Schweinehalter in Europa: Hoffen auf den Sommer
Noch immer haben das Corona-Virus und das Virus der Afrikanischen Schweinepest große Auswirkungen auf die Lage der Schweinehalter. Die aktuellen Entwicklungen der Covid-19-Pandemie werden von den Vorstandsmitgliedern aus Deutschland, Finnland, Dänemark, Belgien, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Südafrika ähnlich beschrieben. Nachdem in allen Ländern die dritte Welle gebrochen scheint, kehrt überall mehr Normalität zurück. Unterschiede gibt es lediglich beim Impffortschritt und den Priorisierungsgruppen. Während in den meisten Ländern vom Alter her abwärts geimpft wird, steht in Dänemark nach Durchimpfung der über 80-jährigen nun die jüngere Generation im Fokus. In Südafrika befindet man sich hingegen noch mitten in der dritten Welle und ist aktuell bestrebt, genügend Impfstoff zu organisieren.
Steigende Nachfrage nach Schweinefleisch erwartet
Mehr Normalität bedeutet konkret, dass Kontaktbeschränkungen langsam zurückgefahren werden, Restaurants und Hotels wieder öffnen und auch Urlaubsreisen möglich werden. All dies bedeutet auch eine steigende Nachfrage nach Fleisch und Grillartikeln. Man erhofft sich also europaweit steigende Schweinepreise – und die sind auch dringend nötig. Vor allem die gestiegenen Futterkosten haben die Produktion in den letzten Wochen stark belastet und den Schweinehaltern erneut Sorgenfalten bereitet, so das Resümee der EPP-Ländervertreter. Lediglich in Dänemark konnten aufgrund der stark gestiegenen Exporte nach China in der ersten Jahreshälfte gute Erlöse erzielt werden. Im europäischen Schweinepreisvergleich rangieren die Skandinavier daher auch hinter den Spaniern, die aktuell fast 30 Cent je kg mehr erlösen, auf dem zweiten Platz.
Die Produktionskosten stehen in vielen Ländern aber auch aufgrund steigender Anforderungen hinsichtlich Tierwohl und Umwelt unter Druck. In Österreich ist beispielsweise ein Referendum geplant, welches Vollspaltenböden, Kastration und das Schwanzkupieren verbieten soll. Hier versucht man seitens der Produzenten nun, mit einem „upgrade“ des bewährten AMA-Gütesiegels gegenzusteuern. Selbst in Finnland, wo man bereits ein hohes Tierwohlniveau erreicht hat, gibt es aktuell Bestrebungen, die Kastration zu untersagen. Dies würde den Finnen allerdings große Probleme beim Export bereiten, da zahlreiche Abnehmer kein Eberfleisch bzw. Fleisch von immunokastrierten Ebern akzeptieren. In der Schweiz denkt die Regierung zudem über eine Verschärfung der Umweltgesetzgebung nach. Auch hier sind zwei Referenden zum Antibiotikaeinsatz und zum Einsatz von Pestiziden anhängig.
Afrikanische Schweinepest weiterhin im Fokus
Sehr intensiv beobachtet man in Europa aktuell das ASP-Geschehen in Deutschland, wo dieses Jahr bereits über 1000 infizierte Wildschweine gefunden wurden. Die (langfristigen) Auswirkungen auf die Preise spürt man in Belgien auch heute noch, wo trotz offiziellem Freiheitsstatus immer noch kein Export nach China möglich ist. Länder ohne infizierte Wildschweine sind daher bestrebt, diesen Status zu halten und investieren mittlerweile viel Geld in Präventionsmaßnahmen. Dänemark hat mit dem festen Zaun und der konsequenten Bejagung mittlerweile sämtliche Wildschweine im Land erlegt, und Finnland hat gute Erfahrungen mit verstärkten Grenzkontrollen und dem Einsatz von Spürhunden an allen Flughäfen und Bahnhöfen an der Grenze zu Russland gemacht.
Hoffen auf „echtes“ Netzwerken
Im EPP-Netzwerk plant man für den Herbst eine Serie von „Farminaren“, also virtuellen Betriebsbesichtigungen von EPP-Mitgliedern in unterschiedlichen Ländern. Eine Arbeitsgruppe aus Vorstandsmitgliedern macht sich aktuell auf die Suche nach geeigneten Betrieben und bereitetet die virtuelle Tour vor.
Trotz all dieser virtuellen Möglichkeiten freut man sich aber bereits auf das Jahr 2022, in dem dann hoffentlich der bereits zweifach verschobene EPP-Congress in den Niederlanden als echtes Networking Event stattfinden wird. Wir halten Sie über die Entwicklungen auf dem Laufenden…