Fütterung und Tierwohl – Teil A
Hinsichtlich des Zusammenspiels von Futter und Fütterung mit Tierwohl beim Schwein hat sich der DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung in den vergangenen Monaten intensiv mit der Zusammentragung des aktuellen Kenntnisstandes zu diesem Thema unter Berücksichtigung der bereits gesammelten Erfahrungen aus der konventionellen und biologischen Schweinehaltung beschäftigt. Die Arbeiten werden nun in zwei DLG-Merkblättern unter der Überschrift „Fütterung und Tierwohl beim Schwein“ veröffentlicht. Im heutigen Beitrag werden die Inhalte des Teils A, DLG-Merkblatt 463, „Futter, Fütterung und Faserstoffversorgung“ vorgestellt.
Ausgeklügelte Futter, Fütterungsstrategien und Rationszusammenstellungen wirken sich auf das Tierwohl und das Verhalten von Schweinen maßgeblich aus. Ziel der Tierernährung ist es dabei, mit ausgewogenen, auf die Erhaltung von Gesundheit und Leistungsbereitschaft der Tiere abgestimmten Futtermitteln ebenso für ein gutes Wohlbefinden des Tieres zu sorgen. Derzeit rückt vor allem das Schwein mit seinen Belangen stärker in den Fokus. Tierwohl mindernde Inhaltstoffe einzelner Komponenten werden stärker berücksichtigt und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Inhaltstoffen und Zusatzstoffen werden besonders beachtet.
Im Einzelnen geht das DLG-Merkblatt "Fütterung und Tierwohl beim Schwein" auf die Definitionen der gebräuchlichen Begriffe wie Tierwohl und Tierverhalten ein. Darin eingebettet wird das ´normale´ Verhalten beschrieben und erläutert, wie dieses zu messen ist. Dazu wird ebenso auf typische Verhaltensabweichungen eingegangen. Futtersuche und Futteraufnahme stellen hierbei wesentliche Verhaltensbereiche dar.
Im Hinblick auf die Möglichkeiten der Beeinflussung des Verhaltens und des Tierwohls durch Fütterung, Futter, Nährstoffe, Verdauung und Verwertung werden die einzelnen Interaktionen herausgearbeitet und Empfehlungen zur Vermeidung von Abweichungen gegeben. Dies bezieht sich im Wesentlichen auf Futtervorlagestrategien, den Einfluss von Einzelfuttermitteln und Rohnährstoffen und im Speziellen der Versorgung mit Energie, Protein und Aminosäuren, Fett und mittelkettigen Fettsäuren sowie Vitaminen, Mineral- und Wirkstoffen.
Zusätzlich zu diesen wertbestimmenden Inhaltsstoffen spielt insbesondere die breite Palette an Kohlenhydraten, die als Nichtstärkepolysaccharide und Faserstoffe bekannt sind, eine herausragende und zunehmend entscheidende Rolle für das Wohlbefinden des Tieres. Besonders zu beachten sind Pektine, Cellulose, Hemicellulose, β-Glucane und Fructane sowie Oligosaccharide und Stärke, die nicht im Dünndarm abgebaut werden.
Im Einzelnen werden die verschiedenen Faserstoffe vorgestellt, eingeteilt und bewertet sowie die Versorgung mit Faserstoffen anhand der Wirkung und des Abbaus der Faserstoffe erläutert. Durch die bakterielle Fermentation der Faserbestandteile im Verdauungstrakt werden beispielsweise Milch-, Essig-, Butter- und/oder Propionsäure gebildet, die sowohl auf das Tier direkt als auch auf die im Darm angesiedelte Mikrobiota und somit das darmassoziierte Immunsystem wirken. Dies führt zu einer positiven Beeinflussung des Darmmilieus und kann sich positiv auf das „Gemüt“ der Schweine auswirken. Die Tiere sind vielfach ruhiger. In diesem Zusammenhang wird auch die Futterstruktur und der Vermahlungsgrad im Kontext mit dem Wasserhaltevermögen besprochen.
Im letzten Kapitel wird das Potential von zusätzlichem Beschäftigungsmaterial und Beschäftigungsfutter hinsichtlich des damit verbundenen Faserstoffangebotes und den resultierenden Beschäftigungseffekten erörtert und dabei auch ein Blick auf die Technik zum Verabreichen von Beschäftigungsfutter gerichtet. Die zusammengetragenen Erkenntnisse werden bereits in der Praxis in zunehmenden Umfang erfolgreich umgesetzt. Die erarbeiteten Innovationen greifen.
Allerdings wird in dem Merkblatt auch klargestellt, dass die weitere Untersuchung und Offenlegung der einzelnen Zusammenhänge Gegenstand zukünftiger Untersuchungen sein muss. Hier wird es insbesondere darum gehen müssen, breitere und dennoch genauere Erkenntnisse zu den Interaktionen zwischen den altersabhängigen Vorgängen in den einzelnen Abschnitten des Verdauungstraktes und dem Verhalten des Tieres zu erlangen, um diese anschließend in exakteren Beratungsempfehlungen und Produkten umsetzen zu können.
Neben den vorgenannten Punkten sind eine optimale Wasserqualität sowie die Art der Futteraufbereitung und der Erhalt eines hygienisch einwandfreien Futtermittels vom Acker bis in den Trog des Tieres weitere wichtige Bausteine für mehr Tierwohl beim Schwein. Die Vorstellung des Teils B, DLG-Merkblatt 464, „Wasserversorgung und Futterhygiene“ folgt in der nächsten Ausgabe.
Der DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung erarbeitet im intensiven fachlichen Austausch der Beteiligten aus Wissenschaft, Beratung, Analytik und Wirtschaft allgemeingültige Fütterungsempfehlungen. Weitere Informationen erhalten Sie im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft (Kontakt: Dr. Detlef Kampf, Tel.: 069/24788-320, Mail: d.kampf@dlg.org).
Zum kostenlosen Download des DLG-Merkblattes 463 Fütterung und Tierwohl beim Schwein