Viele Landwirte investieren in Bewässerungstechnik
DLG-Mitglieder-Interview mit Arnold Czech, Kartoffelanbauer in Polen, Erscheinungstermin zur PotatoEurope im September 2022
Welches sind denn die Herausforderungen für einen erfolgreichen Anbau und eine sichere Vermarktung bezüglich der Sortenwahl der Kartoffeln?
Arnold Czech: Die Industrie möchte im Idealfall das ganze Jahr über qualitativ gute Knollen vom Landwirt geliefert bekommen. Die Ware darf nicht beschädigt sein und sollte über ein hohes Trockengewicht verfügen und wenig reduzierende Zucker enthalten. Bis jetzt haben die Kartoffelzüchter eine solche Sorte noch nicht vorgestellt, die immer auf unterschiedlichen Böden und bei unterschiedlichen Wetterverläufen die gleichen Knollen produziert. Und dann sollen auch noch hohe Erträge den Landwirt zufriedenstellen. Hinzu kommen noch die Schwierigkeiten beim Anbau mit dem Knollenansatz und dem Befall von Krankheiten wie Phytophthora, Alternaria und Nassfäule. Auch beim Roden kann es Probleme geben, wie Beschädigungen oder krauthängige Knollen. Bei der Lagerung droht die Gefahr, dass die Kartoffeln verfaulen. Hinzu kommt das Risiko, dass die Zuckergehalte zu schnell ansteigen oder eine frühzeitige Keimung einsetzt, wenn die Wirkung der Keimhemmungsmittel nachlässt.
Welche Ergebnisse zeigen die Felduntersuchungen, die Sie zusammen mit der Universität in Wrocław durchführen?
Czech: Bisher habe ich nur einige Daten vorliegen zu Ertrag, Anzahl der Knollen sowie den Zucker- und Stärkegehalten. Die Laboruntersuchungen zu den Blättern und Knollen stehen noch aus. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es zu früh, Aussagen über die Ernte zu treffen. Es zeigt sich jedoch eine Tendenz, dass die Düngung einen geringeren Einfluss auf den Ertrag hat, als gedacht. Ein Unterschied zwischen den Sorten ist jedoch deutlich zu erkennen.
Wie macht sich die häufige Trockenheit im Anbau bemerkbar?
Czech: Polen hat überwiegend mittlere und schwache Böden, die häufig unter Frühjahrestrockenheit leiden. Das Problem spitzt sich zu, ähnlich wie in den ostdeutschen Bundesländern. Deswegen haben in den vergangenen Jahren viele Landwirte in Polen in Bewässerungssysteme investiert.
Ich selbst habe in den vergangenen 20 Jahren mehrere Brunnen gebaut und in Trommelbewässerungsanlagen sowie drei Zentralkreisberegnungsanlagen investiert. Damit bin ich in der Lage, die gesamte Anbaufläche von Gemüse, Kartoffeln und Zuckerrüben zu bewässern, um den Ertrag und die Qualität sichern zu können. Diese Entwicklung dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen.
Welche Rolle spielt die Gemüseproduktion in Polen?
Czech: Ja, Polen exportiert sehr viel Gemüse. Die Landwirtschaft hat sich in den vergangenen zehn Jahren drastisch verändert. Vor der Wende 1989 gab es eine Anzahl großer, staatlicher Gemüseproduzenten und eine Vielzahl von kleinen oder sehr kleinen Gemüseanbauern. Diese haben ihre Produkte auf lokalen Märkten und Wochenendmärkten verkauft. Nach der Wende verschwanden die staatlichen Gemüseproduzenten vom Markt und die kleinen privaten Anbauer wuchsen permanent.
Nach dem polnischen EU-Beitritt im Jahr 2004 und besonders nach der Auflage des milliardenschweren EU-Hilfsprogrammes von 2007 bis 2013, das auch Gemüseerzeuger unterstützte, haben sich die Betriebe rasant entwickelt. Wer damals zwei Hektar Gemüse anbaute, konnte in wenigen Jahren die Fläche verzehn- oder sogar verzwanzigfacht werden. So entstanden große Produzenten, die überwiegend die Handelsketten beliefern und natürlich auch sehr viel Ware exportieren. Die lokalen Märkte beliefern immer noch die kleineren Produzenten, die zum Teil zum ökologischen Landbau wechselten. Die großen Gemüsebauern sind mit modernen Landtechnik westlicher Hersteller ausgestattet. Sie verfügen über Aufbereitungs- und Verpackungsmöglichkeiten und haben große Lagerkapazitäten.
Wie können Sie von Ihrer langjährigen DLG-Mitgliedschaft seit 2005 profitieren?
Czech: Ich nehme an vielen Veranstaltungen teil, wie an der PotatoEurope, wo ich zwischenzeitlich im Beirat vertreten war. Ich besuche die DLG-Feldtage, die AGRITECHNICA und die DLG-Wintertagung. Die Schulungen, die die DLG anbietet, sind für mich sehr hilfreich, da sie außer Theorie auch praktisches Wissen vermitteln. Außerdem habe ich an einigen Veranstaltungen der Jungen DLG 2021 teilgenommen. Ich profitiere sehr von den Erfahrungen anderer Landwirte und stehe in ständigem Austausch mit DLG-Mitgliedern, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe.
Das Interview führte Erminia Ciarleglio, DLG-Mitgliederservice
Infobox: Zur Person
Arnold Czech führt einen Landwirtschaftsbetrieb mit 700 Hektar in Polen. Er baut Weizen, Raps, Zuckerrüben, Kartoffeln, Zwiebeln und Erbsen an. Der Schwerpunkt ist der Kartoffel- und Gemüseanbau. Auf dem relativ durchlässigen Boden werden alle intensiven Kulturen bewässert. Die Lagerkapazitäten auf dem Betrieb umfassen 8.000 Tonnen, vorwiegend Kartoffeln und Zwiebel werden einlagert. Eine besondere Herausforderung im Kartoffelbau ist die Sortenwahl in Bezug auf die Vermarktung. Aus diesem Grund hat Czech in Zusammenarbeit mit der Wrocław-University of Environmental and Life Sciences ein zweijähriges Projekt angelegt. Es umfasst Feldversuche mit unterschiedlichen Sorten in Kombination mit diversen Düngungsformen und Dosierungen. DLG-Mitglied ist Czech seit 2005.