„Wir tasten uns in die Zukunft“
Dr. Lothar Hövelmann zum Diskurs über den richtigen Weg in der Landwirtschaft
Die DLG ist mit jährlich rund 150 Fachveranstaltungen der Ort der Argumentation. Mitte Mai gab es zwei besondere Events: Die Tagung der Senior DLG im hessischen Villmar und die Jahrestagung Junge DLG in Osnabrück. Beide widmeten sich mit unterschiedlichen Akzenten den Zukunftsperspektiven der Land- und Ernährungswirtschaft. Die Senioren beleuchteten auf Basis ihres enormen Erfahrungsschatzes die Zukunftsperspektiven des Ökolandbaus, und die Young Professionals diskutierten Innovationskonzepte hoffnungsvoller Startups aus dem Sektor.
Was ist die Klammer um beide Meetings? Es geht um die Organisation von Ernährung in Grenzen, die gefühlt und real enger werden, es geht um die Produktivität in „Planetaren Grenzen“, die zum Beispiel durch Wasserverfügbarkeit, Artenvielfalt und Klima gesetzt werden.
So leichtfüßig wie der Satz daherkommt, so kompliziert ist es, seine Bedeutungen in Kraft zu setzen.
Die Herausforderungen sind immer gleich
Davon zeugen die vielen Versuche, eine passende Überschrift über Regelwerke zu setzen, die Antworten liefern sollen. Egal, welches Label sich die Landwirtschaft gibt: Ökolandbau, Regenerative Landwirtschaft, Integrierte Landwirtschaft, IP Suisse, Konventionelle Landwirtschaft, Nachhaltige Landwirtschaft:
Die Herausforderungen sind immer die Gleichen: Es geht um Ertrag, Rendite, Wettbewerb, um Biodiversität, Klima, Wasser, Boden, Tierwohl und gesellschaftliche Integration.
Die Unterschiede dieser Konzepte liegen im Zielbeitrag, den Schwerpunktsetzungen, den verwendeten Instrumenten, der Bewertung von Zielen und Instrumenten, der Einschätzung der zur Verfügung stehenden oder der zu erwartenden Technologien.
Der Diskurs ist unausweichlich
Und weil niemand im Vollbesitz der Wahrheit ist, weil alle Konzepte ihr Wohl und Wehe haben, ist der andauernde Diskurs darüber, wie die Produktivität innerhalb der Planetaren Grenzen zu organisieren ist, unausweichlich und notwendig. Und parallel dazu selbstverständlich das praktische Ausprobieren auf dem Acker, im Stall, in der Ernährungswirtschaft und dessen Reflexion und Anpassung. Tastend kommen wir voran.
Genau das ist es, was mich an der DLG im speziellen und an unserer liberalen Demokratie im Allgemeinen so fasziniert: Die Möglichkeit, konträre Positionen im argumentativen Diskurs unter Wahrung des gegenseitigen Respekts zu prüfen und weiterzuentwickeln.
Dr. Lothar Hövelmann
DLG e.V.
Hauptgeschäftsführer