Futter und Fütterung im Wandel
Das 22. „Forum Angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung“ fand vom 3. bis 4. Mai 2022 in Soest (Westfalen) statt und stand unter dem Rahmenthema „Futter und Fütterung im Wandel“. Ergänzend zu den Plenarbeiträgen zur Futterwirtschaft und zur Entwicklung der globalen und betrieblichen Futterwirtschaft wurde jeweils ein Workshop für Rind unter dem Thema: „Effizienz – Maßstäbe in der angewandten Forschung etablieren“ sowie zum Schwein „Faserbewertung und Tierwohl“ durchgeführt. Daneben wurden in vielen Beiträgen, Vorträgen und Poster die neuesten Versuchsergebnisse seitens öffentlicher Versuchseinrichtungen und aus Wirtschaft und Industrie präsentiert. Durch Bevölkerungswachstum, Klimaveränderung, gesellschaftliche Entwicklung und aktuelle Krisen rückt die globale und betriebliche Futterwirtschaft mehr in den Fokus. Diese Fragen stellen sich: Welche Produkte und Nebenprodukte nutzen wir als Futtermittel? Und über welche Warenströme gelangen sie zu den Tieren? Aktuelle Verfügbarkeiten sind durch Erntemengen, Logistik und politische Krisen wie Kriege bedingt und bestimmen die Preise. Hierzu gab es zwei Vorträge. Etwa 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland werden zur Produktion von Futtermitteln verwendet. Darunter fallen Grünland, Acker, Futterbau, Futtergetreide und Körnerleguminosen. Neben Dauergrünland, das ausschließlich in der Tierhaltung genutzt werden kann, fallen bei der Landnutzung und Lebensmittelproduktion aber auch immer Nebenprodukte wie Stroh, Kleie, Ölschrote, Treber und Pülpe an, die einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden sollten, beispielsweise als Futter, zur Energieerzeugung oder für technische Produkte. Zur nachhaltigen Nutzung eignet sich insbesondere der Einsatz in der Fütterung, da die stoffliche Verwertung gegenüber der energetischen geeigneter erscheint. Die Ausgestaltung der Futtermittelwirtschaft wirkt sich maßgeblich auf die Futtermittelsicherheit, die Nährstoffkreisläufe und die Ökonomik, wie zum Beispiel Grobfutterkosten, aus. Eine stärkere gesamtbetriebliche Ausrichtung der Futterwirtschaft ist somit wichtig. Beispielhaft können die Ausrichtung des Proteingehaltes im Futter und die Grobfutterleistung bei Milchkühen genannt werden, wodurch die Entwicklung und Etablierung gesamtbetrieblicher Planungsprogramme und interdisziplinärer Grundlagen an Relevanz zunehmen werden. Um diese Dinge sinnvoll nutzen zu können, sind weitere Forschungstätigkeiten notwendig, dazu ist ebenso die Forschungsinfrastruktur weiterzuentwickeln. Auf betrieblicher Ebene müssen zukünftig andere Managementpraktiken umgesetzt werden, um die Herausforderungen der Emissionsreduzierung und des Biodiversitätsschwundes zu berücksichtigen. Dabei werden Weidenutzung (Verlustminimierung, Senkung Maschinenkosten, THG-Emissionen und -Kosten), Verbesserung der Verdaulichkeit (eine an das Vegetationsstadium optimierte Ernte, Einsatz von Leguminosen, CH4-Minderung), der Anbau von Zwischenfrüchten und/oder eine Nachsaat mit Hochleistungsgräsern, Leguminosen und tief wurzelnden Arten zur resilienteren Futterproduktion, Steigerung der Futterqualität, Mineraldüngereinsparung und Förderung der Biodiversität als mögliche Lösungen gesehen. In den zwei Workshops zur „Effizienz- Maßstäbe in der angewandten Forschung etablieren“ im Bereich Rind und zur „Faserbewertung und Tierwohl“ im Bereich Schwein konnten die Themen in der Tiefe vorgestellt und ausgiebig diskutiert werden. Beim Rind soll damit zukünftig eine größere Einheitlichkeit bei der Berechnung von Effizienz-Werten erreicht werden. Bei der Faserbewertung beim Schwein gibt es insbesondere bezüglich der Auswahl der „richtigen“ Parameter und der Analytik“ noch Abstimmungsbedarf, entsprechende Untersuchungen laufen. Weitere aktuelle Versuchsergebnisse wurden im Bereich Rind zu den Themen „Fütterung/ Stoffwechsel der Milchkuh“, „Futterwert und Fütterung“, „Kälberaufzucht“, „Proteinfuttermittel“, „Zusatzstoffe“ und „Mast“ sowie im Bereich Schwein „Futterwert und Fütterung“, „Sauenfütterung“, „Zusatzstoffe“ sowie „N- und P-Reduzierung“ vorgestellt und ausgiebig diskutiert. Erstmalig wurde die Veranstaltung um einen Block "Geflügelfütterung" ergänzt. Das Forum angewandte Forschung in der Rinder- und Schweinefütterung ist die bundesweite Plattform für den Austausch von Versuchsergebnissen der praxisorientierten Forschung und die Abstimmung methodischer Vorgehensweisen. Ausrichter ist der VLK in Zusammenarbeit mit der DLG unter Mitwirkung des FLI und des VDLUFA. Der Tagungsband kann zum Preis von 20 € über den Verband der Landwirtschaftskammern, Geschäftsstelle VFT, Haus Düsse 2, 59505 Bad Sassendorf, Tel. 02945/9690540, Fax 02945/9690542, E-Mail k-h.gruenewald@vlk-agrar.de bezogen werden.
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