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Eine Kuh Abstand – Märkte, Maßnahmen und neue Geschäftsfelder in der Milchproduktion

Forum Milchviehhaltung

Kasper Thormod Nielsen von Arla Foods Deutschland GmbH schilderte, wie bei Arla vor allem die Sicherheit der Mitarbeiter und Landwirte zu Beginn der Corona-Pandemie im Vordergrund standen. Die anfängliche Angst, dass die Nachfrage einbricht, wurde durch den steigenden privaten Konsum schnell vergessen. Die Menschen kochten während des Lock-Downs mehr zu Hause und verzehrten insgesamt mehr Milchprodukte. Die Lage am Milchmarkt habe sich inzwischen wieder beruhigt und es zeige sich, dass vor allem durch höhere Umsätze im E-Commerce-Segment der Rückgang im Foodservice ausgeglichen werden konnte. Größere Nachfrageimpulse aus dem Ausland kamen aus der Region MENA (Mittlerer Osten und Nordafrika). Trotz der Krise nähmen inzwischen rund 90 Prozent der anliefernden Landwirte an dem freiwilligen Nachhaltigkeits-Programm „Klimacheck“ von Arla teil. Dessen Ziel ist es, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 30 Prozent pro Kilogramm Milch zu senken und bis 2050 auf Netto-Null-Emissionen hinzuarbeiten.

Dr. Sven Grupe von der Koesling Anderson LEB GmbH wies auf die größten Herausforderungen für Milcherzeuger im Ausnahme-Frühjahr 2020 hin: Lieferketten, Mitarbeitergesundheit und interne Kommunikationswege, niedrige Auszahlungspreise sowie die Optimierung der Produktionsprozesse. Zu Beginn der Pandemie zeigte sich schnell, dass Hygienekonzepte gerade bei Betrieben mit einer hohen Anzahl an Mitarbeitern aufgestellt werden müssen. Die strengen Maßnahmen beschleunigten den verstärkten Einsatz von digitaler interner Kommunikation und so mussten Übergabeprotokolle, SOP und Arbeitsanweisungen neu überarbeitet werden. Blicke man auf die Ökonomie, zeige sich, dass die niedrigen Milchauszahlungspreise eine direkte Wirkung auf die Liquidität in den Betrieben haben, und qualitätsbezogene Zuschläge wichtiger werden. Für die Investitionsbereitschaft biete sich zugleich ein positives Umfeld: niedrige Zinsen, flexibler Umgang mit Tilgungen und Bürgschaften. „Eigentlich die richtige Zeit für Investitionen – die richtige Zeit für Unternehmer!“, rät Dr. Sven Grupe seinen Zuhörern. 

Doch was sind stabile Betriebskonzepte, zum Beispiel Direktvermarktung? Gerade in der Pandemie war dieser Absatzkanal von Hochs und Tiefs geprägt und schnelles Handeln war gefragt. Claudia Müller vom Weidenhof in Wächtersbach zeigte, dass auch bei Ihnen am Anfang eine große Unsicherheit bestand – Cafés, Gastronomiebetriebe sowie zuletzt auch Schulen schlossen ihre Türen und so brach die Nachfrage im Großverbrauchermarkt ein. Doch der Privatkonsum stieg und der Weidenhof wurde von Neukunden überflutet. Gerade das kontaktlose Einkaufen durch Belieferungen an der Haustür wurde sehr positiv angenommen. Die Tourenplanung, die Abfüllplanung und die Arbeitsorganisation in der Molkerei wurden schnell zur täglichen Herausforderung. Aber man konnte auch neue Ideen wie zum Beispiel die Benutzung von Mehrwegflaschen umsetzen. Als Fazit für einen Einstieg in die Direktvermarktung gab Claudia Müller den Zuhörenden mit, dass vor allem durch Offenheit und Kommunikation Vertrauen bei den Kunden gewonnen werden kann, und so eine langfristige Beziehung und damit ein langfristig stabiler Kundenstamm aufgebaut werden sollte. 

Online per Video aus Österreich zugeschaltet war Karl Neuhofer, Landwirt und Obmann der ARGE Heumilch. Er beleuchtete den Markt und welche Chancen es derzeit für Heumilch gibt. 7.500 Heumilchbauern und 60 Heumilchverarbeiter sind Teil der ARGE Heumilch, die Erzeuger und Verarbeiter berät und weiterbildet um die Wertschöpfung für deren Produkte zu erhöhen. Vermarktungsoffensive werden auch via TV-Spots gestartet, um dem Konsumenten das Produkt und die „inneren Werte“ Artenvielfalt, Nachhaltigkeit und Genuss näherzubringen. Die ARGE Heumilch ist mit Kooperationspartnern inzwischen auch in Deutschland, Italien und der Schweiz aktiv und ihre Kampagnen führen zu einem steigenden Bekanntheitsgrad bei Landwirten sowie Konsumenten. Ziel der Zusammenarbeit ist auch, gemeinsame Standards und Richtlinien für Heumilch zu schaffen. Derzeit sind in Österreich 40 Prozent der von der ARGE vermarkteten 510 Millionen kg Milch Bio-Heumilch, 82 Prozent der Heumilch-Bauern betreiben Weidewirtschaft, 98 Prozent der Betriebe sind im österreichischen Umweltprogramm beteiligt. Ein Antrag für eine länderübergreifende Kommunikationskampagne für Heumilch wurde bei der EU eingereicht. Karl Neuhofer sieht folgende Punkte am Wichtigsten für eine Steigerung des Marktanteiles von Heumilch: 

  • Volle Geschlossenheit aller Heumilchbauern, Verarbeiter, Vermarkter 
  • Kommunikation und Werbung als zentraler Schlüssel für den Erfolg am Markt und ein ausreichender Mitteleinsatz dafür
  • Heumilch als echtes „Juwel“ der Milchwirtschaft zu positionieren.

Kontakt

DLG e.V. • Jana Sondermann • Tel.: +49(0)69/24 788-447 • J.Sondermann@DLG.org