Klimawandel im Corn Belt
Seit diesem Jahr gibt es einen transatlantischen Austausch zur Landwirtschaft zwischen dem Aspen Institut Deutschland und der University of Illinois in den USA (siehe DLG-Mitglieder-Newsletter # 16 vom 21.04.2023). Spannende Eindrücke erhielten die Mitglieder bei Ihrer Reise in die USA zum gemeinsamen Netzwerken.
Ziel der Zusammenarbeit ist es, gemeinsame Empfehlungen für die Resilienz der Landwirtschaft gegenüber sich verändernden Umweltbedingungen sowie in sozialen-, ökonomischen und politischen Bereichen zu erarbeiten. Seit der Gründung im Februar 2023 fanden die Zusammenkünfte von deutschen und US-amerikanischen Landwirten sowie der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in Online-Meetings statt. Vom 27. Juni bis 1. Juli 2023 reisten die deutschen Mitglieder des transatlantischen Austausches in die Doppelstadt Champaign Urbana im US-Bundesstaat Illinois. Vor Ort erhielten sie bei ihrer Exkursion neue Impulse und gewannen interessante Erkenntnisse.
Ausgangspunkt war die Universität von Illinois in Champaign Urbana. Der zum Campus gehörende Research-Park bot direkt eine gute Gelegenheit, sich über Ausbildung und Forschung im Zeichen der Landwirtschaft zu informieren. Es haben sich hier viele Agrarunternehmen angesiedelt, die eng mit der Universität an Innovationen forschen, um die Herausforderungen in der Landwirtschaft zu meistern.
Kurze Transportwege
Das wichtige Anbaugebiet für Mais, der Corn Belt oder Maisgürtel, liegt in den I-Bundesstaaten Indiana, Iowa und Illinois. Dieser Maisgürtel umspannt eine Klimazone in den USA, in der es im Winter und Frühjahr ausreichend regnet und in den Sommer- und Herbstmonaten viele Sonnenstunden mit hohen Temperaturen gibt. Dies sind optimale Bedingungen für den Mais- und Sojabohnenanbau. Des Weiteren wurde für den Mais- und Sojaanbau die dazugehörige Infrastruktur aufgebaut, die es ermöglicht, dank kurzer Transportwege die Ernte von Mais und Soja in den Mais- und Ölmühlen schnell weiterzuverarbeiten. Doch macht der Klimawandel auch vor dem mittleren Westen der USA nicht halt. Es kommt vermehrt zu Trockenperioden und hohen Temperaturen. Deshalb werden Wege für alternative- und kombinierte Produktionsmöglichkeiten gesucht. Die Produktionsziele stehen unter der Prämisse, die Resilienz der landwirtschaftlichen Produktion unter sich verändernden Umweltbedingungen sowie Natur- und Ressourcenschutz zu berücksichtigen.
Doppelnutzung von Feldern
Auf verschiedenen Versuchsfarmen im US-Bundesstaat Illinois werden Alternativen zur landwirtschaftlichen Produktion gesucht. Ein Beispiel ist die Doppelnutzung von Feldern für die Produktion erneuerbarer Energien bei gleichzeitiger Nahrungsmittelproduktion. Erforscht wird dabei nicht nur die Doppelnutzungsintensität, sondern auch Effekte auf die Bodentemperatur.
Eine weiterer Fokus liegt auf dem Carbon Farming, also der CO2–Einlagerung im Boden. In den USA spielt die Direktsaat mit Zwischenfrüchten eine entscheidende Rolle. Hier wird zum einen danach geschaut, mit welchen Pflanzen CO2-Einlagerungen in welchem Umfang erreicht werden können. Zum anderen untersuchen Wissenschaftler, inwieweit aufkommende Ungräser und Unkräuter durch die kontinuierliche Bedeckung mit Zwischenfrüchten reduziert werden können. Dies würde einen geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bedeuten.
Gemeinsame Empfehlungen
In den USA ist der Einsatz von Gentechnik in der Pflanzenzüchtung erlaubt. Nun sollen gentechnische Werkzeuge auch zum Ressourcenschutz eingesetzt werden. Mit Hilfe der Gentechnik werden vermehrt Pflanzen gezüchtet, die eine höhere Photosynthese-Leistung aufweisen und damit bei einem gleichzeitig reduzierten Ressourcenverbrauch von Wasser und Nährstoffen mehr Ertrag erzielen. Die Vorstellung dabei ist, dass bei höherer Flächenproduktivität mit vermindertem Ressourcenverbrauch die Nahrungsmittelproduktion gesichert werden kann und gleichzeitig Flächen für den Natur- und Umweltschutz umgewidmet werden könnten.
Die ereignisreichen Tage in den USA führten zu einem intensiven Informationsaustausch mit wertvollen Diskussionen für die Mitglieder des Forums, deren Erkenntnisse in die anzufertigenden Empfehlungen einfließen. Sobald die Empfehlungen von der Gruppe erarbeitet sind, erscheinen sie im DLG-Mitgliedernewsletter.
Florian Schiller,
Projektleiter Digitale Landwirtschaft,
Internationales Pflanzenbauzentrum der DLG, Bernburg