Zum Hauptinhalt springen

Foto: © Schreiter

Download Druckversion:

Autoren:

  • Dr. Klaus Damme, Versuchs- und Bildungszentrum für Geflügel, Staatsgut Kitzingen
  • Dr. Manfred Golze, Leisnig, ehem. LfULG
  • Dr. Ruben Schreiter, Zentrum für angewandte Forschung und Technologie e.V., HTW Dresden

mit Unterstützung des DLG-Ausschusses Geflügel

Vorkommen und Bedeutung

Die Japanische Wachtel ist, wie ihr Name sagt, ursprünglich in Asien beheimatet. Das Verbreitungsgebiet der Wildform erstreckt sich von Japan, China bis in die Mongolei. Die Japanische Wachtel überwintert in den südlichen Gebieten Japans, in Vietnam und Korea. Alle heute weltweit zur Eier- bzw. Fleischerzeugung gehaltenen domestizierten Wirtschaftswachteln gehen ausschließlich auf die Coturnix coturnix japonica zurück.

Die Europäische Wachtel wurde nie domestiziert. Es gibt keine validen statistischen Zahlen zur weltweiten Wachteleier-, oder Wachtelfleischerzeugung. Lukanow hat 2019 die vorhandenen Angaben und Schätzungen zum Produktionsumfang verschiedener Länder zusammengetragen. Danach sind 10 % (!) aller weltweit erzeugten Schaleneier Wachteleier, während die Wachtelfleisch­erzeugung weltweit lediglich 0,2 % ausmacht. Der Schwerpunkt der Wachtel­eierproduktion liegt in Asien. Allein in China wird der Legewachtel-Bestand auf 27-30 Mio. Tiere geschätzt. In Europa werden vor allem in Spanien, Frankreich und Italien Mastwachteln und Wachteleier produziert. 

Haltung

Im Gegensatz zur Haltung von Legehennen und Masthühner gibt es für die Wachtel in der EU oder Deutschland zur Zeit keine rechtsverbindliche tierartspezifische Haltungsnorm. 

Die Aufzucht ist mit gutem Erfolg auf dem Boden mit z. B. Hobelspaneinstreu unter einer künstlichen Glucke (Wärmestrahler), oder mit Ganzraumheizung in den ersten 6 Lebenswochen (LW) durchzuführen. Nachdem Wachtelküken beim Schlupf nur 8-9 g wiegen, sollten Nippeltränken mit Cups oder kleine Stülptränken (1 Liter) mit engem Rand verwendet werden, um Verluste durch Ertrinken zu vermeiden Bei den wildfarbigen Farbschlägen ist ein Farbsexen ab der 4./5. LW anhand der Brustfarbe möglich. Die Hennen werden nach der Aufzucht umgestallt und zur Eierproduktion gehalten, wohingegen die Hähne i.d.R. im Alter von 5-6 Wochen geschlachtet werden.

Die Konsum-Wachteleier-Erzeugung erfolgt in vielen Ländern aus Gründen der Kosten, der Hygiene und des Legeverhaltens in Käfigbatterien.

In Deutschland wünschen die Verbraucher und der Lebensmittel-Einzelhandel (LEH) Wachteleier aus Bodenhaltung. Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) entwickelt zusammen mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und Big Dutchman in einem von der Deutschen Rentenbank finanzierten Forschungsprojekt derzeit ein tierfreundliches Indoor-Haltungssystem für Legewachteln mit Beschäftigungsmaterial, Krallenabrieb, angehängtem Scharraum und Nestangebot. Neben der Bodenstruktur wird auch die optimale Besatzdichte (20-40 Tiere/qm) evaluiert. 

Um kontinuierlich über das ganze Jahr Wachteleier anbieten zu können, muss ähnlich der Legehennenhaltung ein Langtag mit 14-16 Stunden Licht eingehalten werden. Die Temperaturen im Stall für adulte Legewachteln sollten auch in der kalten Jahreszeit bei 18-20 °C liegen.

Fütterung

Die natürliche Nahrung der Wildform der Japanischen Wachtel besteht in den ersten Lebenswochen fast ausschließlich aus Insekten und deren Eiern und Larven. Adulte Japanwachteln fressen überwiegend Körner und Sämereien, verschmähen aber auch Früchte, Pflanzenteile, Schnecken, Würmer oder Insekten nicht. 

Infolge des Verbots der Verfütterung von Futtermitteln tierischen Ursprungs an Monogastrier nach der BSE-Krise in der EU wird der hohe Aminosäurebedarf der Wachtelküken im Alleinfutter durch hochwertige pflanzliche Komponenten und freie Aminosäuren sichergestellt. Die Futtermittelindustrie bietet eiweißreiche Wildgeflügelstarter in Mehl- oder Granulatform für Wachtelküken an. Dieses teure Futter wird in der Aufzucht beider Geschlechter bis etwa zur 3. LW gefüttert, anschließend wird auf ein Hähnchen­endmastfutter, ohne Kokzidiostatika, umgestellt. Die adulten Legewachteln werden i.d.R. mit einem Alleinfutter für Legehennen (Legestarter, mind. 0,42 % Methio­nin) ad libitum gefüttert.

Leistung

Die Legeleistung des kleinsten domestizierten Hühnervogels ist enorm und erreicht mit 183 Eier in 32 Produktionswochen (8-40. LW) fast das Niveau von Legehennen. Man kann die Legewachteln natürlich auch länger nutzen und z. B. nach einer Mauser eine 2. Legeperiode anhängen. Aus ökonomischer Sicht wird die Wachteleiererzeugung aber unter einem Leistungsniveau von 50 % Legeleistung unwirtschaftlich.

Bei einem Ø Eigewicht von 13-14 g werden in 32 Produktionswochen ca. 2,5 kg Eimasse erzeugt, das entspricht dem 
9-10 fachen des Körpergewichtes. Auch die Fleischleistung liegt auf hohem Niveau. In 6 Wochen erreichen die Wachtelhähne mittelschwerer Zweinutzungslinien ein Lebendgewicht von 265 g. Dazu sind 930 g Futter notwendig. Die Ausschlachtung der Wachtelhähne liegt bei ca. 70 %. Der Anteil wertvoller Teilstücke wie Brust und Schenkel erreichen ca. 50 % des Schlachtgewichtes.

Tab. 1: Leistung von mittelschweren Wachteln in 224 Produktionstagen (8.-40. LW)

MerkmalEinheitLeistung
Eizahl je DHSt.183
Legeleistung/DH%82
Eigewichtg13,6
Eimasse/DHg2,488
Futter/Tier u. Tagg37
Futterverwertungkg/kg3,318

Quelle: Damme & Schreiter, 2020 

Ökonomik

Die Produktionskosten für Wachteleier lagen nach Modellkalkulation der LfL im Bereich von 8,6 Ct./Ei (konv. Haupterwerbsbetrieb mit > 5.000 Tieren) bis 17,7 Ct./Ei (Öko-Wachtelbetrieb). Ab diesem Niveau werden Gewinne realisiert.

Die Fleischerzeugung ist durch die geringe Automatisation der Schlachtung relativ teuer. Kostendeckende Preise werden erst bei 3,00 € je Schlachtwachtel erzielt. Eine Kofinanzierung durch den Eierverkauf mit einem Aufschlag von ca. 2 Ct./Ei ist daher in vielen Fällen notwendig. 

Literatur:

  • Bergmann, S., et al. (2020): Die Haltung von Japanwachteln unter Tierschutzgesichtspunkten und Beurteilung der Tiergerechtheit anhand tierbezogener Indikatoren. Berliner und Münchner 
    Tierärztliche Wochenschrift,133m 
    DOI 10.2376/1439-0299-2020-7.
  • Da Cunha, R.G.T. (2009): Quail meat – an undiscovered alternative. Poultry World, 25.
  • Damme K. (2011): Wachteln Zucht und Haltung. Eugen Ulmer KG, Stuttgart, ISBN 978-3-8001-5794-5.
  • Köhler D. (2016): Wachtelhaltung. Verlag Oertel+Spörer GmbH & Co. KG, Reutlingen 
    ISBN 978-3-88627-555-7.
  •  Lukanov H. (2019): Domestic quail (Coturnix japonica domestica), is there such farm animal? World’s Poultry Science Journal, 75: 547-558.
  • Schreiter, R. (2020): Fütterung Japanischer Legewachteln. 
  • Geflügelzeitung Spezial –  Wachteln:14-21.

Nach oben

Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder (auch für den Zweck der Unterrichtsgestaltung) sowie Bereitstellung des Merkblattes im Ganzen oder in Teilen zur Ansicht oder zum Download durch Dritte nur nach vorheriger Genehmigung durch DLG e.V., Servicebereich Marketing, Eschborner Landstraße 122, 60489 Frankfurt am Main, Tel. +49 69 24788-209, M.Biallowons@DLG.org 

 

Kontakt

DLG e.V. • Michael Biallowons • Tel.: +49(0)69/24 788-209 • m.biallowons@DLG.org