DLG-geprüfte Siliermittel: Gewusst, wie!
Wer bestmögliche Silage produzieren will, muss zunächst einmal dafür sorgen, dass die Grundvoraussetzungen sicher erfüllt sind. Denn bei all ihrem segensreichen Wirken sind Siliermittel nicht in der Lage, Wunder zu erfüllen. Dies bedeutet, dass das zu silierende Gut aus einem hochwertigem Pflanzenbestand kommen sollte sowie das Erntegut zum richtigen Zeitpunkt geerntet und möglichst sauber eingebracht worden ist.
Im Hinblick auf den Silierverlauf und insbesondere um Fehlgärungen zu vermeiden, ist es ratsam, durch etwas höher eingestellte Erntemaschinen lieber auf etwas Masse zugunsten von sauberem Ausgangsmaterial zu verzichten. Auch weitere vermeidbare Verluste von Gär- und Sickersäften über den richtigen Anwelk- beziehungsweise Reifegrad gilt es zu vermeiden. Am Silostock selbst kommt es dann auf eine hohe Verdichtung, rasche Abdeckung, eine ausreichende Gärdauer sowie einen hohen Vorschub bei der Entnahme an.
Zur Verhinderung einer Fehlgärung und der damit verbundenen hohen Verluste sichern beziehungsweise verbessern DLG-geprüfte Siliermittel der Wirkungsrichtung 1 den Gärverlauf. Bei Anwelkgut mit über 40 Prozent Trockenmasse (TM), Silomais oder Getreide-Ganzpflanzen besteht das Risiko, dass das Material an der Schnittfläche nacherwärmt. Hier helfen Siliermittel der Wirkungsrichtung 2 die aerobe Stabilität zu verbessern.
Die DLG-Prüfung erfasst darüber hinaus noch weitere Wirkungsrichtungen und Anwendungsbereiche. So reduzieren Siliermittel der Gruppe 3 den Gärsaftablauf, solche der Gruppe 4 verbessern Futteraufnahmewert (4a), Verdaulichkeit (4b), Fleischerzeugungswert (4c Mast) oder Milcherzeugungswert (4c Milch) der Silage. Siliermittel der Gruppe 5 verhindern die Vermehrung von Clostridiensporen. Bei der Wirkungsrichtung 6 (Verbesserung des Methanerzeugungswertes) gibt es ebenso DLG-geprüfte Zusätze.
Siliermittel wie einsetzen?
Für den Einsatz der Siliermittel sind im Prinzip zwei Entscheidungskriterien wichtig: Die erste Frage, die den Praktiker wieder auf die oben angeführte Bestandesführung seiner Futterbestände zurückführt, ist die Frage nach der Silierbarkeit. Sehr gut silierbares Erntegut hat wenig Eiweiß und viel Zucker, ist blattreich und wurde sauber eingebracht.
Bei Gras bilden etwa zwei Drittel Ertragsanteile an hochwertigen Gräsern hier die Basis, ergänzt um etwa gleiche Anteile an Kräutern und Klee. Spätere Erntezeitpunkte nach dem Ähren- beziehungsweise Rispenschieben verringern den Zuckergehalt und verringern die Silierbarbeit. Demzufolge ist sehr schlecht silierbares Grobfutter eiweißreich und hat einen geringen Zucker- sowie hohen Stängelanteil. Hinzu kommt gegebenenfalls noch eine Verschmutzung während der Ernte.
Das zweite Entscheidungskriterium ist der Trockenmassegehalt (TM-Gehalt). Üblicherweise versucht man, auf mindestens 30 Prozent Trockensubstanz anzuwelken, damit keine Verluste über Gärsäfte oder gar Buttersäurevergärung auftreten. Liegt der Anwelkgrad unter 30 % und damit ein relativer Zuckermangel vor, sind chemische Siliermittel oder Kombinationsprodukte mit homofermentativen Milchsäurebakterien (MSBhomo) der DLG-Wirkungsrichtung 1a die Mittel der Wahl, um den Gärverlauf zu sichern und zu verbessern.
Mit steigenden TM-Gehalten bietet sich der Einsatz von MSBhomo an – bei guter Silierbarkeit der Wirkungsrichtungen 1b, 1c oder 4, bei schlechterer Silierbarkeit der Wirkungsrichtungen 1b und 1c unter Melassezusatz. In jedem Fall ist bei der Entnahme ein hoher Vorschub sicherzustellen. Bei noch höheren TM-Gehalten kommen Siliermittel der Wirkungsrichtung 2 zur Verbesserung der aeroben Stabilität ins Spiel.
Neben einzelnen mikrobiologisch wirksamen Produkten sind unter den Siliermitteln mit DLG-Gütezeichen eine Vielzahl chemischer Silierzusätze zu finden. Beispiele sind aus der weiteren Vergangenheit der Einsatz von Essig- und/ oder Propionsäure, mit denen beim Befüllen des Silostocks zunächst der pH-Wert möglichst schnell und effektiv abgesenkt wurde. So konnte bereits mit dem Start der Futtergärung nach dem luftdichten Verschließen des Silostocks ein sonst übliches, für eine gewisse Zeit paralleles Wachstum von Pilzen und Hefen unterdrückt werden.
Die Zahl der Dauerstadien war dadurch deutlich geringer, von denen ausgehend dann bei Sauerstoffzutritt nach dem Öffnen des Silos das Pilz- und Hefenwachstum mit seinem verbundenen verderblichen Werk erneut starten konnte – ein wertvoller Zeitgewinn. Später trat die Wachstumsunterdrückung in den Vordergrund; hierbei sind Sorbin- und Benzoesäure besonders effektiv.
Hinzu kam der Vorteil, dass diese auch aus der Lebensmittelindustrie bekannten Produkte auch als korrespondierende Salze in Form von Neutralsalzlösungen oder Granulaten eingesetzt werden können. So steigen Sicherheit und Komfort für den Anwender in der Handhabung und die korrosive Wirkung auf das Fahrsilo geht zurück. Lediglich in der Silage selbst wirken die zugesetzten Salze dann als Säure.
In die gleiche Richtung arbeiten heterofermentative Milchsäurebakterien (MSBhetero): Deren zusätzliche Stoffwechselprodukte (vor allem Essigsäure, aber auch 1,2-Propandiol) hemmen das Wachstum wärmebildender Hefepilze. Dies führt zu einer intensiveren Milchsäuregärung und – auch dadurch, dass einzelne Stämme auch noch im späteren Silierverlauf Milchsäure zu Essigsäure verstoffwechseln – zu einer hohen aerobe Stabilität bei der Entnahme.
Homofermentative Milchsäurebakterienstämme hingegen sorgen „nur“ für eine beschleunigte Ansäuerung des Silierguts, was aber dank einer intensiven und verlustarmen Gärung zu höherer Verdaulichkeit und gesteigertem Energiegehalt des Futters und zusätzlich zu einer verbesserten Futteraufnahme der schmackhaften Silage führt.
Fazit
DLG-geprüfte Siliermittel sind ein Betriebsmittel für Spezialisten für eine Vielzahl von Anwendungen. Es obliegt dem Landwirt, die aktuelle Situation vor Ort möglichst genau zu kennen und sich für das richtige der aktuell 52 Produkte von 20 Herstellern zu entscheiden. Richtig eingesetzt, werden durch DLG-geprüfte Siliermittel Silagen verbessert und gute Silagen gesichert.
Worauf man sich in der Praxis allerdings wirklich verlassen kann, ist die sprichwörtliche Qualität der Siliermittel mit DLG-Gütezeichen. Sie müssen ihre Wirksamkeit in mehreren neutralen Vergleichsversuchen gegenüber unbehandelten Silagen aus dem gleichen Ausgangsmaterial nachgewiesen haben.
Durch jährlich wiederkehrende, unangekündigte Beprobung im Werk, Handel oder beim Landwirt wird eine gleichbleibende Produktqualität gewährleistet. Welche Produkte mit einem DLG-Gütezeichen ausgezeichnet sind, können Sie auf der DLG-Webseite oder bei den Offizialberatungen erfahren.
Ansprechpartner für die DLG-Siliermittelprüfungen ist Dr. Michael Eise vom DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel. Seine Kontaktdaten finden Sie hier.