„Nichts dem Zufall überlassen“
Interview 25 Jahre DLG-Mitgliedschaft Christoph Langenbuch
Alle Arbeiten, die geplant werden können, sollten erledigt werden. Diese Vorgehensweise ist besser, als vom Tagesgeschäft überrannt zu werden. So lautet das Motto von Christoph Langenbuch. Der Milchviehhalter aus Bayern ist seit 25 Jahren DLG-Mitglied und hat seinen Betrieb stetig weiterentwickelt.
Herr Langenbuch, was hat Sie dazu bewogen, in die DLG einzutreten?
Christoph Langenbuch: Die Mitgliedschaft gab es damals als Geschenk für gute schulische Leistungen in der Fachschulausbildung zum geprüften Wirtschafter für Landbau, die sogenannte Landwirtschaftliche Winterschule. Damit verbunden war auch ein Abonnement für die DLG-Mitteilungen. Die Zeitschrift hat mich sehr angesprochen, und ich fand und finde sie hochinteressant. Sie ist immer sehr aktuell und sachlich und der Zeit oft ein Stück voraus. Ich konnte die Informationen gut für mich nutzen. Die Informationsbeschaffung über das Internet steckte zu der Zeit ja noch in den Kinderschuhen. Seither bin ich der DLG treu geblieben.
Wie bewerten Sie die Arbeit der DLG?
Langenbuch: Ich bin der Meinung, es braucht dringend starke Stimmen, die unsere Branche entsprechend lautstark vertreten. Dafür zahle ich gerne einen Mitgliedsbeitrag. Selber fehlt es mir an der Zeit, hierfür mehr zu tun. Wir nutzen hauptsächlich den vergünstigten Eintritt zu Agritechnica und EuroTier und gehen auch auf die DLG-Feldtage, wenn es uns irgendwie möglich ist. Des Weiteren finde ich die Arbeitshilfen und DLG-Merkblätter oft sehr hilfreich bei meiner täglichen Arbeit und auch bei der Einweisung meiner deutschen und asiatischen Mitarbeiter. Seminare habe ich bisher leider noch keine besucht. Die Kommentare zu aktuellen landwirtschaftlichen Themen in der Mitgliederzeitschrift und im Newsletter sind oft lehrreich und helfen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Eine super Entwicklung finde ich die Podcasts zu aktuellen Themen, die man irgendwann anhören kann.
Wie hat sich Ihr Betrieb entwickelt?
Langenbuch: Unser Betrieb wirtschaftete vor 25 Jahren mit 55 Milchkühen. Die zweite Aufstockung des Bestandes auf 65 Kühe mit weiblicher Nachzucht, also einer Gesamttierzahl von 130 Tieren, war voll im Gange. Die Gebäudeerweiterung war abgeschlossen. Das Melksystem bestand allerdings weiter nur aus acht Melkzeugen im Doppel-4er-Fischgrätenmelkstand. Der Stall war in die beengten Verhältnisse der Hofstelle gebaut worden, begrenzt von einem Fließgewässer und einem angrenzenden Hang. Das hat uns im Laufe der Zeit durch die engen Gänge, zu wenig Liege- und Fressplätze sowie fehlende Durchlüftungsmöglichkeiten immer wieder Probleme im Handling mit den Tieren gebracht. Es sollte halt nicht so viel kosten. Damals hat die Beratung auf billige Ausführungen geachtet, die Arbeitswirtschaft war eher nachranging. Der Betrieb bewirtschaftete 1997 eine Fläche von 93 ha, davon 20 bis 30 ha Grünland und 60 bis 70 ha Ackerland. Marktfrüchte waren Weizen Roggen und Raps, der Rest wurde für die Viehhaltung genutzt. Die Bodenqualitäten liegen zwischen 20 und 40 Bodenpunkten. Wir haben eine Regenmenge von 550 mm pro Jahr. Die zunehmende Vorsommertrockenheit sorgt im Ackerbau für Nicht-Höchsterträge und erfordert eine relativ wassersparende Bewirtschaftung. Daher sind pfluglose Anbauverfahren auf meinem Betrieb schon immer ein Thema. Durch viel Zupacht sind verschiedene Bodenarten vorhanden. Wir haben eine relativ kleinstrukturierte Lage, die Autobahn, die Frankenhöhe, Bäche und Wälder verlaufen durch das Gebiet. Die Ackerflächengröße beträgt im Schnitt 3 bis 6 ha. Durch den fortschreitenden Strukturwandel und die Möglichkeit, Flächen zu pachten, sind einzelne Ackerflächen mit 10 ha entstanden. Der Eigentumsanteil unserer Flächen beträgt 15 Prozent. Heute bewirtschafte ich eine Fläche von 140 ha Ackerland und 50 ha Grünland. Angebaut werden Gerste, Triticale, Silomais für die Viehhaltung und Raps und Brotweizen für den Verkauf.
Wie haben Sie auf die Milchkrise reagiert?
Langenbuch: Als der Milchpreis 2008 im Keller war, wurde in die erste 30-kw-PV-Anlage investiert. 2012 kam eine weitere 30-kw-Anlage dazu, die auf einer neugebauten Halle entstanden ist. Seit dem Jahr 2007 arbeitet meine Frau neben der Kindererziehung voll im Betrieb mit. Der Viehbestand wurde im Laufe der Zeit mit den vorhandenen Gebäuden bis 2013 auf 80 Kühe plus weibliche Nachzucht, also 160 Tiere aufgestockt. Weil die Viehhaltung in den vorhandenen Gebäuden zu eng wurde und arbeitswirtschaftlich nicht mehr vertretbar war, wurde 2014 ein neuer Kuhstall für 140 Kühe geplant und im Außenbereich verwirklicht.
Derzeit befinden sich auf dem Hof 150 Milchkühe und ebenso viele weibliche Nachzuchttiere. Es werden rund 1,35 Mio. kg Milch jährlich erzeugt und 10 Jungkühe über den Zuchtverband vermarktet. Die männlichen Kälber werden in die Bullenmast verkauft. Der Neubau wird als reiner Kuhstall mit angegliedertem Special-Need-Bereich und der Kleinkälberaufzucht betrieben Die Altgebäude eignen sich sehr gut für die Haltung des Jungviehs und die Kälberaufzucht via Tränkeautomat im Strohbereich. Die Stallungen sind zweihäusig angelegt mit Melk- Separations- und Abkalbebereich in einem Gebäude und einem reinen Kuhstall im zweiten Gebäude, so dass Erweiterungen relativ einfach möglich sind.
Durch diese deutliche Ausweitung der Viehhaltung war es nun auch nötig, sich arbeitsmäßig weiter zu verändern. Meine Eltern arbeiten Zug um Zug weniger. Die ersten 450-Euro- Arbeitskräfte wurden gesucht und gefunden. Mittlerweile arbeiten drei Personen auf 450-Euro-Basis und ein asiatischer Weiterbildungspraktikant in Vollzeit. Dieser Entwicklungsschritt hätte früher vollzogen werden müssen. Mein Leitspruch in der Milchviehhaltung lautet „Nichts dem Zufall überlassen!“. Alles, was an Arbeiten geplant werden kann, sollte ausgeführt werden. Lieber prophylaktisch arbeiten, was aber leider nicht immer gelingt. Es treten immer unvorhergesehene Ereignisse auf, die den Tagesplan durcheinanderwirbeln, aber mit unserer Arbeitsstrategie reduziert sich das auf ein Minimum.
Welche Fragen beschäftigen die Landwirtschaft?
Langenbuch: Wie kann das verlorene Image der Landwirtschaft dauerhaft gegenüber dem Verbraucher zurückgewonnen werden, sodass in jedem Menschen hier und in Europa das Bewusstsein für die landeigene Erzeugung wächst? Wie geht die Landwirtschaft langfristig mit dem Klimawandel um? Wie schafft man es, die Arbeitsbelastung vor allem in der Tierhaltung langfristig so zu gestalten, dass auch der Freizeitwert steigt und die Nachfolgegeneration sich für die Übernahme und Fortführung eines landwirtschaftlichen Unternehmens begeistert? Das sind alles Fragen, die mich und viele Berufskollegen umtreiben. Hierzu kann die DLG Werkzeuge liefern und die Höfe mit Lösungsansätzen unterstützen
Zur Person
Christoph Langenbuch bewirtschaftet in Horabach bei Rothenburg ob der Tauber im Landkreis Ansbach einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchkühen und Ackerbau. Der 46-jährige Agrarbetriebswirt ist seit dem Ende seiner Ausbildung im elterlichen und jetzt eigenen landwirtschaftlichen Betrieb tätig. Der befindet sich seit 1866 im Besitz der Familie. Ehrenamtlich ist Langenbuch aktiv im Gemeinderat und im Vorstand der örtlichen Molkereigenossenschaft Rothenburg, die neben der Vermarktung der Milch auch eine Immobilie mit mehreren Mietparteien verwaltet, außerdem ist er Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr und im Posaunenchor.
Die Fragen stellte Angelika Sontheimer, Agrarjournalistin, Winsen (Aller).