Foto: © Klemm
Autoren:
- Dr. Klaus Damme, Versuchs- und Bildungszentrum für Geflügel, Staatsgut Kitzingen
- Dr. Manfred Golze, Leisnig, ehem. LfULG
- Dr. Ruben Schreiter, Zentrum für angewandte Forschung und Technologie e.V., HTW Dresden
mit Unterstützung des DLG-Ausschusses Geflügel
Vorkommen und Bedeutung
Die aus Afrika stammenden Perlhühner (Numida meleagris) sind der Familie fasanenartiger Hühnervögel zugehörig und wurden bereits frühzeitig domestiziert. Im Exterieur sind v.a. ihre Kopfmerkmale mit ausgeprägtem Helm (hornig, braun-rot) anstatt Kamm, weißer Gesichtshaut und aufgeworfenen Kehllappen auffällig. Charakteristisch sind zudem ihre Lautäußerungen von hoher Lautstärke.
Der Schwerpunkt ihrer Produktion liegt in Frankreich, wo etablierte Zucht-, Vermehrungs- und Mastbetriebe mit einem Volumen von rund 50 Mio. Tieren existieren. Die dortige Haltung der Elterntiere erfolgt in Käfigen mit künstlicher Besamung der Hennen. In Deutschland besteht keine kommerzielle Züchtung und Vermehrung, weshalb Bruteier, Eintagsküken oder Jungtiere aus Frankreich importiert werden. Bei der wenig verbreiteten Mast in Deutschland werden entweder Eintagsküken oder ca. drei Wochen alte Jungtiere eingestallt.
In den nicht gewerblichen Privathaltungen der Rassegeflügelzüchter in Deutschland befinden sich 1.800 Perlhuhn-Zuchttiere in neun verschiedenen Farbschlägen, welche eine wertvolle tiergenetische Ressource darstellen.
Haltung
Neben den allgemeinen Anforderungen des TierSchG und der TierSchNutztV existieren keine tierartspezifischen Regulative für die Perlhuhnhaltung in Deutschland.
Die gemischtgeschlechtliche Mast erfolgt meist in volleingestreuter Bodenhaltung, teils aber auch in extensiver Freilandhaltung. Altgebäude sind, aufgrund der geringen Anforderungen an die Stalleinrichtung, sehr gut geeignet. Die Aufzucht- bzw. Mastabteile werden mit Hobelspänen oder Häckselstroh eingestreut. Zur Futter- und Wasserversorgung eignen sich die bei Hühnern verwendeten Futtertröge und Nippeltränken. Sitzstangen im Stall ermöglichen das nächtliche Aufbaumen. Aufgrund des schreckhaften Verhaltens empfiehlt sich zur Vermeidung von Verlusten die Haltung in kleineren Gruppen, die Abrundung der Stallecken und eine angepasste Lichtintensität. Empfohlene Besatzdichten für die Mast sind 8-10 Tiere/m2 Stallfläche, bei der Aufzucht (1.-3. LW) in Kükenringen bis zu 40 Tieren/m2. Für den hohen Wärmebedarf ist eine strikte Temperaturkontrolle in den mit Wärmestrahlern geheizten Aufzuchtställen unabdingbar, da die Küken auf Temperaturabweichungen empfindlich reagieren. Auch nach der fünften LW sind Stalltemperaturen von 24 °C für die Entwicklung und Futterverwertung noch vorteilhaft.
Bei Auslaufhaltungen sollte der Zugang zum Freiland erst nach vollständiger Befiederung an warmen Tagen erfolgen. Ein großer Abstand zu Nachbarn ist aufgrund der Ruflaute empfehlenswert. Eine sichere Umzäunung ist zu gewährleisten.
Üblich sind Lichtprogramme mit 23 Lichtstunden nach dem Schlupf, kontinuierlicher Reduktion auf 16 Stunden bis zur sechsten LW und anschließend eine konstante Lichttageslänge.
Fütterung
Für die Fütterung von Perlhühnern existieren wenige Empfehlungen. Grundsätzlich ist zu beachten, dass bestimmte Kokzidiostatika (z. B. Halufuginone) nicht vertragen werden bzw. es zu Leistungseinbußen kommt. Spätestens ab der dritten LW sollte zur Vermeidung von Futterverlusten vorzugsweise pelletiertes Futter zum Einsatz kommen.
In Frankreich wird vielfach ein Zwei-Phasen-Futter-Programm mit einem Aufzucht- (24-25 % Rohprotein) und einem Mastfutter (18-20 %) angewendet.
Weil in Deutschland meist kleinere Partien aufgezogen und gemästet werden, hat sich in Ermangelung eines speziellen Perlhuhnfutters die in Tabelle 2 dargestellte Kombination aus Putenstarterfutter P1 (27,5 % Rohprotein) und Putenmastfutter P5 (18 % Rohprotein) sehr gut bewährt.
Ferner ist eine zweiphasige Fütterung mit Wild-/Ziergeflügelstarter bis zur 3. LW und anschließender Fütterung von Broilerendmastfutter möglich.
Leistung
Meist erfolgt eine zehn- bis zwölfwöchige, in extensiven Freilandhaltungen mitunter auch eine längere Mast. Teils werden aber auch sechs Wochen alte Jungtiere mit Körpergewichten von 600 bis 800 g als „Rebhuhnersatz“ vermarktet.
In zwölf Mastwochen werden Endgewichte von 1,6 bis 1,7 kg mit einer Futterverwertung von 1:3,2 kg/kg erreicht. Bei einer Ausschlachtung von ca. 67 % zeichnet sich der Schlachtkörper durch einen geringen Grillverlust und intensiven Fleischgeschmack bei exquisitem Aroma aus.
Ökonomik
In modellhaften Kalkulationen lässt sich in einem Betrieb, der viermal jährlich 500 Perlhuhnküken zukauft, in einem Altgebäude aufzieht und extern schlachten lässt, ein ordentliches Zusatzeinkommen von ca. 6.400 € erwirtschaften. Die Entlohnung der Arbeitszeit (1 Akh/Tag für die Bestandsbetreuung unterstellt) beträgt unter diesen Voraussetzungen ordentliche 17,58 €/AKh.
Tab. 4: Betriebseinkommen der Perlhuhnmast
Kennzahlen Produktionsverfahren | |
Produktionsumfang: 4x jährlich 500 Tiere | |
Mastdauer (Wochen) | 12 |
Besatzdichte (Tiere/m2) | 8 |
Lebendgewicht (g/Tier) | 1.700 |
Schlachtgewicht (g/Tier) | 1.150 |
Futterverbrauch (kg/Tier) | 5,50 |
Pacht Altgebäude ca. 70 m2 (€) | 400 |
Investition für die Einrichtung: Gasstrahler, Kükenring, Nippeltränke, Futtertrog, Futtersilo (€) | 3.000 |
Schlachtkosten (€/Tier) | 1,50 |
Erlös (€/Tier) bei 8 €/kg SG | 9,20 |
Futter bei 35 €/dt (€/Tier) | 1,93 |
Tiere incl. 2 % Verluste (€/Tier) | 1,65 |
Tierarzt/Medikamente/R+D (€/Tier) | 0,10 |
Heizung/Strom/Wasser (€/Tier) | 0,25 |
Sonstige Kosten (€/Tier) | 0,20 |
Schlachtung (€/Tier) | 1,50 |
variable Kosten (€/Tier) | 5,63 |
Deckungsbeitrag (€/Tier) | 3,58 |
jährlicher Deckungsbeitrag (€/m²) | 114,40 |
Pacht Altgebäude (€/Tier) | 0,20 |
Einrichtung: 10 % AfA, Zins: 2 %/2; Unterhalt 1 % (€/Tier) | 0,18 |
Festkosten (€/Tier) | 0,38 |
Betriebseinkommen (€/Tier) | 3,20 |
Literatur:
- Bernacki, Z., Kokoszynski, D., Bawej M. (2013): Evaluation of some meat traits in two guinea fowl genotypes. Archiv für Geflügelkunde 77, 116-122.
- BDRG (2019): Zuchttierbestandserfassung – Abschlussbericht 2019. Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter e.V. Polykopie BDRG 15.10.2019.
- Damme K. (2016): Wirtschaftlichkeit der Sondergeflügelhaltung. Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Geflügelhaltung, Kitzingen.
- Deter, A. (2008): Perlhühner: Eine schwierige Nische. Top Agrar 10, 124-126.
- Golze, M. (2006): Perlhühner – eine interessante Nische. Infodienst 6, 85-93.
- Golze, M., Wehlitz, R. (2012): Spezialgeflügel – Erzeugung und Produktqualität. Schriftenreihe des Sächsischen Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.
- Scholtyssek, S., Grashorn, M., Vogt, H., Wegner, R.-M. (1987): Geflügel. Eugen Ulmer, Stuttgart. ISBN 3-8001-4521-9
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