Netzwerk Fokus Tierwohl mit zweitem Video zur kuhgebundenen Kälberaufzucht
In einem weiteren Fachvideo des Netzwerks Fokus Tierwohl geht es um die muttergebundene Kälberaufzucht. In den meisten Milchviehbetrieben werden Kuh und Kalb direkt nach der Geburt voneinander getrennt. Das hat gute Gründe: Das Kalb kann optimal versorgt werden – gerade in den ersten Lebensstunden auch mit der Kolostralmilch, die für das Kalb zur Ausbildung des Immunsystems lebenswichtig ist. Gleichzeitig ist es in der keimärmeren Umgebung einer Kälberbox vor Krankheitserregern geschützt, die von der Kuh aufs Kalb übertragen werden könnten. Zu den gesundheitlichen Aspekten kommt noch hinzu, dass eine frühe Trennung recht problemlos ist, bevor sich eine enge Kuh-Kalb-Bindung ausbildet, und dass sie in der Regel ohne Trennungsschmerz verläuft.
Die frühe Trennung wird in der öffentlichen Diskussion aber durchaus kritisch gesehen. Auf der Suche nach Alternativen haben einige Betriebe mittlerweile kuhgebundene Verfahren etabliert, bei denen die Kälber länger bei ihren Müttern bzw. bei Ammenkühen bleiben.
Seit vielen Jahren gibt es Betriebe, die ihre Kühe melken und den Kälbern trotzdem die Möglichkeit geben, am Euter zu saugen und das normale Mutter-Kind-Verhalten ausleben zu können. Die Kälber lernen so das natürliche Sozialverhalten und die Abläufe im Stall von klein auf.
„Kuhgebundene Aufzucht“ nennt sich diese Aufzuchtmethode. Dabei dürfen die Kälber mehr Zeit mit der Mutter oder einer Amme verbringen und die Milch stets am Euter der Kühe aufnehmen. Es ist aber kein festgelegtes, starres Schema, nach dem der Kontakt zwischen Kuh und Kalb abläuft. Die Umsetzung kann auf jedem Betrieb anders aussehen. Grundsätzlich wird zwischen der muttergebundenen und der ammengebundenen Aufzucht unterschieden. Bei der muttergebundenen Aufzucht darf jedes Kalb an der eigenen Mutter saugen.
Wie kuhgebundene Aufzucht an der Mutter in der Praxis aussehen kann, wird hier anhand des Beispiels Hofgut Oberfeld (Darmstadt) gezeigt.