„Über viele Punkte wurde vor der Gesetzgebung nicht genügend nachgedacht“
Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Eilum im niedersächsischen Landkreis Wolfenbüttel geboren, stellte Martin Moshake früh die Weichen in Richtung Landwirtschaft. Während der Schulzeit zog es ihn in der Oberstufe für ein Austauschjahr nach Kalifornien in die Ferne. Nach seinem Abitur absolvierte er dann eine landwirtschaftliche Ausbildung auf einem Kartoffelbaubetrieb im Landkreis Gifhorn und auf einem Schweinemast- und Ackerbaubetrieb im Herzogtum Lauenburg.
Danach begann er, in Göttingen Agrarwissenschaften zu studieren und absolvierte dabei auch ein Auslandsemester an der University of Technology in Sydney mit anschließendem Erntejob in Queensland. Nach dem Abschluss des Masterstudiums stieg er 2020 als Volontärverwalter beim Agrarservice Barby Elbe GbR ins Berufsleben ein. Ab dem kommenden Sommer wird er in den elterlichen Betrieb einsteigen.
Herr Moshake, was war der Grund für Sie, die Mitgliedschaft in der DLG zu beantragen?
Martin Moshake: Diese Entscheidung hatte ich schon während meiner Ausbildung getroffen und habe seither viele Angebote genutzt. Während meiner Zeit in Göttingen habe ich zum Beispiel an einigen Veranstaltungen der Jungen DLG teilgenommen und bin dort auch Mitglied. Leider sind die Veranstaltungen aufgrund der Corona-Pandemie dann stark zurückgegangen. Auch besuche ich, sofern möglich, regelmäßig die DLG-Wintertagung, die Unternehmertage, die DLG-Feldtage und natürlich die Messen wie die Agritechnica.
Die DLG ist für mich interessant für den Meinungsaustausch und eine gute Möglichkeit, auf dem Laufenden zu bleiben. Man findet dort viele interessante Personen und Themen.
Was ist Ihre heutige Tätigkeit und wie sieht die Planung für die Zukunft aus?
Moshake:Zurzeit bin ich noch Volontärverwalter beim Agrarservice Barby Elbe GbR. Das ist ein Lohnunternehmen, das vier Betriebe voll bewirtschaftet. Dort kümmere ich mich um den Pflanzenbau, die Einteilung der Mitarbeiter, die Disposition im Lohnunternehmen und sonstige anfallende Aufgaben. Insgesamt werden rund 1.100 ha vollbewirtschaftet, darunter ein Ökobetrieb mit 200 ha und ein weiterer Betrieb mit 140 ha Kartoffeln, die auch beregnet werden. Die weiteren Betriebe haben Marktfruchtanbau von Raps, Weizen, Gerste, Mais, Rüben und Dinkel.
Darüber hinaus liegt ein Schwerpunkt der Lohnarbeiten für Dritte im Ausbringen von flüssigen organischen Düngern, der Einzelkornaussaat und dem Hacken in verschiedenen Reihenabständen sowohl für konventionelle als auch für Ökobetriebe.
Wie beurteilen Sie die gegenwärtige Agrarpolitik?
Moshake:Der Regierungswechsel und die Folgen für die Landwirtschaft sind ein aktuelles Beispiel. Ich verfolge die neuen Regelungen sehr gespannt. Zum Beispiel enthält die neue GAP sehr viele Änderungen. Manche Regelungen, wie die Begrünung über den Winter, wurden von den meisten Landwirten nach guter fachlicher Praxis sowieso schon umgesetzt. Für andere Regelungen ergibt sich ein deutlich erhöhter Planungs- und Dokumentationsaufwand. Es sind aber noch viele Fragen offen, wie die neuen Regelungen im Betrieb umgesetzt beziehungsweise gestaltet werden können.
Meiner Meinung nach wurde über viele Punkte im Vorfeld der Gesetzgebung nicht genügend nachgedacht. Wir Landwirte bekommen oft keine vernünftige und vor allem rechtssichere Auskunft, und die Wege dahin sind sehr lang und zeitaufwendig. Das führt bei vielen Landwirten zu Verwirrung und Unsicherheit, vor allem wenn die Regelungen von einem Jahr auf das andere geändert werden und man seine Planung wieder umstellen muss. Bei der Fruchtfolge oder auch bei Blüh- und Randstreifen plant man ja meistens auf mehrere Jahre, und dann sind jährliche Änderungen nicht so einfach umsetzbar.
Was wären denn aus ihrer Sicht konkrete Verbesserungsvorschläge im Ackerbau?
Moshake:Ich fände es zum Beispiel gut, wenn Stilllegungsflächen begrünt werden dürften, denn ich habe mit der Begrünung von Blühstreifen beziehungsweise Blühflächen sehr gute Erfahrungen gemacht, wie viel die gezielte Begrünung für Insekten und auch die heimische Tierwelt bringt. Meiner Meinung nach ist die Selbstbegrünung für die sehr wichtige Thematik mit Ungräsern und Unkräutern eine mittelschwere Katastrophe, vor allem wenn man die drei Meter Pufferstreifen dafür nutzt.
Durch viele Regelungen werden Landwirte in ihrem Handlungs- und Gestaltungsspielraum sehr eingeschränkt. Einige Landwirte haben aber sowieso schon an den an ihren Flächen angrenzenden Gewässern Pufferstreifen angelegt, unter anderem auch deshalb, weil man dort aufgrund von Einschränkungen im Pflanzenschutz eh nicht produktiv wirtschaften konnte. Diese Streifen wurden gezielt begrünt, sodass die Feldrandhygiene vertretbar war und die heimische Flora und Fauna gefördert wurde.
Ein Manko aus meiner Sicht ist auch der Föderalismus: Für Landwirte, die in mehreren Bundesländern wirtschaften, ist es besonders schwierig, da sich die Regelungen in den einzelnen Bundesländern unterscheiden.
Und wie ist ihr Blick in die Zukunft?
Moshake:So viele negative Seiten die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren auch hatte, eine positive Seite an Corona ist, dass Menschen gemerkt haben, dass wir in Deutschland Lebensmittel produzieren müssen. Ich sehe der Zukunft positiv entgegen, wenn man die entsprechende Technik nutzt, um in punkto Planung und Dokumentation entlastet zu werden.
In unserer deutschen Landwirtschaft müssen wir viele Dinge ändern, um in der Akzeptanz in der Öffentlichkeit, für den Klimawandel und im internationalen Wettbewerb zukunftsfähig aufgestellt zu sein. Dort haben wir viele Dinge angefasst, die gemeistert werden müssen. Ein Regierungswechsel kann auch positive Seiten haben, wenn neue Dinge angeschoben werden. Dabei finde ich allerdings gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb der EU wichtig.
Der Beruf des Landwirts macht mir viel Spaß und ich freue mich auf den Einstieg im elterlichen Betrieb. Als Ausgleich zum Beruf bin ich viel mit Freunden unterwegs, gehe auf Jagd oder treibe Sport.
Die Fragen stellte Angelika Sontheimer, Agrarjournalistin, Winsen (Aller)