„Die Landwirtschaft war immer schon ein starker Innovationstreiber“
Junglandwirt Christoph Selhorst ist vielseitig interessiert. Der 33-jährige Schweinehalter aus dem nordrhein-westfälischen Ascheberg hat zusammen mit seiner zukünftigen Frau den Anbau von Popcorn-Mais gestartet, den die beiden direkt vermarkten. Außerdem beschäftigt er sich mit der regenerativen Landwirtschaft und ist auf Instagram aktiv, um interessierte Menschen mitzunehmen.
Herr Selhorst, stellen Sie uns doch bitte einmal Ihren Betrieb und aktuelle Projekte vor.
Christoph Selhorst: Wir bewirtschaften 150 ha Ackerbau mit Gerste, Weizen, Roggen, Raps, Ackerbohnen und CCM-Mais als Futter für unsere Schweine. Außerdem pflegen wir noch 25 ha Wald. Die Tierhaltung umfasst rund 3.000 Schweinemastplätze.
Ich bin sowohl in der Schweinehaltung als auch im Ackerbau stets auf der Suche nach neuen Ideen und Impulsen. So haben wir beispielsweise am Modell- und Demonstrationsvorhaben Tierschutz (MuD) und diversen anderen Tierwohlprojekten teilgenommen. 2019 habe ich einen „Bodenkurs im Grünen“ besucht, den ich durch das Preisgeld des Internationalen DLG-Preises finanziert habe.
Seither befasse ich mich intensiver mit dem Boden und den Ackerkulturen. Ich versuche den Boden besser kennenzulernen und über optimierte Nährstoffgaben die ganze Pflanze im Blick zu haben sowie das Bodenleben zu fördern. Dies verwirklichen wir zum Beispiel über eine möglichst ganzjährige Begrünung des Ackers, unter anderem mit Zwischenfrüchten. Außerdem versuchen wir durch vitalisierende Maßnahmen, unter anderem durch „Komposttee“, die Pflanzen widerstandsfähiger zu machen. Auf unserer Instagram-Seite berichten wir regelmäßig darüber.
Seit 2019 beschäftigen wir uns zudem mit dem Anbau von Popcornmais. Auf die Idee kam meine Partnerin auf einer Dienstreise in die USA. Die erste größere Ernte konnten wir im Herbst 2020 einfahren. Vermarktet haben wir den Mais über einen Onlineshop auf unserer Homepage und diverse Hofläden in der Region. In diesem Jahr haben wir die Fläche deutlich ausgedehnt.
Sie sind auf verschiedenen Kanälen aktiv in der Verbraucherkommunikation. Wie kam es dazu?
Selhorst: Vor fünf Jahren haben wir uns ein Logo entwickeln lassen und sind mit unserer Hof-Website gestartet. Ursprünglich wollten wir nur ein Hofschild aufstellen. Bei der Frage, wie wir alle Informationen und Werte, die wir über das Schild transportieren wollen, auf 1,5 m² platzieren sollen, kam uns die Idee, auf dem Hofschild nur unser Logo und unsere Website-Adresse abzubilden. Interessierte können dann auf unserer Seite stöbern.
Das Logo spiegelt dabei die Hofidentität mit Schwein, Fachwerkhof und Ähre wider. Mittlerweile prangt das Logo auch auf unseren Arbeitsjacken, Visitenkarten und als Aufkleber auf unseren Landmaschinen. So kann jeder sehen, dass wir zum Hof gehören und wir fahren nicht mehr anonym durchs Dorf. Insgesamt haben wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Wir werden damit sowohl im näheren Umfeld als auch von Geschäftspartnern und Journalisten individuell wahrgenommen. Alles zusammen trägt zu einem besseren Wiedererkennungswert und Image bei.
Seit dem Frühjahr 2020 sind wir auch auf Instagram als „hof_selhorst“ aktiv – Corona sei Dank. Wir konnten keine Besuchergruppen mehr begrüßen und auch der Kontakt zu Freunden und Bekannten war durch die Corona-Pandemie sehr eingeschränkt. Über unseren Instagram-Account möchten wir vor allem Bürgern aus unserer Region Einblicke in einen modernen, landwirtschaftlichen Familienbetrieb geben. Wir zeigen auf dem Kanal den Alltag und die Herausforderungen eines Landwirtes, aber auch die schönen Seiten des Landlebens.
Wie sind Sie zur DLG gekommen?
Selhorst: Ich habe 2013 das DLG-Trainee-Programm absolviert. Dort konnte ich durch Praktika Einblicke in verschiedenste Bereiche im vor- und nachgelagerten Bereich machen. Das war eine sehr gute Vorbereitung für den Einstieg in den Job.
Die DLG bietet ein sehr gutes Netzwerk für den fachlichen Austausch innerhalb der Branche. Viele dieser Arbeiten sind freiwillig und ehrenamtlich, aber ich denke, ein Ehrenamt ist immer sinnvoll investierte Zeit. Diese Tätigkeiten erweitern sowohl den persönlichen als auch den betrieblichen Horizont. Zudem tut man etwas für die grüne Branche und es macht auch Spaß.
Wie geht es mit der Schweinehaltung in Deutschland Ihrer Meinung nach weiter?
Selhorst: Der Umbau in Richtung mehr Tierwohl ist meines Erachtens nicht aufzuhalten. Doch die Genehmigungspraxis ist und bleibt nach wie vor schwierig. Jeder sucht im Rahmen seiner Möglichkeiten nach der betrieblich bestmöglichen Lösung. Ich bin mir aber sicher, die Landwirtschaft war immer schon ein starker Innovationstreiber und das wird sie auch in Zukunft bleiben.
Wenn Sie drei Wünsche für die Zukunft äußern könnten…
- … dann würde ich die Rahmenbedingungen für den Umbau in Richtung mehr Tierwohl vereinfachen.
- … dann erhoffe ich mir eine ideologiefreie und faktenbasierte Entscheidungsfindung in der Politik.
- … dann wünsche ich mir, dass wir den Familienbetrieb gemeinsam mit der Familie auch in Zukunft nachhaltig und wettbewerbsfähig weiterentwickeln können, so wie es die vergangenen Generationen auch getan haben.
Die Fragen stellte Angelika Sontheimer, Agrarjournalistin, Winsen (Aller).
Zur Person
Christoph Selhorst hat nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung in Osnabrück Landwirtschaft studiert. Danach absolvierte er das DLG-Trainee-Programm und den „TOP Kurs“ an der Andreas-Hermes-Akademie in Bonn.
Nachdem er anderthalb Jahre in Sachsen-Anhalt auf einem Betrieb mit Schweinemast als Betriebsleiter gearbeitet hatte, ist er 2015 in den elterlichen Betrieb in Ascheberg-Herbern im Kreis Coesfeld im Münsterland eingestiegen. Dort ist er zusammen mit seinen Eltern für die Schweine und den Ackerbau verantwortlich.
In seiner Freizeit engagiert er sich unter anderem ehrenamtlich bei der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, ISN.