Maissilage made in Vietnam
Im Zuge der AGRITECHNICA ASIA fanden in der vergangenen Woche täglich internationale „Expert Talks“ zu fruchtartenspezifischen Themen statt: Reisproduktion in Myanmar, Zuckerrohranbau in Thailand, aber eben auch über die Silageroduktion in Vietnam.
Dazu lud die DLG Gonen Harel ein. Er ist Direktor für Viehhaltung und Veterinärwesen der Vietnam Dairy Products Joint Stock Company, Vinamilk. Harel ist unter anderem dafür zuständig, circa 7.000 Kühe mit ausreichend Futter zu versorgen. Die Herde ist in kleinere Einheiten von 1.000 – 1.200 Tieren eingeteilt. Die Fütterung basiert zu 100 Prozent auf Silage, was auch in Vietnam bei den großen Betrieben Standard ist.
Die Firma besitzt keine eigenen Futteranbauflächen und kooperiert mit Kleinbauern aus der Region für die Zulieferung der Silagegrundlage Mais. Und hier fängt die Geschichte an, interessant zu werden. Für etwa 1.200 Tiere liefern 261 Kleinbauern den Mais. Dieser wird auf den Kleinflächen per Hand geerntet, jede Pflanze einzeln. Die Ernte wird auf Transportwagen geladen und mit dem Traktor über die Firmenwaage auf die Betriebsfläche gefahren.
Dort abgekippt, steht ein Heer von Arbeitern bereit, den Mais wiederum per Hand in einen Kleinhäcksler zu führen, der in einem großdimensionierten Fahrsilo steht. Eine Arbeit, die weder Qualität noch Effizienz verspricht. Unterschiedliche Maissorten, Feuchte und Qualitäten gepaart mit langen Liegezeiten und unzureichender Häckselqualität. Diese Mängel in der Prozesskette haben letztendlich Auswirkung auf die Leistung der Herde.
Seit Veterinär Harel die Stelle übernahm, gab es jedoch bereits schon einige Änderungen in die richtige Richtung. Sein Einfluss greift erst an der Stelle, an der der Mais auf dem Betriebshof liegt. Gemeinsam mit einheimischen Ingenieuren entwickelte er die „Roto Grind Technology“, eine Art stehender Maishäcksler mit einem per Frontlader befüllbaren und rotierenden Trichter – man ist an einen Futtermischwagen erinnert. Die Häckselleistung ist höher und gleichmäßiger.
Anschließend wird ins Silo eingelagert. Gonen Harel lässt sich von den vielen Mitarbeitern regelmäßig Handyfotos vom Fortgang der Arbeit zusenden, um sicherzustellen, dass die Verdichtung und Häckselqualität einigermaßen funktionieren. Auch steht er für den Einsatz besserer Abdeckfolie, die bisher nur sehr dünn war und keinen ausreichenden Luftabschluss gewährte. Zudem wird die Entnahmetechnik weiterentwickelt. Mit regelmäßigen Futterproben wird auf die Qualität hin untersucht, um die Prozess- und schlussendlich Futterqualität zu verbessern.
Optimierungspotenzial gibt es allemal, gleichzeitig sieht sich Vinamilk als einer der größten Abgeber für Kleinbauern in der Region und kann diese soziale Verantwortung nicht leichtfertig durch die Etablierung von eigenen Großflächen und Großtechnik aufgeben. Hier gilt es Balance zu halten.
Diesen und weitere „Expert Talks“ können Sie unter einmaliger Registrierung auf www.agritechnica-asia.com/digital-connect nachhören und -sehen.
Autor: Dr. Klaus Erdle, DLG