Produktive Landwirtschaft gemeinsam gestalten
Karl-Friedrich Meyer arbeitet mit an der Erfolgsgeschichte des niedersächsischen Weges
Landwirtschaft hat sich immer verändert und sich immer den Wünschen und Bedürfnissen unserer Verbraucher angepasst. Mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln versorgen wir unsere Bevölkerung und wollen dies auch in Zukunft tun. Wir als Branche sind innovativ, unsere Hofnachfolger hervorragend ausgebildet und die Digitalisierung ist auf unseren Höfen führend. Mit der Umsetzung des Niedersächsischen Weges wollen wir in Niedersachsen beweisen, dass man eine produktive Landwirtschaft gesellschaftskonform aufstellen und dabei Klima- und Artenschutz achten kann. Und wir wollen unsere Kulturlandschaft, die unsere Heimat ist, pflegen, gestalten und damit bewahren.
Deshalb haben bereits seit 2018 unsere Vertreter des Landvolkes und der Landwirtschaftskammer mit der Politik über einen Weg diskutiert, wie man diese Ziele erreichen kann. Unter der Regie der Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft und gemeinsam mit den Umweltverbänden NABU und BUND wurde 2020 dieser Niedersächsische Weg beschritten. Es begann ein intensiver Dialog über die Ziele und den Weg, diese umzusetzen. Landwirtschaft in Niedersachsen sollte mehr für Umwelt- und Artenschutz leisten, außerdem mussten die Ziele für uns Landwirte genau definiert werden, und für die finanziellen Einbußen sollten die Betriebe Ausgleich erhalten. Am Ende der Diskussion wurde man sich einig und formulierte Gesetzesvorlagen für den Landtag, die bereits am 10. November 2020 fast einstimmig von allen im Landtag vertretenen Parteien verabschiedet wurden. Und nun ging es an die Umsetzung.
In drei Arbeitsgruppen, die paritätisch besetzt sind, und dem „Lenkungskreis“ wurde über die Ausgestaltung der 15 Punkte, die den Niedersächsischen Weg abbilden, verhandelt. Es wurden Lösungsmöglichkeiten erarbeitet, Entschädigungssätze überlegt, Anpassungszeiträume diskutiert und die finanziellen Auswirkungen für den Landeshaushalt prognostiziert, aus dem die Entschädigungen für die landwirtschaftlichen Betriebe gezahlt werden sollen.
Stammtische zur Biodiversität
Dabei musste auch die Ausgestaltung der GAP Reform für unsere Betriebe Berücksichtigung finden, und leider gibt es da bis heute keine Planungssicherheit. Denn es ist nicht klar, ob zukünftig noch jeder Betrieb in Niedersachsen einen Antrag auf Agrarförderung stellen wird! Eine Vorstellung, die für uns Landwirte noch vor drei Jahren nicht möglich erschien.
Wichtig ist jetzt, dass nicht nur einzelne Betriebe aufgrund ihrer speziellen Lage über Klima-, Gewässer- und Artenschutz nachdenken, sondern dass wir alle Maßnahmen in die Fläche bekommen. Um diesem Ziel näher zu kommen, sind jetzt erste Biodiversitätsstammtische in den Regionen ins Leben gerufen worden. Dort treffen sich alle Naturnutzer, Landwirte wie Jäger, Imker wie Fischer, Waldbesitzer und die Vertreter der UNBs und der Umweltverbände, um erstmal zu erfahren, was schon heute alles geleistet wird. In einigen Landkreisen wurden dazu Landschaftspflegeverbände gegründet.
Und es wurde im Niedersächsischen Weg festgelegt, etwa 15 ökologische Stationen einzurichten, um die naturschutzfachlich qualifizierte Vor-Ort-Betreuung der Natura-2000-Gebiete zu schaffen. Ergänzend dazu sind jetzt erste Biodiversitätsberater durch die Landwirtschaftskammer Niedersachsen eingestellt worden, die vom Land bezahlt werden. Sie sollen den Niedersächsischen Weg zu den landwirtschaftlichen Betrieben bringen. Die Beraterinnen und Berater vernetzen sich vor Ort mit den Landkreisbehörden, den Landwirtschafts- und Umweltverbänden sowie interessierten Akteuren wie der Jägerschaft oder den Waldbesitzern und setzen den kooperativen Ansatz um. Gemeinsam stellen sie eine regionale Biodiversitätsplanung auf und werden den Betrieben praktikable Maßnahmen anbieten. Diese sollen der Nachhaltigkeit der Betriebe und auch dem Arten-, Natur- und Gewässerschutz in der Landschaft zugutekommen. Dabei werden sie vom Kompetenzzentrum ökologischer Landbau Niedersachsen (KÖN) unterstützt.
Abstand zu Gewässern
Konkret geht es beispielsweise um den Abstand in der Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen zu Gewässern, wo auf 3, 5 oder 10 Metern auf Düngung und Pflanzenschutz verzichtet werden soll. Die daraus resultierenden Mindererträge müssen dann ausgeglichen werden. Außerdem geht es um den Biotopverbund, der durch Ufer, Weg- und Feldraine oder auch durch Hecken, Feldgehölze, Alleen und Baumreihen geschaffen und verbessert werden kann. Und es geht um den Ausbau des ökologischen Landbaus, der gefördert werden soll, wenn der Markt es hergibt und die ökologischen Produkte vermehrt nachgefragt werden.
Dies sind nur einzelne Beispiele für die Ziele des Niedersächsischen Weges, die wir gemeinsam mit der Politik und allen Naturnutzern in unserer heimischen Kulturlandschaft umsetzen wollen. Unsere landwirtschaftlichen Betriebe sollen in ihrer Ertragskraft nicht geschwächt werden, damit sie auch zukünftig die Grundlage für unser Familieneinkommen sind und zukunftsfähig bleiben.