Eine Herausforderung
Alfred Weidele zur neuen Tierschutztransportverordnung
Mit der neuen 28-Tage Regelung für den Transport von Kälbern steht die Rinderhaltung vor einer großen Herausforderung. Nicht nur, dass es aus physiologischer Sicht wenig Sinn macht, in die bisherige Praxis einzugreifen, auch bleiben die finanziellen Folgen aufseiten der Landwirtschaft als große Belastung hängen. Zudem wünschen sich große Teile der Mäster junge Kälber, die sehr zügig in ein einheitliches, hochwertiges Management eingegliedert werden können, um eine hohe Qualität in der Mast und die Gesundheit der Tiere frühzeitig selbst verantworten zu können.
Leider ist erneut erkennbar, dass sich die politischen Verantwortungsträger von vermenschlichten Vorstellungen einer überschaubaren Zahl von Meinungsbildnern treiben lassen. So sind wir inzwischen gezwungen, mit berufsständischen Vertretern zusammen wieder über Übergangsfristen und Feinschliff einer Regelung zu diskutieren, während wissenschaftliche Grundlagen dringend erarbeitet werden sollten und damit Fachwissen und Fachfragen im Mittelpunkt stehen sollten.
Anpassungsprozesse in der Tierhaltung brauchen Zeit. So wird die Rinderhaltung speziell bei Milchrassen verstärkt an der Erstellung eines neuen Produktes arbeiten. Beef on Dairy wird mittelfristig zu Kälbern führen, die verstärkt regional und national in der Bullenmast Verwendung finden werden. Zudem wird dies verstärkt mit dem Einsatz von weiblich gesextem Sperma eine deutliche Verschiebung beim Aufkommen von männlichen Milchrassekälbern bewirken, die bisher als junge Kälber in die Kälbermast gegangen sind und deshalb über längere Strecken zu transportieren waren.
Maßnahmen, wie die Verlängerung der Zwischenkalbezeit werden zudem wesentlich zur Verringerung des Kälberaufkommens beitragen. Gleichzeitig sind auf Bundesebene sehr erfolgreich Initiativen gestartet worden, die einen hohen Standard an Tierschutz beim Tiertransport sicherstellen wollen. Diese Standards sind inzwischen erprobt und werden nach Möglichkeit auf alle Gattungen ausgedehnt werden.
Somit ist deutlich, dass die Branche schon lange bevor die Öffentlichkeit von der Thematik Kenntnis genommen hat, daran gearbeitet hat, Lösungen zu finden. Diese Regelung zwingt nun vor allem die Betriebe mit Milchrassen grundsätzlich den Jungtierbereich neu zu planen und in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erneut zu investieren. Bei ausufernder Bürokratie und einem Bekenntnis der Meinungsbildner gegen die Tierhaltung ist nicht damit zu rechnen, dass die baulichen Anpassungen in den diskutierten Fristen möglich sind. Zumal die Landwirtschaft gezwungen wird, Fristen zu akzeptieren und den fachlichen Unsinn kommentarlos zu schlucken hat.
Erneut müssen wir aus dieser Sache lernen, dass wir als Branche gefordert sind, schneller Fachwissen zu kommunizieren. Wir haben aus den vielen Fällen der Vergangenheit noch nicht ausreichend Strukturen und Netzwerke entwickelt, um solche politischen Fehlgriffe zu vermeiden. Hier gilt es Kräfte zu bündeln und gemeinsam angewandte Forschung zu unterstützen sowie gleichzeitig Strategien der Kommunikation voranzubringen.