Mutig nach vorne denken!
Stefan Cramm zur Jahrestagung der Jungen DLG
Die Agrarbranche steht vor einem politischen und wirtschaftlichen Paradigmenwechsel. Themen wie eine „grüner“ werdende Marktwirtschaft (GAP, Klimaschutz, Ökologisierung der Produktion) und eine Neuausrichtung der Tierhaltung (Initiative Tierwohl, Borchert-Kommission, Label, etc.) sind aktuell diskutierte Umsetzungsstrategien für die gesamte Branche.
Jetzt heißt es gerade für die Mitglieder der Jungen DLG, die Möglichkeiten zu nutzen und den Wandel als Chance zu sehen! Wo findet sich unsere Generation in der Zukunft wieder, und wie kann die Ausrichtung des eigenen Betriebes von fundierten Erfahrungen der Branche profitieren?
Um den vielfältigen Herausforderungen gerecht werden zu können, braucht es innovative Geschäftsideen und Lösungsansätze. Lösungen können nur entstehen, wenn wir über unseren Tellerrand hinausdenken.
Zur digitalen Jahrestagung der Jungen DLG am 10. Juni waren spannende Unternehmer aus der Agrarbranche zum Gespräch eingeladen. Eindrücklich wurde gezeigt, dass unternehmerischer Mut, eine gute Idee und eine noch bessere Umsetzung auf unterschiedlichste Art und Weise zum Erfolg geführt haben.
Unser Ziel auf der Jahrestagung war aufzuzeigen, wie wichtig es ist, sich mit einer neuen Idee auseinanderzusetzen, um Chancen und auch Risiken einordnen zu können. Jede Entwicklung im Umfeld der Landwirtschaft bietet Chancen für pfiffige Unternehmensideen bzw. Produktentwicklungen. Von daher lautete das Motto: „Innovationen braucht das Land – Kreative Lösungen zulassen, mutig nach vorne denken!“
Der Unternehmer und Geschäftsführer Robert Dahl von Karl’s Erdbeerhof in Rövershagen zeigte auf, dass die Vermarktung im direkten Kundenkontakt eine besondere Herausforderung ist und jeden Tag das eigene Konzept auf den Prüfstand gestellt werden muss, um weiterhin für Kunden und Besucher die Spannung zu halten. Die Vermarktung auf diesem Wege bietet viele Chancen und hat eine unglaubliche Produktdiversifizierung mit sich gebracht. Dahl hat durch seinen Werdegang eindrucksvoll gezeigt, dass es rechts und links von seinem eigentlichen Feld „Erdbeeren“ eine Fülle an Chancen gibt, die auf die Umsetzung warten.
Innovationen sind Teil einer dynamischen Betriebsentwicklung, welche einerseits auf dem eigenen Betrieb, andererseits auch in der Industrie zum Mantra des Wirtschaftswachstumes geworden ist. Christoph Grimme von der Grimme Landmaschinenfabrik stellte den Zuhörern die Entwicklung von autonomer Erntetechnik vor, welche zukünftig im scharf kalkulierten Bereich der Arbeitserledigungskosten ein Lösungsansatz sein kann. Hier lag der Ansatz nicht nur in der kleinen Robotik, sondern auch in der vorhandenen Großtechnik. Eine klare Aussage von Grimme war, die Technik, die heute von Ihm gebaut wird, muss weiter verbessert und entwickelt werden und soll auch morgen zu den besten Produkten auf dem Markt gehören.
Zudem hat die Landwirtin Claudia Müller aus Wächtersbach wunderbar erläutert, wie sich Innovationen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb Stück für Stück einbinden lassen. Die eigene Hofmolkerei - mit der Vermarkung einer Teilmenge der produzierten Milch - ist durch die Entwicklung der Pandemie sogar überdurchschnittlich in der Bedeutung gestiegen, dass eigentlich eine Erweiterung der Produktion nötig wäre. Spannend war hier der Abwägungsprozess in der Diskussion mit den Teilnehmern, dass eine Investition strategisch und finanziell wohl überlegt sein muss, um das damit verbundene Risiko zu reduzieren. Es war hochinteressant von den Erfahrungen und Tipps zur Betriebsentwicklung zu hören, wertvolle Rückschlüsse auf das eigene Handeln zu erhalten und die Entwicklung der eigenen Unternehmer-Skills zu fördern.
Wir als Mitglieder der Jungen DLG brauchen Innovationen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Landwirtschaft und stehen in der Verantwortung, die Zukunft mitzugestalten. Es kommt auf uns an, Lösungen für die Herausforderungen kommender Zeiten zu finden und zu entwickeln. Die Jahrestagung war der Startpunkt in die postpandemische Zeit, in welcher wir weiterhin die Facharbeit in der Jungen DLG stärken werden und uns mit cleveren Unternehmern und der Wissenschaft vernetzen, um hier die Impulse für die Zukunft zu definieren. Getreu dem Titel der Tagung:
„[…] Kreative Lösungen zulassen, mutig nach vorne denken!“