Kichererbse oder Quinoa statt Weizen oder Mais?
Klimatische Veränderungen, eine vielfältigere Fruchtfolge, günstigere Standortfaktoren oder doch die steigende Nachfrage auf Seiten der Verbraucher? All das sind Gründe, weshalb sich immer mehr Landwirt:innen mit alternativen Anbaukulturen auseinandersetzen. Daher hat das Fachzentrum Landwirtschaft der DLG in diesem Jahr erstmals mit dem Projekt „Alt? Neu? Anders! Alternative Anbaukulturen“ eine kleine Auswahl dieser „Nischenkulturen“ auf den DLG-Feldtagen vorgestellt. Vor dem Hintergrund, mehr Transparenz in das bislang dürftig beleuchtete Thema der Nischenkulturen zu bringen, sollte die DLG als Plattform für den fachlichen Austausch dienen. Aus diesem Grund wurden am DLG-Stand acht Parzellen mit verschiedenen Kulturen präsentiert. Angebaut wurden Hanf, Linse, Kichererbse, Buchweizen, Quinoa, Amaranth, Lupine und Körnerhirse. Infoschilder gaben eine kurze Übersicht über die Herkunft, den Anbau, die Ernte und den Nutzen der Kultur.
Sprechstunden gut besucht
Um den fachlich besten Austausch zu ermöglichen, wurden getreu dem Motto „vom Praktiker für den Praktiker“ in der Mittagszeit Sprechstunden abgehalten, in denen erfahrene Landwirte und Praktiker Rede und Antwort standen.
Die Sprechstunden waren trotz der Mittagshitze gut besucht und boten sowohl für gezielte Anfragen als auch den Durchgangsverkehr die Möglichkeit des persönlichen Austausches. An der jeweiligen Parzelle konnte die Kultur begutachtet und bei einem Gespräch mit dem Praktiker Fragen gestellt werden. Inhaltlich waren keine Grenzen gesetzt. Vom Anbau über die Ernte, Vorteile und Herausforderungen, spezielle Aspekte in der Düngung bis hin zu allen persönlichen Erfahrungen und Anliegen - alles konnte hier in entspannter Atmosphäre erörtert werden. Das Feedback war rundum positiv. Nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Referenten bot die Sprechstunde die perfekte Gelegenheit zum informativen und informellen Austausch.
Vergilbungen an den Blättern
Worauf beim Anbau von Nischenkulturen zu achten ist, zeigte sich ebenfalls an den Parzellen vor Ort und war eine gute Grundlage für den fachlichen Austausch. Denn nicht jede Kultur ist optimal aufgegangen oder gewachsen. Die Lupine zeigte mit Vergilbungen an den Blättern, dass der pH-Wert zu hoch war. Quinoa ist trotz zweifacher Aussaat nicht aufgegangen, und an der Parzelle mit Hanf konnte gezeigt werden, wie stark diese Kultur auf Verdichtungen im Boden reagiert. All das bot eine perfekte Gesprächsgrundlage, um die vielen Facetten der Nischenkulturen aufzuzeigen und einzuschätzen, ob die Kultur auch für den eigenen Betrieb eine passende Option sein könnte oder nicht.
Das Ziel war es letztendlich nicht, die Interessenten vom Anbau der Nischenkulturen zu überzeugen, sondern viel mehr - besonders in der aktuellen Zeit - aufzuzeigen, welche Alternativen zum klassischen Weizen oder Mais existieren. Genau das ist mit dem Projekt „Alt? Neu? Anders! Alternative Anbaukulturen“ sehr gut gelungen. Denn es geht bei Alternativen Anbaukulturen nicht um die Verdrängung der klassischen Getreidekulturen, sondern um sinnvolle Möglichkeiten der Ergänzung in der Fruchtfolge. Eine Weiterführung des Projektes ist für die kommenden DLG-Feldtage im Jahr 2024 auf Gut Brockhof in Erwitte bei Lippstadt (NRW) angedacht.