Die Fruchtfolgegestaltung - das Ass im Ärmel
Auf der jüngsten Sitzung, des DLG-Fachausschusses für Pflanzenschutz berichtete Landwirt Moritz Reimer, Landwirt und Betriebsleiter eines Naturland-Hofes in Hornburg/Niedersachsen vom Pflanzenschutz mittels Fruchtfolge in einem Öko-Betrieb.
Bei 320 ha und einem Leguminosenanteil von rund 20 Prozent versucht er sich an möglichst diversen Fruchtfolgen. Auf die Frage, wie er innerhalb seiner Fruchtfolge den Pflanzenschutz im Griff hat, antwortet er überraschend: „Ich habe nicht DIE Fruchtfolge.“
So erklärt Reimer, dass sich die Folgefrucht einer Kultur oftmals erst bei der Ernte der Vorfrucht entscheidet, da dann teilweise erst Probleme im Bestand oder im Boden ersichtlich werden. So kann er direkt auf Pflanzenschutz- oder Bodeneffekte reagieren. Für viele Landwirte, vor allem für konventionell wirtschaftende, ist so eine Vorgehensweise schwer vorstellbar, muss doch geplant werden, welche Kulturen und Erntemengen später auch zu vermarkten sind. Hier spielt die meist hohe Nachfrage an Ökoprodukten Moritz Reimer in die Hände. Nur selten habe er Probleme auch „spontan“ angebaute Kulturen zu vermarkten. Das lässt der Ökomarkt derzeit zu.
Diese Flexibilität nutzt der Landwirt voll aus und kriegt damit viele Pflanzenschutzprobleme in den Griff.
Natürlich gibt es dabei auch Grenzen. Zum Beispiel funktionierte die Saatgutvermehrung von Rotklee nur für begrenzte Zeit. Trotz der vorzüglichen Vorfruchtleistung des Klees nahm der Schädlingsdruck (Kleespitzmäuschen, Protapion apricans) derart zu, dass der weitere Anbau des Rotklees nicht mehr wirtschaftlich war. Ähnliche Probleme traten beim Anbau von Öko-Raps auf, der ebenfalls aufgrund von Pflanzenschutzproblemen aus der Fruchtfolge fiel.
Für jede ausfallende Kultur muss – früher oder später – Ersatz gefunden werden. Bisher schaffte Moritz Reimer das stets mit viel Mut und Kreativität. Gleichzeitig sieht auch er, wie begrenzt die Alternativen für seinen Standort sind. Biologicals oder Pflanzen- beziehungsweise Bodenhilfsstoffe sind auf seinem Betrieb noch nicht im Einsatz. Für seinen Standort konnte er noch keine Vorteile erkennen, oder aber die Kosten übertrafen die möglichen positiven Effekte.
Im Unkrautmanagement verlässt er sich auf vergleichsweise einfache Technik. Hacken und Striegel sind die Werkzeuge der Wahl. Dabei versucht Herr Reimer den Betrieb möglichst pfluglos zu bewirtschaften und setzt dabei auf ausgewählte und gezielt zusammengesetzte Zwischenfruchtansaaten, um die Bodenbedeckung zu sichern und die Bodenaktivität zu steigern – selbstverständlich optimal an die angebauten Kulturen angepasst.
Die Strategie Moritz Reimers im Pflanzenschutz ist – neben allen klassischen ökologischen Methoden – also wie folgt: Schnelle und flexible Änderung von Fruchtfolgen als Reaktion auf aktuelle Pflanzenschutzprobleme und kompromisslose Entfernung risikohafter Kulturen aus dem System, um auch zukünftig den Schaderregerdruck niedrig zu halten und die Wirtschaftlichkeit zu sichern.