Regional und klimaneutral – DLG-Ausschuss unterwegs in Nordhessen
Der DLG-Ausschuss Technik in der Tierhaltung beschäftigt sich in seinen Sitzungen traditionell mit tierartübergreifenden Themen. So wurden bei der 98. Sitzung am 22. März auf dem Eichhof sowohl Merkblatt-Themen aus dem Bereich der Ferkelerzeugung wie auch aus der Milchviehhaltung besprochen. Neben zwei Merkblättern zur Beifütterung von Saugferkeln sowie Hinweisen zum Einsatz von Notstromaggregaten in der Tierhaltung arbeitet man aktuell auch an Informationen zu Schieberentmistungssystemen und zur Laufhofgestaltung in der Milchviehhaltung.
Die tierartübergreifende Expertise des Gremiums charakterisiert auch das Exkursionsprogramm, das üblicherweise am Vortag der Sitzung ansteht. Hier standen nämlich mit der Helwig Handels GmbH ein beeindruckender regionaler Schlachthof für Schweine sowie die erste „Klima-Milchfarm“ in Nordhessen auf dem Programm.
Regionale Spezialitäten im Fokus
Dem 2020 neu gebauten Schlachthof Helwig in Schwalmstadt geht eine lange Familientradition voraus. Das Unternehmen wird bereits in der 5. Generation geführt und hat sich zu einem modernen Betrieb entwickelt, der nach internationalen Standards zertifiziert ist und in dem 130 Mitarbeitende tätig sind. Aktuell werden hier 6.500 Schweine pro Woche geschlachtet und zerlegt, wobei ein Großteil schwere Schweine sind, die als Hälften in die Erzeugung der Nordhessischen „Ahle Wurscht“ gehen. Das Besondere dabei ist, dass die Verarbeitung im warmen Zustand, spätestens jedoch am nächsten Tag erfolgt.
Die hier verarbeiteten Schweine stammen zu 70% aus der Region Nordhessen, und das Unternehmen bietet nach wie vor auch private Lohnschlachtungen für Hausschweine an, die direkt nach der Schlachtung von den Lieferanten für die eigene Verarbeitung wieder mitgenommen werden. Man fühlt sich also der Region und den Menschen dort verpflichtet.
Als zweiten Betrieb konnte man die „Klima-Milchfarm“ im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis besichtigen. Auf dem Betrieb mit 125 Milchkühen plus Nachzucht hat man sich gemeinsam mit der Molkerei Hochwald und dem Unternehmen Nestlé zum Ziel gesetzt, klimaneutrale Milch zu produzieren. Dafür wurden im Betrieb Messgeräte und Techniken zur Emissionsminderung installiert. Entscheidend auf dem Weg in die Klimaneutralität sind für den Betriebsleiter allerdings die Maßnahmen im Stall und bei der bedarfsgerechten Fütterung. So geht es auch um Zusatzstoffe, die die Verdauung der Kühe verbessern und vor allem den Ausstoß von Methan deutlich verringern sollen. Wissenschaftlich betreut werden die Messungen und Untersuchungen von der Hochschule in Nürtingen.
Extrem wichtig ist im Projekt auch der Umgang mit der Gülle. Noch fließen Harn und Kot der Tiere gemeinsam aus dem Stall in den Güllebehälter. Das führt zu einer hohen Ammoniakbelastung. Techniken zur Kot-Harn-Trennung sind daher ebenfalls Bestandteil des Projektes wie auch die Abdeckung des Güllebehälters. Der Betriebsleiter geht noch einen Schritt weiter und überlegt zudem, eine Biogasanlage in den Nährstoffkreislauf zu integrieren.
Der Vorsitzende Dr. Bernhard Haidn von der LfL lud die Teilnehmenden abschließend zum 99. Treffen an die LfL nach Grub ein und freut sich bereits auf die 100. Sitzung im Frühjahr 2024 in Frankfurt.