehmen, um zu einem guten Miteinander beizutragen.

Geschwindigkeiten reduzieren

Auch wenn in der Ortschaft 50 km/h im rechtlichen Rahmen liegen, wirken landwirtschaftliche Fahrzeuge aufgrund ihrer Größe und Masse ungleich schneller und respekteinflößender. Reduzieren Sie die Geschwindigkeit innerorts freiwillig auf zum Beispiel 30 km/h. Dies wirkt sich auch positiv auf die Lärmentwicklung Ihres Gespannes aus. Des Weiteren wird Ihr Gespann im Ernstfall eher zum Stehen kommen, wenn plötzlich ein Ball die Hauseinfahrt hinunterrollt und der kleine Junge ihn unbedingt noch einholen will.

Aktive Routenplanung

Achten sie besonders in der Nähe von Altenheimen, Krankenhäusern, Kindergärten und Schulen auf Gefahrensituationen. Gegebenenfalls kann eine grundsätzliche Routenplanung sinnvoll sein – prüfen Sie kritisch, ob Wege durch Ortschaften wirklich die besten sind. Wartezeiten an Ampeln, Kreuzungen und Zebrastreifen können einen Umweg über Land zudem sinnvoller machen und das Lärmpotenzial reduzieren.

Es bietet sich an, spätestens ab 22:00 Uhr Wohngebiete zu umfahren, um den Berufstätigen und Kindern einen erholsamen Schlaf vor einem weiteren Arbeits- oder Schultag zu ermöglichen.

Nutzung von Haltebuchten

Durch die Nutzung von Haltebuchten vermeiden Sie lange Fahrzeugkolonnen auf Landstraßen und leisten einen wertvollen Beitrag für das Image von Landmaschinen im Straßenverkehr. Besonders, wenn Sie mit 25 km/h-Anhängern unterwegs sind. So vermeiden Sie auch waghalsige Überholmanöver. 

Bedarfsgerechte Beleuchtung

Es ist wieder einmal spät geworden. Dank der Arbeitsscheinwerfer konnten Sie alles gut überblicken. Im Straßenverkehr blendet die Arbeitsbeleuchtung allerdings andere Verkehrsteilnehmer und Anwohner. Beschränken Sie die Beleuchtung nach Verlassen der Fläche auf das zur Sicherung des Transportes notwendige Maß.

Siedlungen und Wohngebiete bieten Chancen für Rücksichtnahme

An Feldern angrenzende Siedlungen stellen Interessenskonflikte dar. Anwohner werden Ihnen dankbar sein, wenn Sie auf die allgemeinen Ruhezeiten (z. B. Feierabend & Wochenende) möglichst Rücksicht nehmen. Staub, Lärm und Geruch (Gülle- & Pflanzenschutzausbringung, Kalkung sowie Bodenbearbeitung) können stören. Wir als Autoren kennen natürlich das Dilemma: Als Landwirt sind Sie mehr als jeder andere von der Witterung abhängig und haben damit Ihre zeitlichen Schwerpunkte nicht in der Hand.

Halten Sie dennoch die Störfaktoren in Siedlungsnähe auch von der Uhrzeit abhängend gering. Zum Beispiel können Sie die Feldbearbeitung bei anstehenden Nachtschichten tagsüber an der Bebauung beginnen und von dieser wegwärts arbeiten. 

Tue Gutes und rede darüber

Wenn Sie in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv sind, kommunizieren Sie Ihre Rücksichtsmaßnahmen auch gegenüber der Bevölkerung, damit diese sie überhaupt wahrnimmt. Dies lässt sich z.B. in Form eines Verhaltenscodex auf Ihrer Homepage darstellen.

„Rücksicht macht Wege breit“

Wie denkt ein Spaziergänger über Sie, wenn er sieht, wie Sie den Feldweg reinigen? – Begegnen Sie auch in der Flur anderen Wegnutzern respektvoll. Dazu gehört es, bei Spaziergängern die Geschwindigkeit zu verringern und freundlich zu grüßen. Vielleicht grüßt Sie der Passant auch ganz von selbst. Unterbrechen Sie Ihre Arbeit gerne einmal und halten Sie wenn möglich an, denn dies bietet einen guten Zeitpunkt für einen Dialog.

Schalten Sie den Motor aus und steigen Sie vom Trecker ab, denn auf Augenhöhe unterhält es sich besser. So können Sie „der Landwirtschaft“ ein Gesicht geben und durch einen persönlichen Bezug Vertrauen schaffen.

Kommunikation mit der Nachbarschaft ist eine Chance! 

Als Landwirt hat man selten direkte Nachbarn, mit welchen man Haustür an Haustür wohnt. Trotzdem wohnen viele Menschen mit ihrer Haustür an Ihren Nutzflächen. 

Wenn Sie in arbeitsreichen Zeiten bis in die Nacht arbeiten oder zum Beispiel aus fachlichen Aspekten Pflanzenschutzmittel nachts ausbringen müssen, gibt es viele Möglichkeiten bei Ihren Mitmenschen Bewusstsein für die Notwendigkeit besonderer Arbeitszeiten zu schaffen. Kommunikation ist hierbei besonders wichtig.

Beispiele für den Kontakt mit der Gesellschaft

  • Info-Flyer des DLG-Ausschusses Öffentlichkeitsarbeit nutzen 
  • Über Gülle-WhatsApp-Gruppe informieren
  • Angebote für Feldrandschilder von Verbänden nutzen
  • Pressevertreter in Zusammenarbeit mit örtlichen Berufsverbänden auf den Hof einladen, um positive Zeitungsartikel zu generieren
  • Kommunikation über Social-Media und die eigene Homepage
  • Landmaschinen mittels Aufkleber als Infofläche nutzen 
  • Organisieren Sie einen Tag des offenen Hofes, um mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen. Auch Verbände nutzen diese Anlässe gerne und unterstützen Sie hierbei in der Öffentlichkeitsarbeit.
  • Bauernhofpädagogische Angebote auf dem Hof schaffen (Kindergeburtstage, Teambuilding, Kindergärten und Schulbesuche)

Ideen für ein Dankeschön gegenüber der Bevölkerung

  • Werfen Sie einen netten Danke!-Flyer nach der Ernte in die Briefkästen der Anwohner, Nachbarn und Verpächter 
  • Steuern Sie für die örtliche Tombola einen Gewinn bei
  • Unterstützen Sie den örtlichen Sportverein mit einer Spende
  • Stellen Sie für das nächste Dorffest ein Fass Freibier zur Verfügung
  • Wichtig: Belassen Sie es nicht nur bei einer Spende, sondern kommunizieren Sie diese Maßnahme auch, als Entgegenkommen gegenüber der Bevölkerung.

©  Bundesverband Lohnunternehmen e.V. (BLU)

Checkliste – Wie viele Punkte können Sie erfüllen?

 Reduzieren Sie die Geschwindigkeit freiwillig innerorts?
 Beachten Sie Gefahrensituationen (z. B. Altenheime, Kindergärten) in der Routenplanung?
 Nutzen Sie Haltebuchen, um Fahrzeugkolonnen zu unterbinden?
 Beschränken Sie die Beleuchtung im Straßenverkehr auf das Abblendlicht? 
 Nehmen Sie Rücksicht auf Siedlungen und Wohngebiete?
 Reduzieren Sie die Geschwindigkeit auf den Feldwegen beim Vorbeifahren an anderen Nutzern?
  Werden Rücksichtsmaßnahmen auch als solche kommuniziert?
  Suchen Sie den Dialog mit Passanten in der Feldflur?
 Suchen Sie den Kontakt zur Gesellschaft (Social-Media, Website, Postkartenaktion, Zeitungsartikel etc.)?
  Nutzen Sie Möglichkeiten, um der Bevölkerung ein Dankeschön zurückzugeben?

         
  
  
    
  

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