Unser wichtigstes Kapital ist der Boden
Dr. Alfred Schreiberhuber im DLG-Mitglieder-Interview
Die Ursprünge der österreichischen Guts- und Forstverwaltung Schreiberhuber reichen bis ins Jahr 1299 zurück. Vom Stammsitz in Plassgut aus bewirtschaftet Dr. Alfred Schreiberhuber die landwirtschaftlichen Flächen der drei früher getrennt bewirtschafteten Betriebe nachhaltig und schonend in Form der Minimalbodenbearbeitung. Der Leitspruch des Betriebes lautet: Zum optimalen Zeitpunkt mit geringstmöglichem Aufwand an Produktionsfaktoren wie Arbeitszeit, Düngung und Pflanzenschutz die richtige Maßnahme treffen, sodass die heutige Generation für die kommenden Generationen die Weichen stellt für ein erfolgreiches Wirtschaften in nachhaltiger Manier.
DLG: Wo liegen Ihre landwirtschaftlichen Flächen?
Dr. Alfred Schreiberhuber: Unsere Felder liegen im Traunviertel des Bundeslandes Oberösterreich, im zentralen Ackerbaugebiet des Hauptproduktionsgebietes Alpenvorland. Der Standort liegt 271 Meter über Meereshöhe im wärmsten Teil des Bundeslandes Oberösterreich und hat ein feucht-warmes Klima, das auch als „Buchenklima“ bezeichnet wird. Dieses Klima ist mild und durch eine lange Vegetationszeit und frühe Reifetemperaturen gekennzeichnet. Die langjährige mittlere Jahrestemperatur beträgt im 50-jährigen Durchschnitt 9,1 Grad Celsius. Die mittlere Jahressumme der Niederschläge liegt bei 848 Millimetern. Pflanzengeographisch und klimatologisch gehört dieser Raum zur unteren baltischen Stufe mit leicht pannonischem Einschlag.
Die Böden sind überwiegend kalkfreie Sediment-Braunerdeböden, deren Bodenart sehr unterschiedlich ist, wie lehmige Schluffe, schluffige Lehme und Tonerden, teils mit Lössauflagen.
Unser wichtigstes Kapital, der Boden, wird nachhaltig und schonend in Form der Minimalbodenbearbeitung bewirtschaftet. Anfänglich wurde diese Technik 1975 bei Getreide angewendet, seit 2010 wird gänzlich pfluglos gearbeitet und seit 2015 werden Traktoren mit bodenschonenden Raupenlaufwerken eingesetzt.
Was wird auf Ihren Feldern angebaut?
Schreiberhuber: Rund 50 Prozent der Ackerfläche werden mit Getreide bestellt, wobei die Produktion von Saatgut dominiert. Es wird Winterweizen, Triticale und Dinkel angebaut. Die Sojabohnen-Flächen wurden in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet. Produziert wird Saatgut beziehungsweise Konsumware produziert. Körnermais dient zur Erzeugung von Ethanol, Zuckerrübe für die Zuckerproduktion. Der hohe Anteil an Saatgutproduktion ergibt sich durch die Beteiligung an einem Saatzuchtunternehmen.
Was wollen Sie mit der nachhaltigen Landwirtschaft in Ihrem Betrieb erreichen?
Schreiberhuber: Das Ziel der nachhaltigen Landwirtschaft des Betriebes, welcher sich seit vielen Generationen im Familienbesitz befindet, ist es, eine Basis für die Herstellung von qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln zu schaffen. Dabei darf dem System nicht mehr entnommen werden, als jeweils künftig wieder bereitgestellt werden kann. Durch den gezielten und reduzierten Einsatz von Betriebsmitteln, die Verwendung von Raupenlaufwerken zum bodenschonenden Befahren bei Bodenbearbeitung und vor allem bei der Ernte werden nachhaltige Systeme entwickelt.
Wie verläuft die Zusammenarbeit mit Natur- und Umweltschutzgruppen?
Schreiberhuber: Bei Vögeln ist es ein Programm für die Feldlerche. Da werden Lerchenfenster in den Beständen angelegt. Auf Flächen mit Kiebitzpopulationen wird das Befahren der Felder zu bestimmten Zeiten stark eingeschränkt. Bienen werden durch die Anlage von Bienenweiden mit speziellen Saatgutmischungen auf den Stilllegungsflächen und Feldrandstreifen unterstützt. Der Bestand von Rehkitzen wird mithilfe von Flugdrohnen überwacht und die Mahd dieser Flächen so lange hinausgezögert, bis die Kitze flüchtig sind.
Sie investieren in erneuerbare Energiequellen. Welche Vorteile bietet ein Energiewald?
Schreiberhuber: Energiewald wird auf rekultivierten Flächen und auf Flächen mit den niedrigsten Bodenpunkten angelegt und steht somit in einem sehr geringen Konkurrenzverhältnis zur Nahrungsmittelproduktion. Aus dem „schnellen“ Holz werden Hackschnitzel gemacht, welche zum Teil für die Erzeugung von Wärme im eigenen Betrieb verwendet und zum anderen Teil an ein benachbartes Großheizwerk geliefert werden.
Derzeit erfolgt die Planung einer Photovoltaikanlage auf ertragsschwachen Flächen, da sich in unmittelbarer Nähe Industriebetriebe befinden, welche als zukünftige potenzielle Abnehmer an dieser produzierten Energie sehr großes Interesse zeigen.
Sie besuchen regelmäßig die Agritechnica.Wo sehen Sie in Zukunft die großen Herausforderungen für die Landtechnik?
Schreiberhuber: Ich schätze vor allem die Information vor Ort und den persönlichen Kontakt mit Partnern, welche man auf der Agritechnica antrifft. Unser Betrieb arbeitet intensiv bei der Entwicklung und Erprobung von Landmaschinen mit Herstellern zusammen. Auf der Messe kann man sich über den Ist-Stand der Branche bestens informieren und gleichzeitig den Trend für weiterführende Entwicklungen analysieren. Das persönliche Gespräch mit Firmeninhabern, Managern und Technikern in unserer immer unpersönlicher werdenden Gesellschaft betrachte ich als sehr wichtig.
Als zukünftige Herausforderungen für die Landtechnik sehe ich die Bereitstellung von leistbarer, ressourcensparender Technik für eine nachhaltige Produktion von Lebensmitteln. Weiters die optimale Nutzung der Digitalisierung für umweltschonende Bewirtschaftungsweisen.
Sie sind seit 27 Jahren DLG-Mitglied. Welche Vorteile können Sie dabei nennen?
Schreiberhuber: Der Leitgedanke von Max Eyth, „alle Zweige der Landwirtschaft zu fördern und Maschinen und Geräte vorzuführen“, wird hier aktuell gelebt. Es sind drei Bereiche, von welchen ich in meiner langen DLG-Mitgliedschaft profitiere. Vor allem sind es die Publikationen, die von der DLG erarbeitet und zur Verfügung gestellt werden. Die fachlichen, technologischen und organisatorischen Bereiche der Landwirtschaft werden hier objektiv und aktuell behandelt und stellen für mich eine wesentliche Information für den Betrieb dar.
Die Präsentation der internationalen Landtechnik ist eine große Entscheidungshilfe bei Investitionen. Schließlich sind es die persönlichen und internationalen Kontakte mit Berufskollegen und Wissenschaftlern, welche ich durch diese langjährige Mitgliedschaft knüpfen konnte und auch in Zukunft nicht missen möchte.
Das Interview führte:
Erminia Ciarleglio, DLG-Mitgliederservice