Zertifizierungssysteme: Darum geht es
Die stetig steigenden und sich verändernden Anforderungen des Umwelt- und Naturschutzes bis hin zum Tierwohl in einen betriebswirtschaftlichen Erfolg umzumünzen, bedeutet für viele Betriebe in Deutschland eine echte Herausforderung. Dabei werden von Seiten der Politik immer öfter nicht nur die Ziele des Umbaus, sondern auch der Weg dahin weitgehend vorgegeben.
Wie es möglich sein kann, dass die Freiheitsgrade eigener Entscheidung schwinden und gleichzeitig die Verantwortung wächst, bleibt indes ungeklärt.
Moderne, auf den Betrieb passende Farm-Management-Informationssysteme (FMIS) könn(t)en bei der notwendigen Anpassung und Optimierung womöglich eine wertvolle Hilfestellung leisten. Stellen sie doch im Idealfall die Datengrundlage nicht nur für die immer umfangreichere Dokumentation, sondern auch für eine weitergehende Planung effizient bereit.
Schließlich spielen bei der „Transformation der Landwirtschaft“ über die Ökonomie hinaus zum Teil mehr oder minder weit hinausreichende Aspekte (Indikatoren) eine zunehmend wichtige Rolle. Weitergehende Bewertungssysteme und – wichtiger noch – vor allem echte Planungshilfen sind notwendig und gefragt.
Weltweit sind bereits heute eine Reihe von Zertifizierungssystemen unterschiedlicher Anbieter am Start, die eine Reihe verschiedener Indikatoren berücksichtigen beziehungsweise bewerten. Worum geht es darin?
In der Regel versprechen die Systeme mehr Nachhaltigkeit und allermeist und vor allem einen verbesserten Marktzugang, wenn sie nicht gar Grundvoraussetzung dafür sein möchten. Dabei gibt es neben den offensichtlichen Gemeinsamkeiten der Systeme weitere zum Teil fundamentale Unterschiede. Nicht alle Systeme berücksichtigen die gleichen Indikatoren, die beispielsweise in Deutschland gefragt sind.
Die DLG hat ein inhaltliches Konzept für das DLG Programm Nachhaltige Landwirtschaft im Ackerbau entwickelt. Es ist darauf ausgerichtet, die positiven Sachverhalte in den Bereichen Ökonomie, Ökologie und Soziales anhand der entsprechenden Indikatoren herauszuarbeiten und etwaige Schwachstellen zu identifizieren um einen Verbesserungsprozess in Gang zu setzen.
Mit einem solchen System können zum Beispiel Informationsbedürfnisse unterschiedlicher Geschäftspartner der Landwirtschaft bedient und die Wertschätzung der Gesellschaft für Landwirtschaft gesteigert werden. In die Bewertung der DLG gehen soziale, ökonomische und ökologische Indikatoren ebenso ein wie das Management.
Wie könnte der Landwirt als Erzeuger nun von (s)einer Zertifizierung profitieren und daraus eine Chance für seinen Betrieb entwickeln?
An sich wäre gerade dies zunächst vergleichsweise einfach möglich. Zunächst gilt es, die in Frage kommenden Zertifizierungssysteme und deren Indikatoren zu kennen. Im zweiten Schritt wäre dann zu vergleichen und schrittweise eine Optimierung möglich, um daraus bessere und differenzierte Chancen für Geschäftsmodelle im In- und Ausland abzuleiten. Dabei könnte diese Entwicklung zusammen mit unseren (bekannten) Partnern bis hin zum LEH in einem fairen Geschäftsansatz 2.0 oder – im Zeitalter der Digitalisierung – auch direkt gelingen.
In der Summe ist es eine hochspannende Entwicklung mit Chancen und überlegenswerten Perspektiven für die Landwirtschaft. Dabei „funktioniert“ die Zertifizierung der Nachhaltigkeit natürlich auch via Datentransfer „per Hand“.
Im Sinne einer modernen und effizienten Übertragung ist allerdings, unabhängig von Betriebsgröße und -ausrichtung, eine funktionierende Schnittstelle zwischen FMIS und Zertifizierungssystem(-en) erforderlich. Sie ist deshalb essenziell und wird – so noch nicht vorhanden – für die Anbieter vom FMIS schnell zum „Musthave.“ Dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammengehen, darüber besteht jedenfalls kein Zweifel!