Trends in der Düngetechnik
Alexander Czech, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, zur verlustarmen Ausbringungstechnik
Auf der Agritechnica vom 12. bis 18. November 2023 hält der Trend in der Düngetechnik zu Effizienzsteigerung, Umweltschutz und Ressourcenschonung an. Die hoch volatilen Märkte für Mineraldünger machen die Notwendigkeit einer nährstoffverlustarmen Düngerausbringung notwendig. Alexander Czech von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen stellt die Integration von Automatisierungstechnik und Vereinfachungen bei Bedienung und Kontrolle der Ausbringsysteme vor.
Fehlapplikationen bei Kurvenfahrten verhindern
Bei der Ausbringung von Mineraldünger über Zentrifugalstreuer kommt es bei Kurvenfahrten durch unterschiedliche Geschwindigkeiten innerhalb der Arbeitsbreite zu über- bzw. unterdüngten Bereichen innerhalb eines Schlages. An kurvigen Feldgrenzen kann es dazu kommen, dass Dünger technisch bedingt über die Grenze hinausfliegt. Aus gewässer- sowie ressourcenschonender Sicht gilt es dies unbedingt zu vermeiden. Mit CurveControl zeigt Amazone auf der Agritechnica eine Softwareoption für die Düngerstreuer der Oberklasse ZA-TS und ZG-TS, um Fehlapplikationen bei Kurvenfahrten zu verhindern. Das System misst den Kurvenradius, berechnet die entstehenden Radialgeschwindigkeiten und die notwendige Verschiebung des Streufächers. Mögliche Fehlapplikationen werden durch Anpassung des Aufgabepunktes und Mengenregelung durch den Regelalgorithmus kompensiert. Vergleichbare Systeme sind aktuell noch nicht verfügbar.
Düngerstreuer einfacher ankoppeln
Das Verbinden von Mineraldüngerstreuern mit Schleppern kann teilweise zum unangenehmen Kraftakt werden. Rollvorrichtungen sind mittlerweile nahezu Standard, um die Geräte flexibel abstellen und bewegen zu können. Um das Ankoppeln noch einfacher zu gestalten, hat Rauch das AutoCoupling entwickelt. Hierbei sind die beiden vorderen Abstellrollen elektrisch angetrieben. Batterien am Anbaugerät gewährleisten die Energieversorgung der Elektromotoren. Durch eine Kamera an der Maschinenvorderseite wird die Position des Traktors und der Unterlenker mittels KI-Algorithmen erfasst und das Gerät automatisch in eine Ankuppelposition bewegt. Die Funktion des AutoCoupling kann über die Rauch-App aufgerufen und gestartet werden. Die Kopplung der mechanischen, hydraulischen und elektrischen Verbindungselemente erfolgt anschließend manuell durch den Bediener.
Verstopfungen werden gemeldet
Pneumatikdüngerstreuer sind in Bezug auf die Verteilgenauigkeit innerhalb der Arbeitsbreite das Maß der Dinge bei der mineralischen Düngerausbringung. Verstopfungen innerhalb von Förderrohren des Gestänges haben eine ungleichmäßige Verteilung zur Folge und können durch den Anwender oftmals nur schwierig erkannt werden. Rauch hat mit dem BlockageDetect eine Lösung entwickelt, die mithilfe von Digitalkameras auf beiden Gestängeelementen und künstlicher Intelligenz eine Überwachung der Ausbringung ermöglicht. Bei Fehlfunktion eines oder mehrerer Auslasskrümmer geben KI-Algorithmen mit Bilderkennung eine Alarmmeldung über die ISOBUS-Steuerung ab und informieren den Anwender. Über die Anzeige der betroffenen Auslassnummer ist eine Zuordnung und Überprüfung einfach gegeben. Das System ist vollständig in die ISOBUS-Steuerung der Maschine integriert und soll preiswert am Markt angeboten werden.
Höhere Schlagkraft bei der organischen Düngung
Die eingeschränkten Ausbringfenster im Bereich der organischen Düngung erfordern eine hohe Schlagkraft. Demzufolge waren und sind Erweiterungen bei Arbeitsbreiten und Volumen kontinuierlicher Bestandteil bei Neu- und Weiterentwicklungen. Die Firma Andreas Demmler hat ihren Cultan-Ausbringer mit einem 21 Meter breiten Spornrad-Injektor ausgestattet, um die Flächenleistung erhöhen zu können. Veenhuis bietet mit dem Fullject X1500 eine Erweiterung der X-line-Serie um einen Scheibenschlitzverteiler mit 15 Metern Breite an. Das Gerät kann auch mit 9 Metern Arbeitsbreite eingesetzt werden. Um mit Verteilern bis 18 Metern Arbeitsbreite bei der Verschlauchung umgehen zu können, hat die Firma Agrometer A/S ihre SRS-Verschlauchungshaspel mit einem 9 Meter langen Auslegearm zur Schlauchaufwicklung ausgestattet. Zuvor lag die Länge bei 6 Metern, wodurch die maximal mögliche Verteilerbreite auf 12 Meter begrenzt war. Bomech wird auf der Agritechnica ihr neues Schleppschuhverteilergestänge für die Verschlauchung mit 15 und 18 Metern Arbeitsbreite präsentieren. Die Firma reagiert hiermit auf die steigende Nachfrage im Bereich der schlagkräftigen Verschlauchungstechnik. Die Gestänge sind serienmäßig ISOBUS-gesteuert und klappen kompakt hinter den Schlepper für einen sicheren Straßentransport.
Anpassung an Bodenstruktur und Fahrgassen
Die optimale Bodenanpassung in kupiertem Gelände ist bei zunehmenden Arbeitsbreiten von Verteilgestängen in der organischen Düngerausbringung eine konstruktive Herausforderung. Samson bietet beim TSB2 Schleppschuhgestänge mit dem Active pressure management die Möglichkeit der aktiven Anpassung des Drucks der Schleppschuhe, um auf unterschiedliche Bodenarten, Feldgegebenheiten oder Wachstumsstadien reagieren zu können. Die Ausleger des Gestänges können in horizontaler Lage seitenunabhängig nach oben wie auch nach unten schwenken. So wird eine präzise Anpassung an die Bodenkontur möglich, um den Dünger bodennah abzulegen.
Lohnunternehmern, die im Geschäftsfeld der flüssigen Wirtschaftsdüngerausbringung aktiv sind, haben in ihrer Kundschaft vielfach unterschiedliche Fahrgassenabstände. Flexibel reagieren zu können hat daher einen hohen Stellenwert. Bomech hat sich bei der Neuentwicklung eines Schleppschlauchgestänges mit maximal 36 Meter Arbeitsbreite an den Ansprüchen der Flexibilität orientiert. Das neu entwickelte Gestänge ist auf beiden Seiten um 7,5 Meter einteleskopierbar und kann einen Arbeitsbereich von 21 bis 36 Metern stufenlos abdecken. Wird das Gestänge einteleskopiert, schwenkt Schlauch um Schlauch über eine Kurvenbahn nach oben. Da die Schläuche im mittleren Bereich einknicken, sind sie dicht.
NIRS-Technologie und Isobus-Steuerung
Die Schätzung von Inhaltsstoffen flüssiger organischer Dünger mittels NIRS-Sensoren ist bereits seit einigen Jahren bekannt und am Markt verfügbar. Samson setzt mit dem OptiSensor Assist den Einzug der NIRS-Technologie in ihren Universalstreuern um. Auf diese Weise kann die Ausbringung Zielwerten von Inhaltsstoffen zugeordnet werden und nicht mehr nur wie bisher üblich nach der Zielmenge. Das System kann zudem die Nährstoffmengen von Stickstoff, Phosphor und Kalium feldspezifisch dokumentieren.
Auf der Agritechnica wird Zunhammer das neu entwickelte ECO-Duo Vario vorstellen. Das System basiert auf ISOBUS-Steuerung und regelt unterschiedliche Gülle- oder Nährstoffmengen getrennt und variabel je Halbseite. Zwei variable und separat voneinander laufende Pumpen versorgen je eine Gestängehalbseite. Applikationskarten können auf einem bisher nicht erreichbaren Niveau halbseitig abgearbeitet werden. Schalten Verteilausläufe einer Halbseite aufgrund von Überlappungen durch die automatische Teilbreitenschaltung ab, wird die Fördermenge der jeweiligen Güllepumpe entsprechend reguliert, um die Ausbringmenge je Hektar konstant zu halten.
Bei der Ausbringung fester Wirtschaftsdünger wurde bisher über eine Anpassung der Kratzbodengeschwindigkeit ein teilflächenspezifisches Ausbringen ermöglicht. Die Transportbodengeschwindigkeit hat bei der organischen Düngung unmittelbaren Einfluss auf die Verteilung des Streumaterials. Bei Verlassen der optimalen Vorschubgeschwindigkeit können negative Einflüsse auf die Querverteilung des Materials resultieren. Bergmann stellt mit SpeedControl eine Lösung vor, die durch die Integration von TIM in die ISOBUS-Steuerung die Vorfahrtsgeschwindigkeit des Schleppers regelt und hierdurch variable Ausbringmengen – ohne negative Folgen für die Querverteilung durch unangepasste Transportbodengeschwindigkeiten – ermöglicht. Die Kratzbodengeschwindigkeit bleibt bei der Softwarelösung konstant, um die bestmögliche Querverteilung zu ermöglichen.
Rückschleudern von Streugut verhindern
Automatisierte und simple Lösungen liegen im Trend der Zeit. Briri bietet bei Universalstreuern mit horizontalen Walzen demnächst zur Verhinderung des Rückschleuderns von Streugut in Richtung Kabine die automatisierte Senkung der Stauwand an. Das System regelt die Senkung automatisch ohne Fahrereingriff in Abhängigkeit von dem aktuellen Ladegewicht oder der zurückgelegten Kratzbodenstrecke. Streugutrückwurfreduzierung nennt Briri ihr neues Produkt, das zur Erhöhung der Anwendersicherheit und des Komforts beiträgt.