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Nutztierhaltung Teil des Ernährungssystems der Zukunft

Trend Fleischersatz wächst – Sanfte Anpassung gefragt

Die Deutschen essen immer weniger Fleisch. Die Landwirtschaft stellt sich auf neue Trends ein, der LEH bietet zunehmend alternative Produkte für Verbraucher an. Für die Nutztierhaltung bedeutet dies nicht das Ende, sondern lediglich Anpassungen. So lauten einige Erkenntnisse aus dem DLG-Impulsforum „Ernährungssysteme der Zukunft“ auf der DLG-Wintertagung in Leipzig.

Die Ernährungspräferenzen der Deutschen wandeln sich. Seit einigen Jahren ist in Deutschland ein Rückgang des Fleischkonsums pro Kopf zu beobachten, sagte Laura Spengler vom Umweltbundesamt (UBA) während des Impulsforums „Ernährungssysteme der Zukunft“ auf der DLG-Wintertagung vor Kurzem in Leipzig. Ausgerichtet hatte das Impulsforum der DLG-Ausschuss für Forschung und Innovation. In einer Panel-Diskussion analysierte Spengler zusammen mit Uwe Schmidt von der Humboldt Universität Berlin, und Ivo Rzegotta vom Think Tank Good Food Institute (GFI) die sich ändernden Ernährungsgewohnheiten.

Fleischkonsum halbieren 

Im Jahr 2022 lag der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Deutschland bei 52 kg. Spengler spricht von einem kontinuierlichen Rückgang des Verzehrs von tierischen Produkten in den vergangenen Jahrzehnten, in denen der jährliche Konsum 60 kg Fleisch/Person betrug. Derzeit würden die Verbrauchenden den Verzehr von Fleisch und Milchprodukten senken. „Rund 50 Prozent der Menschen in Europa wollen ihren Fleischkonsum reduzieren", ergänzte GFI-Geschäftsführer Rzegotta.

Die Tendenz zu Ersatzprodukten würde dagegen steigen, zeigte Spengler auf. Es gehe nicht um Verzicht, sondern um Verhaltensänderungen, da die Verbraucher auf ein Angebot von Alternativen zurückgreifen könnten, so Rzegotta. Seinem Start-up sei es ein Anliegen, diese Alternativen voranzutreiben. Noch beanstanden die Verbraucher bei den Ersatzprodukten das fehlende Geschmackserlebnis sowie die vergleichsweise hohen Preise. Der Markt für alternative Lebensmittel sei mit einem Anteil am Gesamtmarkt immer noch sehr gering: rund zwei Prozent entfalle auf Fleisch- und Käsealternativen, rund zehn Prozent auf Milchersatzprodukte.

Wer sich nachhaltig ernähren will, sollte weniger tierische Lebensmittel zu sich nehmen, das sei wissenschaftlich erwiesen, betonte UBA-Mitarbeiterin Spengler. Sie verweist auf die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), den Fleischkonsum mindestens zu halbieren oder sogar besser auf ein Viertel zu reduzieren. Die Spanne sei von Person zu Person unterschiedlich. Derzeit würden die Empfehlungen überarbeitet.

Die Transformation gehe weiter, ist sich auch Rzegotta sicher. Nach seiner Einschätzung sei nicht die Einsicht der Verbrauchenden zu verzichten, ausschlaggebend, sondern die Menschen würden dann ihr Verhalten ändern, wenn sie Alternativen haben. So biete der Lebensmitteleinzelhandel seit ungefähr sieben Jahren eine Vielfalt alternativer Produkte an, die die Kunden auch kaufen.

Betriebe sanft umstellen

„Die Menschen müssen ernährt werden und die Tierhaltung wird weiter gebraucht“, konstatiert der Wissenschaftler Schmidt. Er glaube nicht, dass sich die landwirtschaftlichen Strukturen im ländlichen Raum stark verändern werden. „80 Prozent der Biomasse können wir nicht essen, diese müssen veredelt werden und dafür brauchen wir Nutztiere“, zitierte Schmidt den Agrarwissenschaftler Wilhelm Windisch von der TU München. Um CO2-Emissionen in der Tierhaltung zu reduzieren, seien Anpassungen möglich – an Stilllegungen von Nutztierbetrieben glaube Schmidt jedoch nicht. Landwirte sollten auf die Nachfrage der Konsumenten nach pflanzlichen Lebensmitteln reagieren und ihre Betriebe sanft umstellen, schlug Schmidt vor. Es sei ein Prozess, der wachsen müsse – im Konsens zwischen Produzenten und Konsumenten.


Katharina Kovacs, agrarticker.de