Bewirtschaftung von Grünland ernst nehmen
Die DLG-Ausschüsse Grünland & Futterbau und Futter- & Substratkonservierung veranstalten in regelmäßigem Abstand gemeinsame Aktivitäten, die wesentlich dazu beitragen, die fachliche Zusammenarbeit und das gegenseitige Verständnis zu verbessern. Vom 4. bis 6. Juli 2022 trafen sie sich im Schlosshotel Klaffenbach bei Chemnitz.
Den ersten Schwerpunkt bildete die interne Sitzung des Ausschusses Futter- & Substratkonservierung mit vordergründig geschäftlichen Mitteilungen und terminlichen Abstimmungen. Des Weiteren wurden Mitgliederwahlen durchgeführt und Christof Hoffmanns, Dr. Gerd-Christian Maack, Mariana Schneider und Dr. Kirsten Weiß wieder- und Dr. Ewald Kramer neu in den Ausschuss gewählt.
In der sich anschließenden öffentlichen Sitzung des Ausschusses Futter- & Substratkonservierung wurde zu den geplanten und laufenden Projekten des Ausschusses berichtet und das jeweils weitere Vorgehen besprochen und abgestimmt. In erster Linie ist hier der Start der Überarbeitung des „Praxishandbuches Futter- und Substratkonservierung“ zu nennen. Zur Arbeitssitzung am 28. Oktober 2022 sollen das Konzept und die ersten Detailbearbeitungen vorgestellt werden. Weitere Arbeiten laufen zu den Merkblättern „Optimale Häcksellänge und Siliergutaufbereitung von Silomais“ und „Empfehlungen zum notwendigen und sinnvollen Umfang von Grobfutteranalysen“.
Aus dem Bundesarbeitskreis Futterkonservierung wurde aus den AG-Arbeiten zu „Futterhygiene/Clostridien“, „Aerobe Stabilität“ und „Proteinqualität von Grundfuttermitteln“ berichtet. Zu Letzterem sollten mögliche Veränderungen im Futtersubstrat genauer beschrieben und zwischen Tierernährung und Futterkonservierung abgestimmt werden. Hierzu soll in der Folge auch überlegt werden, ob aus beiden Gremien heraus eine Siliermittelprüfung für die Proteinqualität bzw. den Proteinabbau entwickelt werden kann.
Sommertrockenheit nimmt zu
Es folgte eine gemeinsame Diskussion fachlicher, beide Ausschüsse betreffender Schwerpunkte. Dazu zählen die Betroffenheit durch den Klimawandel und die Ableitung/Normierung des CO2-Fußabdrucks sowie die Trockenmasse-Ertragsermittlung im Grünland und die Verminderung/Vermeidung von Futterverlusten. Da eine genaue Abschätzung der klimatischen Änderungen nicht vorhersehbar ist und davon auszugehen ist, dass Sommertrockenperioden weiter zunehmen werden, muss insbesondere in die Sicherstellung der Futtererntemengen im Frühjahr intensiviert werden. Obwohl zusätzlich mit einer möglichen Ernte im Herbst zu rechnen ist, steigt insgesamt aber der Bedarf an der Optimierung und Verlängerung der Vorratshaltung. Betriebliche Zusammenarbeiten können verbessert werden, indem beispielsweise mit Ackerbaubetrieben Verträge geschlossen werden, um in Trockenphasen Futterreserven zu generieren. Hier sollten auch Erfahrungen aus anderen Regionen wie aus Höhenlagen genutzt werden, um zu lernen, wie dort gearbeitet und vorgegangen wird. Des Weiteren wurde gefragt, wie sich die Intensität der Grünlandbewirtschaftung auf die Humusbildung auswirkt.
Eine auf die Region bezogene Diversifizierung nimmt Einfluss auf die spätere Nutzung. Saatgut aus trockenen Regionen erscheint besser geeignet, Trockenschäden zu vermeiden, wodurch gestresste Bestände am Ende zu höheren Erträgen führen könnten. Geklärt werden muss allerdings, wie klimafest diese Bestände wirklich sind. Mit den hierzu noch zu erarbeitenden Ergebnissen müssten später auch Aussagen zu Sorten und Regionen zu treffen sein.
Heimische Produktion versus Importware
Dies könnte ebenso bedeuten, dass Betriebe zukünftig verschiedene Nutzungsstrategien verwenden und stärker auf Unterschiedlichkeit und Standortanpassung ausgerichtet werden müssen. Zu klären wäre in diesem Zusammenhang, ob dann auch die Tierarten/-rassen an die Standorte angepasst werden müssen und wie die Digitalisierung hier helfen kann. Hier werden die einzelnen Fachdisziplinen zukünftig noch besser zusammenarbeiten müssen, damit beispielsweise Effizienzgedanken stärker betrachtet und ökonomisch besser bewertet werden können.
Insgesamt muss neben der eigentlichen Facharbeit zu Grünland und Futterbau besonders herausgestellt werden, dass neben der Bereitstellung von Futter weitere zentrale Aufgaben erfüllt und der CO2-Fußabdruck daraufhin ausgerichtet werden muss, damit diese auch in ökonomischen Betrachtungen ihre Plätze finden können. Eine differenzierte Bewertung von in Deutschland erzeugtem Fleisch oder Milch gegenüber Importware könnte hier nützlich sein. Zu klären ist in diesem Zusammenhang auch, wie verarbeitete pflanzliche Proteine und künstliches Fleisch eingeordnet und bewertet werden sollen, und wie in diese Überlegungen und Arbeiten zur Darstellung der Systeme Stakeholder wie Molkereien eingebunden werden sollten.
Interessante Exkursionen
Die gemeinsame Exkursion führte bei bestem Ausflugswetter zu Grünland-, Futterbau- und Milchkuhbetrieben im Erzgebirgsvorland und Erzgebirge. Erstes Ziel war mit der Agrargenossenschaft Memmendorf (800 Milchkühe, partieller Weideauslauf) ein Betrieb, der seit vielen Jahren erfolgreich eine N-reduzierte Fütterung umsetzt. Der zweite Besuch ging zur Agrozucht Burkersdorf, wo mit 180 Mutterkühen (Limousin, Charolais, Fleckvieh) 414 ha Grünland bewirtschaftet und die Produkte über regionale Partnerschaften eigenständig vermarktet werden. Bei einem eigens für die Gruppe eingerichteten Mittagsbarbecue wurden die verschiedensten Gaumenfreuden direkt verköstigt. Als drittes Ziel wartete die Erzgebirgische Agrargesellschaft Forchheim mit 1.000 Milchkühen, die als Ökobetrieb ihre Grünlandbewirtschaftung inklusive Frischgrasfütterung vorstellte. Anschließend führte ein Abstecher zum Prüffeld Forchheim des LfULG (Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie) zur Besichtigung der Resultate des seit 25 Jahren laufenden Grunddüngungsdauerversuchs. Der abschließende Besuch führte zur Landwirtschaftsgesellschaft mbH Drebach mit rund 1.300 ha Dauergrünland und angegliederter Milch- und Mutterkuhhaltung.
Merkblätter in finaler Abstimmung
Der dritte Tag startete mit der Besprechung von zwei Merkblättern, die gemeinschaftlich von beiden Ausschüsse erarbeitet werden. Nach Vorstellung der Gliederung zum Merkblatt „Empfehlungen zur Futterhygiene im Futterbaubetrieb“ und der ersten Zuordnung der einzelnen zu berücksichtigenden Aspekte wurde das weitere Vorgehen abgestimmt. Im Herbst soll der erste Gesamtentwurf vorgelegt werden. Dazu wurde der von den Autoren abgestimmte Entwurf zum Merkblatt „Empfehlungen zur Futterhygiene beim Gülleeinsatz auf Grünland“ präsentiert. Nach finaler Abstimmung durch die Mitglieder soll das Merkblatt im August veröffentlicht werden.
Die öffentliche Sitzung des Ausschusses Grünland & Futterbau widmete sich unter anderem dem Projekt „Endophyteneinsatz in der Gräserzüchtung“ als Beitrag zur Trockenheitsverträglichkeit. Hier geht es darum, die Fakten sachlich richtig darzustellen und zum Beispiel Pferdebesitzer objektiv zu informieren und den Hinweis zu geben, nur zugelassenes Saatgut einzusetzen. Als weitere Fragestellung wurde die Betroffenheit zu „Kunststoffen in der Landwirtschaft“ abgefragt. Hierzu sollen die beiden Ausschüsse in gemeinsamer Bearbeitung mögliche Eintragswege benennen und die Betroffenheit in andere DLG-Gremien zurückgespielt und geklärt werden, ob dazu gegebenenfalls eine DLG-AG eingerichtet werden soll.
Darüber hinaus wurde berichtet, dass der „Internationale Grünlandkongress 2027“ vom 13. bis 18. Juni 2027 in Leipzig begleitet von Pre- und Post-Conference Touren stattfinden wird. Hierzu wurde eine breite Zustimmung zur Austragung und Unterstützung geäußert. Im Herbst sollen die Arbeiten des Vorbereitungsteams starten. Zahlreiche Einrichtungen, wie die DLG, haben bereits mit der Beantragung ihre Bereitschaft erklärt, im "Organizing oder Scientific Committee" aktiv mitwirken zu wollen.
Den letzten Tagesordnungspunkt bildete die interne Sitzung des Ausschusses Grünland & Futterbau mit ebenfalls geschäftlichen Mitteilungen, terminlichen Abstimmungen und Wahlen. Hier wurden Dr. Beat Reidy und Dr. Anna Techow als Mitglieder wiedergewählt.
Weitere Informationen erhalten Sie im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft (Kontakt: Dr. Detlef Kampf, Tel.: 069/24788-320, Mail: d.kampf@dlg.org).