„Es ist immer gut, vernetzt zu sein“
Caspar Engelmann über Künstliche Intelligenz, Roboter und Satellitentechnik in der Landwirtschaft
Sortendemonstrationen sind für Landwirt:innen eine gute Gelegenheit, sich zusammen mit dem/der Berater:in über die Sorten auszutauschen. Caspar Engelmann setzt auf den ständigen Erfahrungsaustausch mit Kolleg:innen. Engelmann ist DLG-Mitglied und gehört zum Verkaufsteam von Pioneer. Er steht in ständigem Austausch über die richtige Sortenwahl zum passenden Standort mit Handelspartnern und Landwirt:innen. Die DLG schätzt er als Plattform, die der Branche sehr viele Informationen zur Verfügung stellt und auf Neuigkeiten oder Besonderheiten aufmerksam macht.
DLG-Mitgliedernewsletter: Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Caspar Engelmann: Gemeinsam mit zwei freiberuflichen Anbauberatern sorgen wir für die Zufriedenheit unserer Kunden. Wir kümmern uns um eventuelle Reklamationen und ziehen Silageproben, um das eingelagerte Futter in unserem firmeneigenen Labor auf Inhaltsstoffe zu überprüfen. Zusammen mit den von uns betreuten Händlern versuchen wir, möglichst zielgenau Verkaufsmengen für die bevorstehende Saison abzuschätzen, um dann rechtzeitig die Sorten und Beizvarianten bereitzustellen. Gerade beim Raps haben wir es mit einem „just-in-time“-Geschäft zu tun. Mit unserer Arbeit vor Ort können wir dafür sorgen, dass so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich Saatgut zum Verkauf aufbereitet wird. Das Überlagern von Ware gilt es zu vermeiden.
Was sind Ihrer Meinung nach die aktuell größten Herausforderungen für die heutige Landwirtschaft?
Engelmann: Die Landwirtschaft lebt von und mit der Natur. Das macht den Beruf so vielseitig und abwechslungsreich. Doch gerade das Wetter kann unser größter Gegenspieler werden. Vor allem die Niederschlagsverteilung kann große Ertragseinbußen bedeuten. 2022 war ein sehr trockenes Jahr, was in Teilen Deutschlands zu enormen Verlusten geführt hat. In diesem Jahr erleben wir - zumindest bisher - ein nasses und kaltes Frühjahr. Aufgrund schlechter Befahrbarkeit der Flächen verschiebt sich die Aussaat, was wiederum zu sich verändernden Anbauverhältnissen führt. Möglicherweise müssen bereits gefasste Pläne also ganz schnell wieder verworfen werden. Unser Anliegen ist es, möglichst flexibel reagieren zu können und dem Landwirt stets ein verlässlicher Partner zu sein.
…. und wie ist ihr persönlicher Ausblick für die Agrarbranche in den kommenden zehn Jahren?
Engelmann: Künstliche Intelligenz, Roboter und Satellitentechnik werden diese Branche immer mehr vereinnahmen. Abläufe werden immer effizienter, die Ausbringung noch genauer. Das spart Betriebsmittel, schützt die Umwelt und steigert die Schlagkraft. Es ist ein notwendiger Prozess, der sich nicht aufhalten lässt. Sorge bereitet vielen die politische Ungewissheit. Es wird immer schwieriger, Entscheidungen zugunsten von langfristigen Investitionen zu treffen. Die Zulassungen von Beizmitteln, Verbote von Pflanzenschutzmitteln oder gesetzliche Rahmenbedingungen für Emissionen haben ein so hohes Maß an Volatilität erreicht, dass sich viele einfach im Kreis drehen und nicht mehr wissen, wofür oder wogegen sie sich entscheiden sollen. Der Bürokratische Aufwand trägt zu erheblichem Mehraufwand bei. Doch es gibt auch immer die Möglichkeit, sich neu aufzustellen. Beispielsweise als Energiewirt mit der Produktion von erneuerbarem Strom.
Worauf achten Sie bei Ihren Sortendemonstrationen im Herbst? Worauf kommt es bei der Entscheidung für die nächste Aussaat an?
Engelmann: Vor allem möchten wir informieren. Durch viele Kollegen sind wir gut vernetzt. So können wir aktuelle Eindrücke über ackerbauliche oder politische Gegebenheiten in anderen Regionen wiedergeben. Sortenversuche bieten die einmalige Möglichkeit, sich in kurzer Zeit über unterschiedlichste Züchtungen auszutauschen. Wettbewerb belebt den Markt, sodass es in der Züchtung permanent zu neuen Erkenntnissen kommt. Vor der Aussaat kommt es besonders auf die standortangepasste Sortenauswahl an.
Schwerer Boden erwärmt sich langsamer, leichte Standorte bekommen eventuell ein Wasserproblem im Sommer. Benötige ich Silomais für meine eigene Herde oder bin ich Lieferant für eine Biogasanlage? Lege ich großen Wert auf eine schnelle Jugendentwicklung oder ist mir ein hoher Stärkegehalt wichtig? Oder vielleicht ist beides relevant? Mit weiteren Stellschrauben wie Aussaatstärke oder Reifezahl kommen weitere Kriterien hinzu.
Sie sind seit 14 Jahren DLG-Mitglied. Welche berufliche Unterstützung bekommen sie damit?
Engelmann: Es ist immer gut, vernetzt zu sein. Unterschiedliche Ansichten führen zu unterschiedlichen Herangehensweisen und lassen uns infrage stellen, was wir tun. Das ist gut. So entwickelt man sich weiter. Die DLG ist eine Plattform, die der Branche sehr viele Informationen zur Verfügung stellt und auf Neuigkeiten oder Besonderheiten aufmerksam macht. DLG-Feldtage, Workshops oder Fachveranstaltungen sorgen für erstklassige Ausbildung und halten den Standard auf einem konstant hohen Level. Außerdem kann die DLG mit Ihren Gremien und Spitzenpositionen ein wichtiges Sprachrohr für die Branche sein und der Landwirtschaft so zu einem besseren Stand in Politik und Gesellschaft verhelfen. Das ist wichtiger denn je.
Interview: Ciarleglio, Erminia, DLG
Zur Person
Caspar Engelmann (37) ist Verkaufsberater des Saatzuchtunternehmens Pioneer. Nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung studierte er Agrarwissenschaften in Göttingen. Nach verschiedenen beruflichen Stationen betreut er bei PIoneer, das zu Corteva Agriscience gehört, das Verkaufsgebiet in Nordrhein-Westfalen.