Raps ist eine sichere Bank
Daphne Huber zu turbulenten Ölsaaten-Märkten
Nachdem Russland in dieser Woche das Getreideabkommen zum sicheren Transport von Agrargütern aus der Ukraine über das Schwarze Meer nicht verlängert hat, befinden sich Marktteilnehmer in Habachtstellung. Die Rapskurse springen über die Marke von 500 €/t. Vor einem Jahr kratzen die Kurse sogar an den 1000 €/t. Diese Ausschläge verdeutlichen die starke Volatilität des Rapsmarkts. Entwicklungsländer, aber auch China reagierten bereits vor einem Jahr auf die hohen Preise und schränkten ihren Verbrauch und damit die Importe ein. Eine zurückgehende Nachfrage dämpfte die Kursentwicklung. Derzeit sind es die Schlagzeilen vom Schwarzen Meer, die Ängste vor einer Knappheit schüren.
Den Preisrückgang bei Raps in den vergangenen Monaten führt Branchenkenner Mielke auf das große Weltangebot zurück. Die wichtigen Anbauländer Australien, Kanada und die Ukraine haben 2022 große Raps-Ernten eingefahren. Raps ist en vogue. So prognostiziert Mielke eine Ausdehnung des Rapsanbaus in vielen südamerikanischen Ländern und den USA.
Eng miteinander verknüpft sind die Märkte für Raps und Palmöl. Sobald die Palmöl-Produktion schwächelt und die Ausfuhren aus Indonesien und Malaysia sinken, schießen die Rapspreise ins Kraut. So geschehen vor einem Jahr, als Indonesien den Palmölexport stoppte, um die Versorgung im eigenen Land sicherzustellen. Aktuell steigen die Palmöl-Notierungen, da der Exportstopp weniger Sonnenblumenöl aus der Ukraine bedeuten könnte.
Alter Baumbestand
Investitionen in die Plantagen sind Fehlanzeige. So sind in den vergangenen Jahren Fehler gemacht worden, da nur wenige alte und unproduktive Bäume durch neue Ölpalmen ersetzt wurden. Zudem zeige die reduzierte Brandrodung in den beiden Ländern Erfolge, stellt Mielke fest. So seien die Anbauflächen in Indonesien kaum gewachsen und in Malaysia sogar gesunken. Mielke spricht von einer Verlangsamung des Wachstums der Palmölproduktion. Das führt zu einer größeren Nachfrage von Ölsaaten mit höheren Ölgehalten wie Raps und Sonnenblumensaat, die nun verstärkt angebaut würden. „Wir werden in den kommenden Jahren mehr Raps und Sonnenblumensaat mit höheren Ölgehalten benötigen, um die Abschwächung in der Palmölproduktion zu ersetzen“, betonte der Analyst im Rapool-Gespräch.
Schrot läuft rückwärts
Weltweit ist die Rapsfläche bereits im Steigen begriffen. Während die Palmölproduktion etwas an Dynamik verliere, würden Länder in Südamerika, aber auch die USA, Russland und die Ukraine den Rapsanbau forcieren. Sollte die EU-Kommission den Rapsanbau weiter erschweren, dürften es die europäischen Landwirte dagegen schwer haben, von einer weltweit steigenden Nachfrage zu profitieren.
Für 2024 rechnet Mielke mit einem weltweiten Preisanstieg bei Pflanzenölen, was auch dem Raps zugutekomme. Diese Entwicklung sollten Landwirte bei ihrer Anbauplanung „Weizen oder Raps“ berücksichtigen. Zwar würden die Schrotpreise kräftig zurückgehen, aber die Ölpreise steigen. Diese Erkenntnis sollte der Landwirt sehen, wenn er seine Entscheidung trifft, Weizen oder Raps anzubauen.
Dreimonatshoch von Raps
Ob Russland das Getreideabkommen für den sicheren Transport von ukrainischen Agrargütern auf dem Schwarzen Meer wieder in Gang bringt, ist ungewiss. Nach kurzer Rally hält die Absage am 17. Juli 2023 die Märkte längst nicht mehr so in Atem wie vor einem Jahr. Zwar landete der Rapskurs an der Euronext um die 500 €/t auf einem Dreimonatshoch, doch ist im Markt ein Scheitern weitgehend eingepreist. Mit Hochdruck arbeiten die Vereinten Nationen und die EU-Kommission daran, Lieferungen aus der Ukraine per Bahn, LKW oder Donauschiff termingerecht in alle Welt transportieren zu können. Dass ukranische Schiffe langfristig nicht mehr aus den Schwarzmeerhäfen auslaufen, ist unwahrscheinlich, würde aber den Rapsanbau und -verkauf noch attraktiver machen.