„Von der traditionellen Fruchtfolge haben wir uns entfernt“
Landwirtin Cornelia Ehlert setzt auf Sommerungen
Heute schon an morgen denken - das tun Landwirt:innen, wenn sie säen, um Monate später zu ernten. Cornelia und Jürgen Ehlert tun dies aber auch, wenn sie die politischen Rahmenbedingungen beobachten und beispielsweise mit einem Teil ihrer Flächen wieder auf den Pflug umgestiegen sind, weil sie heute schon an die „Nach-Glyphosat-Zeit“ denken und Erfahrungen sammeln wollen.
DLG: Frau Ehlert, welche Schwerpunkte setzen Sie auf ihrem Betrieb?
Cornelia Ehlert: Wir bewirtschaften in der Gemeinde Schenklengsfeld im Ortsteil Unterweisenborn in Osthessen einen Ackerbaubetrieb mit Dienstleistungen. Die Hofstelle liegt 327 m ü. NN, unsere Flächen liegen bis etwa 420 m ü. NN. Die Ausrichtung erfolgte schrittweise vom breit aufgestellten Gemischtbetrieb mit Gemüseanbau, Milchvieh, Hühnerhaltung mit Brüterei und Kükenaufzucht zur heutigen Spezialisierung. Die alten Hühnerställe wurden zu Flachlagern für Getreide umgebaut, die wir an den Landhandel zur Getreide- und Rapseinlagerung vermieten. Außerdem bieten wir mit den vorhandenen Maschinen Dienstleistungen an. Das sind je nach Kunde und seinen Bedürfnissen Bodenbearbeitung, Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz und natürlich Drusch. Diese wurden seit über zehn Jahren fortwährend ausgebaut. Das hängt auch ein wenig mit der Neigung meines Mannes zusammen: Er hat nach seinem Maschinenbaustudium auf dem zweiten Bildungsweg Landwirtschaft gelernt und seinen Landwirtschaftsmeister gemacht. Meine Tätigkeitsfelder auf dem Hof liegen heute meist im Büro, gerne aber auch nach wie vor auf dem Acker.
Warum verzichten Sie auf den Pflug?
Ehlert: Wir haben über 15 Jahre aufgrund der besseren Bearbeitbarkeit der mitunter schweren Tonböden und der Arbeitserleichterung komplett pfluglos gearbeitet. Von der traditionellen Fruchtfolge Weizen, Gerste, Raps haben wir uns entfernt hin zu mehr Sommerungen mit Mais, Sommergerste und auch Sommerweizen. In diesem Jahr haben wir allerdings den Pflug wieder „ausgemottet“ und etwa 10 Prozent der Flächen gepflügt. Es handelt sich dabei um gut zu bearbeitende Flächen mit „Gräserthematik“ vor Raps und vor Wintergerste. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse. Wir müssen uns als Landwirte immer an die jeweilige Situation anpassen und die politischen Rahmenbedingungen stets im Auge behalten, um sie bestmöglich umsetzen zu können.
Welche Vorteile hat die eigene Rapsölvermarktung?
Ehlert: Es waren nicht zuletzt die Engpässe im Lebensmittelhandel, die uns den Anstoß gaben, mal etwas ganz Neues auszuprobieren. Das Ausgangsprodukt und die Räumlichkeiten waren vorhanden. Wir haben uns dann eine Ölpresse angeschafft. Die behördlichen Hürden zu nehmen, hat dann etwas länger gedauert, als gedacht. Aber jetzt können wir ein Produkt anbieten, das zu hundert Prozent aus der Region stammt. Wir sind gerne in Kontakt mit Endkunden und zeigen unsere Produktion. Dabei fangen wir schon mit zukünftigen Kunden an und haben viele Schulklassen auf unserem Hof zu Besuch.
Wie kommt Ihre Öffentlichkeitsarbeit an?
Ehlert: Wir arbeiten mit der örtlichen Tagespresse zusammen und sind unter anderem auch als „Leitbetrieb Pflanzenbau“ für die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, BLE, aktiv. Dies tun wir, weil wir den Verbraucherinnen und Verbrauchern gern die Landwirtschaft näherbringen wollen. Viele kennen nur die Sicht aus den Medien, die oft negativ ist. Da möchten wir gerne unsere Sicht darstellen und aufklären. Ein weiteres Projekt war in diesem Jahr das Maislabyrinth. Es wurde sehr positiv angenommen und die eingenommenen Spenden gehen zu 100 Prozent ins Ahrtal.
Interview: Angelika Sontheimer,
Agrarjournalistin, Winsen (Aller)
Zur Person
Cornelia Ehlert (44) absolvierte nach der mittleren Reife eine Ausbildung zur Landwirtin auf verschiedenen Milchvieh- und Schweinebetrieben in Nordhessen. Danach besuchte sie die Fachschule für Agrarwirtschaft in Fulda mit dem Abschluss als Agrarbetriebswirtin. Seit dem Jahr 2000 ist sie im elterlichen Betrieb tätig, der 2012 vom Vater an die Tochter übergeben wurde. Ehlert ist verheiratet und hat drei Kinder zwischen 8 und 16 Jahren.