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Nachhaltigkeit das Zünglein an der Waage?

Im Rahmen der DLG-Unternehmertage im September in Würzburg wurde im Forum Milchviehhaltung das Thema „Nachhaltigkeit das Zünglein an der Waage?“ mit Fachexperten aus dem Agrarbanking, der praktischen Milchviehhaltung und der Wissenschaft diskutiert.

Nachhaltigkeits-Checks sind vielen Milchviehhaltern und -halterinnen bereits durch entsprechende Programme ihrer Molkereien bekannt. Doch auch Banken werden zunehmend Fragen an Betriebsleiter und -leiterinnen zur Nachhaltigkeit stellen, wenn es um die Finanzierung von Investitionen geht. Kreditinstitute werden Pläne und Konzepte zur Risikominimierung in Bezug auf den Klimawandel verlangen, erläuterte Gerald Hein, Fachbereichsleiter Landwirtschaft und Ernährung, Deutsche Kreditbank AG, Berlin.

Gesetzliche Vorgaben gibt beispielsweise der europäische Green Deal vor. Vorgesehen ist eine Senkung der Nettotreibhausgasemissionen sowie ein höherer Anteil erneuerbarer Energien. Aber auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und die Europäische Zentralbank (EZB) stellen immer höhere Anforderungen an Unternehmen, wenn es um die Nachhaltigkeit der Finanzierung geht. Als wichtige Säulen der Nachhaltigkeit nennt Agrarbanker Hein Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Welchen Einfluss Nachhaltigkeitsnachweise bei der künftigen Kreditvergabe haben werden und wie sich diese auf das Rating auswirken werden, sind Fragen, die voraussichtlich im kommenden Jahr beantworten werden. Siehe auch Beitrag: Nachhaltigkeit rückt in den Fokus, im DLG-Mitglieder-Newsletter vom 21. Oktober 2022. 

Bürokratischer Aufwand

Milchviehhalter Thomas Münch erläuterte für die Münch GbR, Bichishausen in Baden-Württemberg, die einzelnen Nachhaltigkeitsaspekte seines Betriebes. An seinen Ausführungen zeige sich, dass der heutige Landwirt gar nicht so schlecht dastehe, sagte Claudia Müller, Besucherin des Forums Milchviehhaltung. Landwirt Münch verdeutlichte, dass eine zusätzliche Zertifizierung, wie sie die Bank möglicherweise verlange, einen weiteren bürokratischen Aufwand für die Betriebe bedeutet.

An der sich anschließenden Podiumsdiskussion beteiligte sich neben den beiden Referenten Hein und Münch Dr. Birthe Lassen vom Johann Heinrich von Thünen-Institut. Sie stellte das QM-Nachhaltigkeitsmodul vor, an dem bisher fast jeder vierte Milchviehbetrieb teilgenommen hat.

Ein Zertifikat für alle

Die Kernbotschaft lautete am Ende des Forums: Es muss ein einheitliches Zertifikat und damit eine gesamte Branchenlösung geben. Voraussetzung sei, eine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit festzulegen. Die für das Zertifikat notwendigen Unterlagen müssten die Betriebe dann nur einmal ausfüllen und einreichen. Den Nachweis eines Nachhaltigkeits-Checks sollten alle Marktpartnern wie Molkereien und Banken anerkennen. Das Forum Milchviehhaltung gibt es als Aufzeichnung.


Marieke Wijn, DLG e.V., Fachzentrum Landwirtschaft
m.wijn@dlg.org