Bewirtschaftung von Problemstandorten
Das digitale Experimentierfeld in Demmin,AgriSens DEMMIN 4.0, beschäftigte sich auf der Regionalkonferenz im Februar 2023 mit der Fragestellung, wie mit der Hilfe von Fernerkundungsdaten, die von Satelliten, Drohnen und Flugzeugen gewonnen werden, zukünftig pflanzenbauliche Entscheidungen unterstützt werden können. Über teilflächenspezifische Bewässerung und Bewirtschaftung von Problemstandorten ging es auf der Konferenz und am Praxistag. Rund 80 Vertreter:innen aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Beratung, Behörden und des Projektes tauschten sich über die bisherigen Ergebnisse von AgriSens aus. Kritisch hinterfragten sie Potentiale von Fernerkundungsdaten in der Landwirtschaft.
Regionalkonferenz – zwischen Vorträgen und Workshops
Prof. Engel Frederike Arkenau, Digitalisierungsbeauftragte im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), eröffnete die zweitätige Veranstaltung mit einem Impulsvortrag zu den Hintergründen und essentiellen Zielen der Digitalen Experimentierfelder. Eine neutrale und fachlich fundierte Bewertung der digitalen Technologien unter Praxisbedingungen sowie des Wissenstransfers in die Praxis sind dabei von großer Bedeutung.
Anschließend stellte der stellvertretende Projektleiter Prof. Dr. Christopher Conrad (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) das Forschungsprojekt AgriSens DEMMIN 4.0 und die bisherige Entwicklung der vier Anwendungsfälle – Ertragskartierung, Bewirtschaftung von Niederertragsstandorten, Steinerfassung und Bewässerung – vor.
Erfolgreiche Außenkommunikation
Nach den Vorträgen war die Interaktion der Teilnehmer:innen gefragt: In drei Workshops wurden unter der Leitung des Projektteams der Hochschule Neubrandenburg gemeinsam zukünftige Fragestellungen sowie unter Leitung des Teams der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg der technische Bedarf für den Einsatz von Fernerkundungsdaten in der landwirtschaftlichen Praxis erarbeitet. Der dritte Workshop stand im Fokus der erfolgreichen Außenkommunikation, welche in Form von anwendungsorientiertem Wissenstransfer die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt in die praktische Landwirtschaft überführen soll. Die Leitung hatte das Team des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG).
Praxistag – Demonstrationen und reger Austausch
Der zweite Veranstaltungstag richtete sich speziell an Praktiker:innen und zukünftige Anwender:innen der Fernerkundungsdaten. Zu Beginn stellten die Teamleiter:innen die Anwendungsfälle vor, worin der Schwerpunkt ihrer Forschungsarbeit liegt und ordneten ein, wie praxisreif die Modelle bisher sind.
Zusätzlich demonstrierte Sina Truckenbrodt von der Friedrich-Schiller-Universität Jena die FieldMApp, eine mobile Anwendung zur Unterstützung der Bewirtschaftung von Problemstandorten, Thomas Piernicke vom Geoforschungszentrum in Potsdam stellte das Wasserbilanzmodell zur Berechnung des teilflächenspezifischen Wasserbedarfs bei Kartoffeln vor. Anschließend folgte ein reger Austausch zwischen Besucher:innen und dem Projektteam an den Ständen der Anwendungsfälle. Dabei erhielten Landwirt:innen und Berater:innen vertiefende Informationen und konnten ihre Fragen, Bedenken sowie Anregungen direkt mit dem AgriSens-Team diskutieren. Darüber hinaus wurden weitere Anwendungsfälle und Forschungsschwerpunkte zwischen Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen erörtert.
Herausforderungen für die Praxis
In der abschließenden Podiumsdiskussion, die von Florian Schiller, DLG-Projektleiter Digitalisierung, moderiert wurde, diskutierten Prof. Rainer Langosch von der Hochschule Neubrandenburg, Janusz Pavel, Vereinigte Hagelversicherung, und Masterstudentin Julia Johannes die Herausforderungen bei der Nutzung von Fernerkundungsdaten anhand eines Praxisbeispiels zur Bewertung der Strohverteilung mittels Drohne. Im Fokus der Forschungsarbeit von Julia Johannes steht die Strohverteilung von Groß-Mähdreschern.
Die Annahme dabei ist, dass ab einer bestimmten Arbeitsbreite der Häcksler eines Groß-Mähdreschers in vielen Fällen nicht die gewünschte Querverteilung erreicht. Die Kartierung mittels Drohnendetektion über die reale Querverteilung würde Landwirt:innen eine essentielle Entscheidungsgrundlage für die nachfolgende Bodenbearbeitung liefern.
Isabel Faroß,
Internationales DLG-Pflanzenbauzentrum, Bernburg
i.faross@dlg.org
Testfeld seit mehr als 20 Jahren
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt nutzt den Großraum Demmin als Testfeld schon seit mehr als 20 Jahren. Aufgrund der langjährigen Forschung in dieser Region sowie der Vielzahl an implementierten Messstationen wurde Demmin auch als Standort für das Digitale Experimentierfeld AgriSens DEMMIN 4.0 ausgewählt. DEMMIN steht dabei zeitgleich für „Durable Enviromental Multidisciplinary Monitoring Information Network“, welches im Deutschen ein dauerhaftes fachübergreifendes Informationsnetz für die Umweltüberwachung bezeichnet. Weitere Informationen zu AgriSens DEMMIN 4.0 sowie den Anwendungsfällen finden Sie unter: https://www.agrisens-demmin.de/feldtag-2023.html