Das Dilemma im biologischen Pflanzenschutz
Zur ersten Sitzung des Jahres machten die Teilnehmer des DLG-Ausschusses für Pflanzenschutz den biologischen Pflanzenschutz zum Thema. Viele kennen die bereits verbreitete Methode der Ausbringung von Schlupfwespeneiern (Trichogramma) zur biologischen Bekämpfung des Maiszünslers. Prof. Dr. Johannes A. Jehle erklärte daran sehr anschaulich das Prinzip des biologischen Pflanzenschutzes: „Es ist die Nutzung von Lebewesen (auch Viren) zur Regulierung und Bekämpfung von Schaderregern.“
Neben der Förderung ist das aktive Ausbringen von Nützlingen oder Naturstoffen eine Methode. Letztere hat die größte Ähnlichkeit gegenüber dem chemischen Pflanzenschutz. Ein ein- oder mehrmaliges Ausbringen, wenn Bedarf besteht. Nach der Bekämpfung wird die Behandlung wieder eingestellt.
Viel mehr hat diese Methode jedoch mit dem chemischen Pflanzenschutz nicht gemein. Auch wenn oft erhofft, ist sie kein Ersatz für den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel. Warum? Das liegt daran, dass einer der größten Vorteile des biologischen Pflanzenschutzes seinen Einsatz wiederum so schwierig und aufwändig macht.
Die ausgesprochen hohe Selektivität, also die Wirksamkeit gegenüber einem speziellen Schaderreger, bringt kaum negative Auswirkungen auf Boden, Wasser und Luft mit sich. Rückstände sind kaum ein Thema und Wartezeiten oder das Risiko von Resistenzentwicklungen sind gering. Gleichzeitig hat diese hohe Selektivität zur Folge, dass der Einsatz nur gegen sehr wenige Schaderreger wirkt. Das heißt, der Markt ist vergleichsweise klein. Damit verteuert sich die Entwicklung. Die Kosten steigen. Die Entwicklung beschränkt sich schnell auf Kulturen mit hohen Deckungsbeiträgen. Oft werden auf Grund dessen hochselektive biologische Pflanzenschutzmittel nicht zur Marktreife gebracht.
Zudem ist die Wirksamkeit stark von Standort, Witterung und dem Entwicklungsstadium des Schaderregers abhängig – oft muss bereits bekämpft werden, wenn ein Schaden noch gar nicht absehbar ist. Auch ist die Anwendung selbst nicht ohne. Es braucht Erfahrung, da es sich stets um den Umgang mit Lebewesen handelt, die nur bei richtiger Anwendung und bestimmten Bedingungen ihre Wirkung zeigen.
Trotzdem wird von vielen Seiten an der Entwicklung von biologischen Pflanzenschutzmitteln gearbeitet, da der Druck auf den chemischen Pflanzenschutz steigt. Rückstandsproblematik, Resistenzen etc. sind – wie gesagt – bei diesen Mitteln selten ein Problem. Es gilt die Mittel breiter anwendbar und sicher wirksam zu gestalten. Hierzu arbeitet die Forschung auf Hochtouren. Ihre Anwendung steigt vor allem im Unterglas-Anbau. Jetzt fehlt noch die breite Anwendung auf dem Feld.
Autor: Dr. Klaus Erdle, DLG