Knappes Gut Wirtschaftsdünger?
Jörg Vogt hält bei stetiger Nachfrage im Frühjahr Engpässe für möglich
Wirtschaftsdünger erfreuen sich aktuell großer Beliebtheit. Einerseits als Düngemittel auf landwirtschaftlich genutzten Flächen und andererseits als Input in Biogasanlagen zur energetischen Verwertung.
Die starke Nachfrage nach Wirtschaftsdüngern auf Ackerflächen ist dem aktuell sehr hohen Preisniveau auf dem Düngemittelmarkt geschuldet und der damit verbundenen Tatsache nach der offensichtlich begrenzten Verfügbarkeit durch eine derzeitig reduzierte Mineraldüngerproduktion für die nächste Düngeperiode. Betriebsleiter stehen vor der Frage: „Wie kann ich die Nährstoffversorgung meiner Kulturen sicherstellen?“
Zusätzlich zu der Nachfrage nach Düngemitteln kommt in den Regionen mit hoher Biogasanlagendichte die Nachfrage nach Wirtschaftsdüngern aus der Tierhaltung als Input für eben diese Biogasanlagen. Güllen und Miste werden in Biogasanlagen verwertet, energetisch genutzt und stehen nach der Nutzung als Wirtschaftsdünger „Gärprodukt“ für die Pflanzenernährung zur Verfügung. Die Richtlinie RED II bietet Biogasanlagen durch den Inputwechsel bei Reduzierung des Einsatzes nachwachsender Rohstoffe und zeitgleicher Erhöhung der Wirtschaftsdüngermenge eine Perspektive, sich für die Zukunft aufzustellen.
Der Nachfrage nach Wirtschaftsdüngern steht, zumindest in den Regionen mit starker Viehhaltung, ein breites Angebot gegenüber. Aktuell ist eine Einschätzung, ob sich eine Mengenreduzierung von Schweinegülle durch Stilllegung von Mastkapazitäten dauerhaft oder nur für einige Mastdurchgänge einstellt, als schwierig anzusehen.
Festzuhalten bleibt, dass die verschiedenen Akteure der Landwirtschaft Zukunftsherausforderungen in Form einer nachhaltigen Zusammenarbeit zwischen Viehhaltern, Biogasbetreibern und Ackerbauern annehmen und damit einen nachhaltigen Umgang mit den eingesetzten Ressourcen erzielen werden.
Die Vermittlung von organischen Nährstoffen, wie Mist, Gülle oder Gärprodukt, über eine Nährstoffbörse war in der Vergangenheit dadurch geprägt, dass der Aufnehmer der Nährstoffe der Problemlöser für die Nährstoffüberhänge in den viehhaltenden Betrieben oder nicht flächenstarken Biogasanlagen war.
Aktuell stehen die Betriebsleiter vor der Herausforderung, ihre in der Düngeplanung berechneten Nährstoffmengen für ihren Anbau 2022 sicherzustellen. Durch die schwer planbare Versorgung mit Mineraldüngern wird der Fokus dabei auf die Wirtschaftsdünger gelegt. Wirtschaftsdünger werden bewertet, und bei steigenden Düngewerten pro Wirtschaftsdüngereinheit stellt sich eine Zahlungsbereitschaft der Aufnehmer der Produkte ein. Transportbeteiligungen und die Übernahme der Ausbringkosten durch den Aufnehmer sind häufig am Markt durchzusetzen. Wirtschaftsdünger, man könnte sie auch als „Mehrnährstoff-Naturdünger“ bezeichnen, erhalten mehr Wertschätzung.
Die Wirtschaftsdünger werden zunehmend bereits frühzeitig für die Düngung im Frühjahr 2022 nachgefragt und bei vorhandener Lagerkapazität im Betrieb des Aufnehmers auch sofort durch Lohnunternehmer oder Speditionen geliefert. Für aufnehmende Betriebe ohne Wirtschaftsdüngerlager werden in den Bestellungen Liefertermine für Frühjahrsdüngungsmaßnahmen 2022 fest definiert. Die Lieferung erfolgt dann im Frühjahr an die Feldkante nach Absprache mit dem Abgeber und Aufnehmer.
Der Preis und die Verfügbarkeit von Mineraldünger werden den Markt für Wirtschaftsdünger in den nächsten Wochen und Monaten mehr denn je beeinflussen. Bei stetiger Nachfrage sind Engpässe bei der Verfügbarkeit von Wirtschaftsdünger in der Zeit der Frühjahrsdüngung zeitweise nicht auszuschließen. Die Alternative ist dann der Einsatz von verhältnismäßig kostspieligen Mineraldüngern. Allerdings jedoch immer unter der Voraussetzung der Verfügbarkeit der Düngemittel.
Die Wertigkeit des Wirtschaftsdüngers rückt zunehmend in den Vordergrund und macht einmal mehr deutlich, dass Landwirtschaft in großen Stücken auch im Sinn der Kreislaufwirtschaft handelt.