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Fischzucht im Klimawandel - wenig Wasser und warmes Wasser

Sind klimatische Veränderungen auch für die Fischzucht ein Thema und wie gut sind wir in der Teichwirtschaft und Fließkanalhaltung auf diese Veränderungen vorbereitet? Dieser Frage ist der DLG Ausschuss für Aquakultur in der 43. Sitzung zu Gast bei der Forellenzucht Trostadt in Thüringen nachgegangen. Fischzüchter aus allen Bundesländern diskutierten mit Experten mögliche Auswege und Lösungsansätze: angepasste Futtermittel, neue hitzetolerante Fischarten, technologische Lösungen durch Wasserwiederverwendung und Kühlung oder Überdachungen mit PV zur Beschattung und Prädatoren-Abwehr (Kormoran, Reiher etc.).

Die Effekte sind eindeutig, durch steigende Temperaturen und Verknappung der Wassermengen erhöhen sich die Wassertemperaturen in den Teichen und erschweren eine gute Sauerstoffversorgung der Fische in den Sommermonaten. Da Fische als wechselwarme Organismen ihre Körpertemperatur und Stoffwechselleistung der Umgebungstemperatur anpassen, läuft der Stoffumsatz im Sommer auf Hochtouren. Leider nimmt die Sauerstoffbindung im Wasser mit zunehmender Temperatur ab, so kann es bei zu hohen Temperaturen zu Notsituationen bei den Fischen kommen, und das Füttern muss eingestellt werden, um Havarien zu verhindern.

Es gibt aber auch positive Seiten, berichtet Frau Tamara Wind von der Fischereiforschungsstelle Langenargen, so können höhere Temperaturen die Produktionsperioden über das Jahr verlängern. Sie beschäftigt sich mit den Langzeit-Wetterdaten-Aufzeichnungen der Hofer Forellen GmbH. Ein Betrieb, der sich bereits auf Klimaveränderungen eingestellt hat und die Forellenfließkanäle mit PV Überdachungen versehen hat. Stromertrag, Beschattung, Witterungssicherung und Abwehr von Fischfeinden begünstigen seine Forellenerzeugung.

Die Hygienisierung der Forellenteiche und die optimale Keimreduktion stellte Dr. Christopher Naas (Institut für Binnenfischerei, Potsdam) dem Gremium vor. Er untersucht und vergleicht in der Themarer Fischzuchtanlage der Familie Lichtenecker verschiedene Möglichkeiten zur Keimreduktion mit Peressigsäure, Ozon und UV-Bestrahlung.

Welche Möglichkeiten die Forellenbetriebe und die Fischfuttermittelindustrie haben, erläutert Alexander Tautenhahn (Forellenzucht Tautenhahn) an Beispielen aus dem eigenen Forellenbetrieb.

Technologische Anpassungen wurden von Jan Zimmermann von der Kunststoff Spranger GmbH vorgetragen. Eine effektivere Wassernutzung in Fischzuchten ist durch Isolierung, Filtertechnik und Wiederverwendung möglich. Sogenannte Kreislaufanlagen (RAS - Recirculating Aquaculture Systems) erlauben die Kontrolle über alle Umweltparameter, sind aber risikobehaftet durch den hohen Technisierungsgrad, energieaufwendig und erfordern hohe Investitionen pro Jahrestonne Fisch. Vorteile dieser Anlagen sind die Standortunabhängigkeit sowie kontrollierbare Umweltbedingungen ohne Witterungsschwankungen und Fraßfeinde.

Die Sitzungsteilnehmer mussten resümieren, nicht gut auf Klimaveränderungen vorbereitete zu sein. Anpassungen in Technologie, Fütterung und Genetik sind unerlässlich, um weiterhin erfolgreich Fischzucht betreiben zu können. Neue Energiekonzepte und Förderprogramme sollen und müssen Abhilfe schaffen. Im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Flächen unterliegen die teichwirtschaftlichen Flächen keinerlei Direktzahlungen aus EU-Mitteln. Dabei wirken sich insbesondere Karpfenteichwirtschaften positiv auf Umwelt und Gesellschaft aus. Diese sogenannten Ökodienstleistungen müssen stärker in den Vordergrund rücken.

Karpfen- und Teichwirtschaften sind Teil des Landschafts- und Kulturbildes in unseren Landen. Neben den Auswirkungen des Klimawandels unterliegen die Betriebe dem rauhen Wind des Agrarstrukturwandels. So ist es mehr und mehr von Bedeutung, neue Konzepte und Allianzen zu erarbeiten, um trotz der Probleme „weniger Wasser & wärmeres Wasser“ die Fischzuchten zu erhalten. Nur Mut Aquakultur!


Mehr Informationen im DLG-Fachzentrum für Landwirtschaft
Dr. Birgit Schmidt-Puckhaber,
Projektleitung Aquakultur,
b.schmidt-puckhaber@dlg.org