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Ausschuss Schwein trifft Werner Schwarz

Die 33. Sitzung des DLG-Ausschusses Schwein am 2. November 2022 war eine besondere für das Gremium. Zunächst sah die Tagesordnung die Durchsicht der Regularien, Merkblatt-Themen sowie den EuroTier-Auftritt vor. Doch dann konnten sich die Mitglieder in lockerer Gesprächsatmosphäre mit dem im September neu gewählten schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsminister Werner Schwarz austauschen. Der Kontakt kam über Ausschuss-Mitglied Thomas Asmussen zustande, der mit dem CDU-Politiker in dessen Zeit als Präsident des Bauernverbandes in Schleswig-Holstein auf Landesebene im Netzwerk Sauenhaltung zusammengearbeitet hat.

Tiefes Fachwissen

Fachthemen gab es genug zu besprechen, doch viele interessierten sich auch für den Minister als Mensch. Und so zielte eine der ersten Fragen darauf ab, wie denn der Wechsel vom Ehrenamt in das Hauptamt vonstattenging. Schwarz berichtete, wie sehr er die Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen schätzt und gab zu, dass ihm das tiefe Fachwissen im politischen Tagesgeschäft auch manchmal mal im Wege stehe. Alle Entscheidungen basieren letztlich darauf, was für das Land und den Bund am besten ist.

Zum aktuellen Entwurf des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes hat Minister Schwarz eine klare Meinung. Grundlegende Fehler im Entwurf müssten behoben werden, um Schritt für Schritt ein Gesetz zu bekommen, das bereits erfolgreich etablierte Initiativen nicht überflüssig mache. Sein Ziel sei es, QS und die Initiative Tierwohl (ITW) zu stärken, damit Betriebe zusätzliche Einnahmen generieren und damit notwendige Investitionen tätigen zu können. Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg seien auch die Ergebnisse der Borchert-Kommission.

Dialog mit der Gesellschaft

Aus der Zukunftskommission hat Schwarz als Vizepräsident des DBV  mitgenommen, wie wichtig und spannend der Dialog mit gesellschaftlichen Gruppierungen ist. Von diesen Erfahrungen profitiere er auch in seinem jetzigen Amt. „Offen sein für Neues“ spiele dabei eine wichtige Rolle. Der Markt werde weiter schrumpfen, und dabei sei es für die verbleibenden Betriebe – und das gelte auch für den vor- und nachgelagerten Bereich – wichtig, zum Einen nicht am Markt vorbei zu produzieren und zum Anderen alternative Betriebszweige zu suchen, die zum Betrieb und zur Region passen.

Fleisch aus kultivierten Zellen

Pflanzliche Alternativen zu Fleischprodukten gibt es bereits im Lebensmitteleinzel (LEH), wenn auch die Wiederkaufsrate sehr gering ist. Ein weiterer Trend zeichnet sich nun in der Erzeugung von Fleisch aus kultivierten Zellen ab. In Deutschland gibt es zwar noch keine Zulassung, dennoch haben sich bereits einige Unternehmen auf den Weg gemacht. Das Hamburger Startup NEAT benötigt für die Erzeugung von Fleischzellen im Labor Nabelschnüre von frischgeborenen Ferkeln, um daraus die notwendigen Stammzellen zu gewinnen. Das Endprodukt ist eine Fleischmasse (Brät), aus der dann verschiedene Produkte wie z.B. Burgerpatties hergestellt werden können.

Durch den Bedarf an Nabelschnüren sieht Thomas Asmussen eine Chance für Sauenhalter, an diesem Prozess zu partizipieren. Er hat sich intensiv mit den Start-Up-Gründern ausgetauscht und geprüft, ob die Produktion von Fleisch aus dem Labor auch zusätzliche Wertschöpfung für seinen Betrieb bringen kann. Begleitet wurde er dabei von einem Filmteam des NDR, das auch die Mitglieder des DLG-Ausschusses Schwein am Ende der Reportage „Fisch und Fleisch aus dem Labor“ zu deren Einschätzung befragte.

Für Agrarminister Schwarz bleibt die Fleischerzeugung allerdings Sache des Landwirts. Produktinnovationen im Lebensmittelbereich dagegen benötigen zwingend die Akzeptanz der Konsumenten, daher müssten vorher noch einige Fragen zum Prozess, den benötigten Rohstoffen und zum Ressourcenverbrauch geklärt werden. 

Fleischsommelier begeistert Kunden

Im Anschluss an die Gesprächsrunde mit Minister Schwarz hatte der Ausschuss am 3. November 2022 die Gelegenheit, einen klassischen Fleischverarbeitungsbetrieb zu besichtigen. Das Familien-Unternehmen Peter Mattfeld und Sohn ist seit mehr als 65 Jahren im Herzen Hamburgs auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs angesiedelt und ist Partner für Gastronomie, Industrie, Lebensmittelhandel und Fleischereien. Die Gruppe konnte sich in der hauseigenen Fleischzerlegung und in der Convenience-Manufaktur ein Bild davon machen, wie hohe Qualitätsansprüche in der Praxis umgesetzt werden.

Für das Unternehmen mit seinen 160 Mitarbeitern spielen die Themen Tierwohl und Regionalität (5xD) allerdings nur bedingt eine Rolle. Für den Großteil der Kunden steht „günstige Qualität“ im Vordergrund. Die Frage nach der Herkunft stellen daher nur sehr wenige. Allerdings gibt es mittlerweile Kunden, die Interesse an hochwertigen Produkten haben, daher beschäftigt das Unternehmen seit kurzem auch einen Fleischsommelier.

Neben der Beratung in Sachen Fleischqualität besteht dessen Aufgabe auch darin, über „Story-Telling“ den Mehrwert zu kommunizieren. Dies sei wichtig, um den notwendigen Preisaufschlag beim Kunden durchzusetzen.

Das „Story-Telling“ der Landwirtschaft baue fast ausschließlich auf dem Thema Tierwohl auf, so Geschäftsführer Kai Mattfeld. Für die Verarbeitung und deren Kunden zählen hingegen Regionalität, Klimaneutralität, CO2-Fußabdruck oder die Persönlichkeit des Erzeugers. Ziel müsse es daher sein, die beiden Stories zusammenzubringen.

Der Ausschuss Schwein widmet daher sein Impulsforum auf der DLG-Wintertagung 2023 dem Thema „Schweinefleisch wieder sexy machen!“ und lädt alle Interessierten am 22. Februar 2023 zur Diskussion nach Hannover ein.


Sven Häuser
Fachzentrum Landwirtschaft, Bereichsleiter Tierhaltung
s.haeuser@dlg.org