Nachhaltiges Bauen gewinnt beim Stallbau an Bedeutung
Dass die Zukunft im Hybridformat liegt, zeigte sich auch beim Treffen des Arbeitskreises Bauen, Energie, Technik des Verbandes der Landwirtschaftskammern (VLK) dieser Tage in Kassel. Der Großteil der Mitglieder war zwar physisch nach Kassel gereist, einige Teilnehmer und Referenten waren aber digital zugeschaltet und hatten somit die Möglichkeit, sich und das Gremium über aktuelle Projekte zu informieren.
Landwirtschaftliches Bauen ist derzeit nur eingeschränkt möglich. Entweder verhindern planungsrechtliche Unsicherheiten beziehungsweise ausstehende Genehmigungsverfahren den Stallbau oder die stark gestiegenen Baukosten führen dazu, dass bereits geplante und genehmigte Bauvorhaben aufgeschoben werden. Teilweise veranlasst auch die wirtschaftliche Lage viele Betriebe dazu, Investitionen zurückzustellen und damit die Liquidität zu sichern. Dennoch machen sich die Bauberater Gedanken darüber, wie und mit welchen Rohstoffen zukünftige Ställe gebaut werden. Stallbau von der Stange war gestern, mittlerweile sind eher maßgeschneiderte Konzepte gefragt.
Und so war es passend, dass die Gesamtbetrieblichen Haltungskonzepte als Großprojekt der Landwirtschaftskammern und Landesanstalten ebenfalls auf der Agenda standen. Gesucht werden unter anderem innovative Gesamtkonzepte für eine tierwohlgerechte, ökologische und ökonomisch tragfähige Milchviehhaltung der Zukunft. Auch die Digitalisierung wird ein wichtiger Bestandteil dieser Ställe sein. In mehreren digitalen Experimentierfeldern werden derzeit praktikable Ansätze für unterschiedliche Tierarten gesucht. Auch bei der DLG-Wintertagung 2022 in Münster werden einige davon vorgestellt.
Innovationen gibt es aber auch bei den Baumaterialien. Jährlich werden in Deutschland 4 Mrd. t Zement hergestellt, die in 13 Mrd. m³ Beton verarbeitet werden. Auch bei der Zement- beziehungsweise Betonherstellung wird CO2 freigesetzt, welches die Atmosphäre und damit das Klima belastet. Daher hat sich auch die Zementindustrie auf den Weg gemacht, nachhaltiger zu werden. Bereits heute ist es möglich, klimaneutralen Beton zu beziehen.
Die Klimaneutralität wird aktuell allerdings nur über CO2-Kompensationsmaßnahmen wie zum Beispiel das Anlegen von Mooren oder Wäldern ermöglicht. Langfristig will man das Ziel bis 2045 mit einer „5C-Strategie“ (Clinker, Cement, Concrete, Construction, Carbonisation) erreichen. Alternative Energieträger und neue Ressourcen bei der Zementherstellung, klimaneutrale Logistik oder der Einsatz von Carbonbeton als Alternative für Stahlbeton sind nur einige Instrumente auf dem Weg dahin.
Ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen ist ein wichtiger Baustein für Landwirtinnen und Landwirte, die ihren eigenen Betrieb klimaneutral gestalten wollen oder zumindest den betrieblichen CO2-Fußabdruck reduzieren möchten. Das betrifft nicht nur die Bauhülle, sondern gilt auch für die Technik und die Fütterung im Stall. Hierauf wird sich auch die Bauberatung einstellen müssen.