Zukunft Landwirtschaft. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
DLG-Präsident Hubertus Paetow zum Abschlussbericht der Zukunftskommission Landwirtschaft
Die Zukunftskommission Landwirtschaft hat diese Woche ihren Abschlussbericht verabschiedet. Unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Peter Strohschneider haben sich darin ihre 30 Mitglieder aus Verbänden, Organisationen und Wissenschaft einstimmig auf ein klares Bekenntnis zum landwirtschaftlichen Zukunftsstandort Deutschland geeinigt und konkrete Empfehlungen für die künftige Agrar-, Umwelt- und Ernährungspolitik sowie für die Gestaltung eines Transformationsprozesses des Landwirtschafts- und Ernährungssystems formuliert. Am 6. Juli 2021 wird der Abschlussbericht an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel übergeben. Das über 170 Seiten starke Papier enthält das Konzept für eine Landwirtschaftspolitik der Zukunft.
Bemerkenswert an diesem Ergebnis der Zukunftskommission ist, dass sich alle beteiligten Mitglieder – bei allen unterschiedlichen Ausgangspositionen – einstimmig auf Empfehlungen für einen Transformationsprozess zu mehr Nachhaltigkeit im Landwirtschafts- und Ernährungssystem einigen konnten. Dieser Einigungsprozess ist nur gelungen, da sich alle Beteiligten auf Kompromisse und Lösungen in Sachfragen einigen konnten und dazu ihre politischen Positionen hintangestellt haben.
Weil es eine schwierige gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, werden die Empfehlungen schließlich auch alle Verbraucher und Verbraucherinnen betreffen. Hier lässt sich nichts delegieren.
Die Empfehlungen der Kommission folgen dem Prinzip, dass die Vermeidung der externen Kosten, wie sie die Landwirtschaft heute verursacht, für die Betriebe einen wirtschaftlichen Nutzen haben muss. Das bedeutet, das unternehmerische Interesse des Landwirts oder der Landwirtin muss der Antriebsmotor für alle Aktivitäten für mehr Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Biodiversität, Tierwohl oder Klimaschutz werden. Nachhaltigkeit als unternehmerisches Interesse ist in der DLG seit vielen Jahren ein Thema. Insofern stärkt dieser Bericht den DLG-Grundsatz, dass moderne Landwirtschaft ökologische und soziale Nachhaltigkeit mit ökonomischer Produktivität in Einklang bringen muss.
Mehr Nachhaltigkeit hat ihren Preis, aber Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit nicht zu fördern, wird die Gesellschaft noch viel mehr kosten: Wer mit einer Umsetzung wartet, wird es teuer bezahlen müssen und dies gegenüber den kommenden Generationen nicht verantworten können. Die bisherigen Mittel der GAP sollten in den nächsten zwei Perioden daher in planbare Agrarumweltzahlungen umgewandelt und ausreichend aufgestockt werden, damit attraktive Umweltmaßnahmen ermöglicht werden, die auch betriebswirtschaftlich interessant sind.
Tierhaltung und der Konsum tierischer Produkte sind in unserem Ernährungssystem nicht unabhängig voneinander zu betrachten: Deshalb können die Tierzahlen nur sinken, wenn dies mit einem geringeren Konsum tierischer Produkte einhergeht. Wenn Tierwohl auf dem Markt mehr wert ist, führt der Umbau zwangsläufig zu anderen Haltungsformen. Dazu müssen Fleischprodukte dauerhaft hochpreisiger am Markt positioniert sein.
„Zukunftslandwirte“ werden mit den Herausforderungen der Transformation, die die ZKL fordert, unternehmerisch umgehen und diese auch wirtschaftlich zu nutzen wissen. Und wo könnte man die Konzepte dazu besser entwickeln und diskutieren als im Netzwerk der DLG?
Hubertus Paetow
DLG-Präsident und Landwirt in
Finkenthal-Schlutow (Mecklenburg-Vorpommern)