Zum Hauptinhalt springen

Neue Fütterungsempfehlungen für Milchkühe

Der DLG-Arbeitskreis Futter und Fütterung veröffentlicht die in Zusammenarbeit mit dem Bundesarbeitskreis der Fütterungsreferenten in der DLG und mit Unterstützung der VDLUFA-Fachgruppe VI Futtermitteluntersuchung entstandene neu konzipierte DLG-Information 01|2023 zur „Rationsoptimierung und Fütterungskontrolle bei Milchkühen“.

Die neue Fachinformation liefert einen kompakten Überblick über die für die Rationsoptimierung notwendigen Kenngrößen zum Futter­wert, deren Eigenschaften und die für ihre Charakterisierung erforderlichen chemischen, biologischen und physikalischen Methoden. Darüber hinaus werden Vorgaben zur Rationsplanung gemacht und Möglichkeiten der Fütterungskontrolle, beginnend mit der Futteraufnahme, der Futtermittelhygiene, der Beurteilung reprä­sentativer Futtermittelproben und der Wiederkäuergerechtheit, aufgezeigt. Auf Basis der dargestellten Informationen, Vorgaben und Erfordernisse in der Praxis werden Empfehlun­gen für die landwirtschaftliche Praxis, die Fütterungsberatung, das Versuchswesen und die Futtermittelwirtschaft sowie Anregungen für die Wissenschaft abgeleitet. Die DLG-Information 01|2023 ist auf der DLG-Webseite kostenfrei abrufbar.

Seit mehr als 20 Jahren wird in der modernen Milchkuhhaltung das Fütterungsverfahren der Mischration praktiziert. Die dafür notwendige Technik basiert meistens auf traktorgezogenen oder mobilen selbstfahrenden Futtermischwagen. Eine andere Variante ist die Nutzung stationärer Mischer und Verteilbänder oder mobiler Verteilroboter. Die Verfahren dafür sind inzwischen so weit entwickelt, dass homogene, wiederholbare und dem Bedarf der Tiere entsprechende Mischrationen vorgelegt und protokolliert werden können. Sie decken den Tagesbedarf entweder in Form einer Gesamtmischration (TMR) oder ermöglichen als Teilmischration (PMR) noch eine zusätzliche, milchleistungsabhängige Konzentratfuttergabe über in der Regel vom Managementsystem gesteuerte Kraftfutterautomaten. Zur richtigen Zusammenstellung solcher Mischrationen sind umfassende Aspekte der Verdauungsphysiologie, wie zum Bedarf an Nährstoffen und Energie, sowie zur Wiederkäuergerechtheit, Synchronität der Nährstoffbereitstellung und Optimierung der Vormagenverdauung zu beachten. Darüber hinaus müssen eben­so praktische Gesichtspunkte wie Mischgenauigkeit und Homogenität, Rationskontrolle, Bewertung der Fütterung, Fütterungscontrolling und Umweltwirkungen berücksichtigt werden.

Die DLG-Information 01|2023 versucht zugleich, nachfolgend beispielhaft aufgeführte Fragen, die bislang nicht vollends geklärt werden konnten, zu beantworten:

  • Wie viel verzehrt eine Kuh von einer Ration mit bestimmter Zusammensetzung?
  • Wie muss eine TMR gestaltet sein, damit sie gut gefressen und allen Kühen einer Gruppe weitestgehend gerecht wird?
  • Wie setzt sich eine PMR zusammen, um mit zusätzlichen Konzentratfuttergaben am Automaten leistungsgerecht in einem Fütterungssystem umgesetzt werden zu können?
  • Welche Nährstoffe, welche Energieform und welche Qualitätsparameter werden zur Bewertung der Fütterung herangezogen?

Ferner wird gezeigt, dass der Fütterungserfolg unter anderem an der Gesundheit, Fruchtbarkeit und Milchleistung der Milchkühe gemessen wird und dass diese Merkmale der Landwirt sofort erkennen und beurteilen kann. Damit stellt das Fütterungscontrolling, das heißt die Beurteilung der Fütterungswirkung als Teil der Produktionskontrolle, schlussendlich die Reaktion des Tieres auf die gefressene Ration dar. Auf diese Weise verdeutlicht die DLG-Information 01|2023 auch, dass der Landwirt als Tierhalter stets ein Teil der Einflussgrößen auf den Fütterungserfolg ist. Neben der Qualität der Rationskomponenten und des Fütterungsmanagements selbst sind allerdings noch weitere Einflussfaktoren auf den Fütterungserfolg zu beachten:

  • die Haltungsbedingungen, Haltungs- und Produktionsverfahren,
  • die Genetik,
  • das Stallklima und
  • das Herden- und Betriebsmanagement.

Die vorliegende Fachinformation basiert auf den derzeit gültigen Empfehlungen zur Energie-, Nähr- und Wirkstoffversorgung der GfE unter Beachtung der kürzlich veröffentlichten Weiterentwicklungen, die eine grundlegende Neufassung der Empfehlungen insbesondere zur Energie- und Proteinversorgung beinhalten. Die sich daraus ergebenden Ände­rungen werden nach entsprechender Abstimmung in Wissenschaft und Praxis für die Fortschreibung aufgenom­men. Hierdurch wird gewährleistet, dass mit der entsprechenden Sorgfalt und Praxisnähe der jeweils neue Kennt­nisstand auch in Zukunft Anwendung finden kann.

Die DLG-Information kann im Futtermittel.NET auf der DLG-Webseite kostenfrei abgerufen werden.

Zur DLG-Information


Dr. Detlef Kampf
DLG-Fachzentrum Landwirtschaft, 
d.kampf@dlg.org