Biogas am Scheideweg
Arndt von der Lage zur Zukunft der Branche
Nicht erst seit der letzten EEG-Novelle ist klar, dass im EEG nicht mehr die alleinige Zukunft der deutschen Biogasbranche zu suchen ist. Vielmehr wird es in der Zukunft ein Nebeneinander von verschiedenen Vermarktungsformen für unser Biogas geben. Biogas ist damit zwar eine wichtige Säule der Energiepolitik, vor allem mit Blick auf das Thema CO2, steht aber gleichzeitig im verstärkten Wettbewerb zu anderen Energieträgern.
Diesem Wettbewerb müssen wir uns stellen. In den letzten knapp 20 Jahren EEG wurden hierfür von unserer Branche wichtige Vorarbeiten geleistet. Viele leistungsfähige Firmen haben sich rund um das Thema Biogas entwickelt, es wurden kluge und verlässliche technische Anlagen und Komponenten entwickelt und vielerorts entstand ein beachtliches Know-how.
Allerdings zeigt der momentane Stillstand, vielleicht sogar Rückgang in der Branche, dass das bis jetzt Erreichte für die zukünftige Entwicklung nicht ausreichend ist. Scheinbar sind wir zurzeit nicht in der Lage, Kunden, Behörden, Banken und vielleicht sogar uns selbst von unseren Fähigkeiten und Zukunftskonzepten zu überzeugen. Es fehlt also etwas und das sind nicht nur die finanziellen Sicherheiten des EEGs, so wie es in der Vergangenheit der Fall war.
Mein Eindruck ist, dass die Qualität von Biogasanlagen, Betreibern und Beratung in der Praxis sehr stark streut. Diese Streuung ist Ausdruck der Entwicklung und des Ideenwettbewerbs der letzten zwei Jahrzehnte und somit ein logisches und gewolltes Resultat. Nun sollten wir auch als Branche die hieraus resultierenden Ergebnisse anerkennen und annehmen. Es wurden viele gute Dinge entwickelt, die es fortzusetzen gilt, es wurden aber eben auch Konzepte entwickelt, die nicht zum Erfolg geführt haben.
Im Sinne der Zukunftsfähigkeit unserer Branche müssen wir den Mut haben, die Misserfolge anzuerkennen und mit den guten, zukunftsfähigen Konzepten fortzufahren. Es kann nicht das Ziel sein eine Förderung zu erwirken, die jedes Konzept vor dem Niedergang bewahrt und am Ende die Leistungsfähigkeit und Lobby unserer Branche stark gefährdet.
Gleichzeitig müssen wir für eine zukunftsfähige Branche unsere Leistungen vernünftig ermitteln und messbar machen. Der Maßstab der CO2-Ersparnis, der berechenbar und darstellbar ist, ist ein derartiges Instrument, aber bei Weitem nicht das einzige. Generell reicht die bloße Einhaltung von Gesetzen nicht aus, um einen vermarktbaren Mehrwert zu erreichen. Wir müssen gezielt auf Einzelprojektebene unsere Vorteile suchen, bewerten und vermarkten. Der Kraftstoffmarkt (RED II) ist ein Beispiel hierfür, aber auch die alternative Beheizung von Immobilien kann ein zukunftsweisender Weg werden.
Wichtiges Element für individuellere Projekte einer zukunftsfähigen Biogasbranche sind ein starkes internationales Netzwerk für einen Erfahrungsaustausch, leistungsfähige Testzentren mit einheitlichen Teststandards für technische Komponenten und Anlagen sowie ein branchengetriebenes, anpassungsfähiges und unabhängiges Zertifizierungswesen mit großem Sachverstand. Unter diesen Voraussetzungen, die nicht von ungefähr die bewährte Arbeit der DLG im Kern beschreiben, wird es auch in Zukunft eine leistungsfähige, verlässliche und innovative Biogasbranche in Deutschland geben.