E-Traktoren
Bernd Scherer fragt: Zukunft oder Strohfeuer?
Nur selten schien das Stimmungsbild in der Politik homogener als im aktuellen Diskurs über elektrische Antriebe. Zwar gibt es durchaus prominente Stimmen, die beständig auf alternative Kraftstoffe, auf Wasserstoff und die Brennstoffzelle – sprich: auf Technologieoffenheit – verweisen. In der medialen Öffentlichkeit ist diese erweiterte Sicht bislang allerdings immer noch mehr Randerscheinung als Mainstream.
Keine Frage: E-Mobilität ist mittlerweile politisch gesetzt, besonders im Pkw-Sektor. Mit ihr verbunden sind viele Vorteile: fürs Klima (wenn denn grüner Strom geladen wird), hinsichtlich des Wirkungsgrades (fast 90 Prozent), aber auch mit Blick auf den Wartungsaufwand (der merklich geringer ausfällt).
Doch als Universallösung wird sie sich kaum eignen, gerade im Segment der Nutzfahrzeuge und der mobilen Arbeitsmaschinen. Der E-Traktor ist in bestimmten Anwendungsfeldern freilich längst Realität, so etwa im kommunalen Einsatz. Als Ackerschlepper ist er derzeit jedoch bedeutungslos. Ob und wie sich das mittel- bis langfristig verändern wird, ist eine Frage der technologischen Entwicklung und der Infrastruktur.
Nach wie vor ist der Verbrennungsmotor eine wesentliche Säule im Traktorenbau. Sauberer als je zuvor, leistungsfähig und erprobt beweisen moderne Aggregate tagtäglich im rauen Praxiseinsatz ihren Hightech-Charakter. Mehr noch: Der von der Landtechnikindustrie konsequent verfolgte Prozessgedanke macht deutlich, dass Emissionsreduktion eine Frage ist, die die gesamte Produktions- und Wertschöpfungskette tangiert. Nicht der einzelne Traktor-, Mähdrescher- oder Feldhäckslermotor entscheidet letztlich über die Umweltbilanz, sondern das intelligente Zusammenwirken aller Maschinen, Geräte und Softwaresysteme auf dem Feld, der Landstraße, dem Hof und im Stall.
Mit einem Wort: Die klimagerechte und kosteneffiziente Vernetzung aller Maschinen und Arbeitsschritte ist der zentrale Erfolgshebel im Agribusiness von morgen. Darauf setzen wir.
Im Gespräch mit der künftigen Bundesregierung gilt es deshalb, den Horizont der Möglichkeiten zu weiten. Neben alternativen Antriebslösungen muss der Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffwirtschaft in der vor uns liegenden Legislaturperiode zum zentralen Klimaschutzprojekt werden. Die Umwandlung grünen Stroms in andere Energieformen, etwa E-Fuels, ist ein Zukunftsthema, an dem niemand vorbeikommt.
Dazu gehört auch der intensive Einsatz von Wasserstoff, verbunden mit einer nachhaltigen Stimulation der Nachfragesituation. Instrumente wie eine klug durchdachte CO2-Bepreisung oder die Anrechnung von E-Fuels im Rahmen der CO2-Flottenregulierung müssen dafür vorbehaltlos auf den Tisch.
Die Zeiten sind und bleiben spannend, und die im VDMA organisierte Industrie steht mit ihren zahlreichen kundenorientierten Lösungen bereit. Bei Verfügbarkeit entsprechend leistungsfähiger Batterien auch mit elektrischen Fahrantrieben für Schlepper.
Handeln wir jetzt – entschlossen und nachhaltig!