Ökounternehmen gestalten Märkte
Die diesjährige Exkursion des DLG-Ausschusses Ökolandbau führte die Teilnehmer:innen nach Südbaden. Die Artenvielfalt auf dem Acker sowie ein vielfältiges Sortiment in der Direktvermarktung sind das Credo von Christa und Otmar Binder vom Lindenbrunnenhof in Forchheim am Kaiserstuhl. Die Binders bauen bis zu 30 verschiedene Sorten Kartoffeln an, die im Hofladen und auf den Marktständen in der Region das Interesse der Kund:innen wecken. Besondere Produkte sorgen für abwechslungsreiche Einkaufserlebnisse und binden Kund:innen. Das sorgt in der Direktvermarktung für stabile Umsätze – auch in der aktuellen Phase, wo die Nachfrage nach Ökoprodukten im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wegen der Inflation sinkt.
Ausbleibende Winterfröste erhöhen Drahtwurmbefall
Neben Kartoffeln stehen Biogetreide und Sojabohnen auf dem Feld. Sojabohnen haben sich auf dem Bioland-Betrieb zu einer wichtigen Kultur in der Fruchtfolge und in der Vermarktung entwickelt. Die Sojabohnenerträge bewegen sich um die 4 Tonnen pro Hektar. Eine Herausforderung für den Öko-Ackerbau in der Oberrheinebene ist der Klimawandel. In der Region Freiburg zeigt er sich durch zunehmende Frühsommertrockenheit und ausbleibende Fröste im Winter. Die Folgen sind zunehmende Ertragsrisiken in allen Kulturen. Die ausbleibenden Winterfröste sorgen für einen verschärften Drahtwurmbefall im Kartoffelanbau.
Heu trocknet in einer Solarwärmeanlage
Auf dem Pfändlerhansenhof in St. Märgen im Schwarzwald zeigte die Familie Saier dem DLG-Ausschuss für Ökolandbau ihren innovativen Ansatz bei der Öko-Milcherzeugung: Erzeugt wird Bio-Heumilch für die genossenschaftliche Molkerei Schwarzwaldmilch GmbH in Freiburg. Das Heu wird, nach einer Anwelkphase auf der Wiese in einer Solarwärmeanlage in der Scheue getrocknet. Dadurch erreichen die Saiers eine hohe Futterqualität unabhängig von den jeweiligen Witterungsbedingungen im Hochschwarzwald. In der Fütterung zeigt sich, dass die Herde das in der Scheune getrocknete Heu gegenüber „herkömmlichem“ Wiesenheu bevorzugt aufnimmt. Denn das aktiv getrocknete Heu hat deutlich weniger Bröckelverluste und einen höheren Blattanteil.
Vergleich von Öko und Konventionell
Neben Betriebsbesuchen und Expertengesprächen besuchte der Ausschuss Ökolandbau das Forschungsinstitut für den biologischen Landbau (FiBL) auf dem Versuchsfeld bei Basel. Im Mittelpunkt stand dabei der „DOK-Versuch“, in dem ökologische und konventionelle Anbauverfahren seit 1978 miteinander verglichen werden. Untersucht werden Parameter wie die Ertragsleistung, Nährstoffdynamiken, Populationen von Mikroorganismen, die Bodenbiodiversität, Kohlenstoffgehalte der Böden und Energieeinsatz.
Versuchsergebnisse zeigen eine höhere Biodiversität in den biologisch bewirtschafteten Böden, verbunden mit einer größeren Anzahl von Regenwürmern, Insekten und Mykorrhizapilzen. Für den Energieeinsatz zeigt sich, dass die ökologischen Verfahren bezogen auf die Fläche 30 bis 50 Prozent und bezogen auf die Ertragseinheit 19 Prozent weniger Energie verbrauchen.
Die Erträge der ökologischen Verfahren liegen auf dem Standort bei Basel 20 Prozent unterhalb der Erträge konventioneller Verfahren. Die Gründe liegen in der Tiefgründigkeit des Bodens und der dadurch optimalen Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. Das unterstreicht die Notwendigkeit, die Ertragsleistung auf dem jeweiligen Standort zu untersuchen. Denn die pauschale Aussage, die Ertragsleistung des ökologischen Landbaues läge 50 Prozent unter der des konventionellen Landbaus, trifft nicht zu, betonen die FiBL-Mitarbeiter.
Treue Stammkundschaft
Einige neue Erkenntnisse machten die Teilnehmer des DLG-Ökolandbauausschusses auf ihrer diesjährigen Exkursion nach Baden. So kann eine starke Kundenbindung die Umsätze im Ökolandbau sichern. Denn während Wechselkäufer im LEH derzeit weniger Ökoprodukte kaufen, bleiben Stammkunden weiterhin den Ökoprodukten treu. Zudem bietet der Ökolandbau viele Vorteile von Ökosystemleistungen der Landwirtschaft und kann – je nach Standort – bis zu 80 Prozent des Ertragsniveaus konventioneller Verfahren erreichen.