Gesamtbetriebliche Haltungskonzepte
Umsetzung in der Praxis
Die Arbeitsgruppe Bullenmast tagte am 5. und 6. Mai 2022 auf Haus Düsse und wertete zunächst die Befragungsergebnisse mit den Stakeholdergruppen aus. Dabei wurden die unterschiedlichen Ansprüche von Landwirtschaft, Schlachtung und Verarbeitung, Lebensmitteleinzelhandel (LEH), Gastronomie und Konsumenten deutlich, die an die zukünftigen Haltungskonzepte gestellt werden. Beispielhaft zeigt dies zum Beispiel die Diskussion um Rindfleisch, das vom Verbraucher eher einheitlich und in kleineren Teilstücken gefordert wird, wohingegen auf den Betrieben der Fokus aus ökonomischen Gründen auf schwere Schlachtkörper, hohe Futterverwertung und Mast von (uneinheitlichen) Kreuzungstieren liegt. Nun gilt es, mögliche Kompromisslinien auszuloten.
Einig ist man sich, dass bei der zukünftigen Mastbullenhaltung mehr Wert auf Funktionskreise und Funktionsbereiche gelegt wird, da die Haltungskonzepte „vom Tier aus“ gedacht werden sollen. Zudem werden auch die Transportbedingungen oder die Transparenz in der Kette bei diesem gesamtbetrieblichen Ansatz mitgedacht.
Bei der Entwicklung neuer Stallkonzepte spielen auch bestehende Haltungsformen eine wichtige Rolle, da nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen in den meisten Fällen Umbaulösungen gesucht werden. Vorhandene Systeme müssen also zunächst einer Bewertung unterzogen werden. Anregungen z.B. im Hinblick auf Komfortmaterialien konnte sich die Gruppe vor Ort auch im Bullenmaststall auf Haus Düsse holen.
Die Arbeitsgruppe Bullenmast wird sich in den kommenden Monaten verstärkt mit den Fragen der optimalen Mastdauer bei den unterschiedlichen Rinderrassen sowie der Mast von Bullenkälbern aus Milchviehbetrieben befassen. Es wird an fünf konkreten Stallkonzepten gearbeitet, darunter ein Tretmiststall, ein Roundhousesystem, ein Stall mit Spaltenboden und Gummiauflage im Liegebereich sowie ein Liegeboxenlaufstall. Alle Systeme werden am Ende auch einer ökonomischen Bewertung unterzogen.
Die Arbeitsgruppe Schwein hat bei ihrem Treffen am 10. und 11. Mai 2022 in Schwarzenau und Boxberg die Umsetzung einzelner Elemente aus den Gesamtbetrieblichen Haltungskonzepten für Mastschweine sowie für Sauen und Ferkel diskutiert. Im Vordergrund stand dabei die Diskussion „am Objekt“, denn die beiden Lehr- und Versuchsanstalten der Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg haben bereits Erfahrungen mit unterschiedlichen Systemen sammeln können, die zum Teil auch in den beiden Broschüren berücksichtigt wurden. Wichtige Aspekte waren der Ringelschwanz in Ferkelaufzucht und Mast sowie die Gestaltung von Ausläufen in allen Produktionsbereichen.
Die Gruppe wird sich nun verstärkt mit der Umsetzung dieser und weiterer Aspekte in der Praxis befassen. Es geht darum, festzustellen, welche Maßnahmen auf Praxisbetrieben gut funktionieren und welche nicht zum gewünschten Ergebnis führen.
Zur EuroTier in Hannover wird es vom 15. Bis 18. November 2022 eine Sonderfläche geben, auf der die Gesamtbetrieblichen Haltungskonzepte für Milchkühe, Mastschweine, Sauen und Ferkel sowie für Junghennen in Form von Stallmodellen und mittels virtueller Präsentationstechniken vorgestellt werden. Die Expertinnen und Experten der drei Arbeitsgruppen Rind, Schwein und Geflügel werden über die komplette Messe vor Ort die Exponate erläutern und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Zusätzlich sind in unterschiedlichen Foren Vorträge geplant, in denen über die Umsetzung in die Praxis berichtet wird.