Hanfbasierte Molkereierzeugnisse
aus: DLG-Lebensmittel 1-2/2023
Neben dem Hanfanbau und seinen ackerbaulichen Aspekten stehen hanfbasierte Molkereierzeugnisse im Fokus des neuen Verbundprojekts Cooperative Hemp.
Erst seit 1996 darf Nutzhanf wieder in Deutschland angebaut werden. Die Auflagen sind wegen der berauschenden Wirkung seiner Blüten jedoch hoch. Zugelassen sind hierzulande nur Hanfsorten, deren THC-(Tetrahydrocannabinol-)Gehalt unter 0,2 Prozent liegt. THC steht für den psychoaktiven Wirkstoff Tetrahydrocannabinol, der berauschend wirkt. Für den Anbau zu Genuss- oder medizinischen Zwecken ist in der Regel der Indoor-Anbau behördlich vorgeschrieben.
Biodiversität erhöhen
Im Verbundprojekt Cooperative Hemp der Partner DIL Deutsches Institut für Lebensmitteltechnik e.V., Molkerei Ammerland, Hof Flemming (Dr. Henning Müller), Caspersmilch und Strodthoff-Schneider und Partner GbR wird zurzeit an der Entwicklung hanfbasierter Molkereierzeugnisse geforscht. So soll die Biodiversität im niedersächsischen Ackerbau durch die langfristige Integration von Hanf (Cannabis sativa L.) erhöht werden. Obwohl der Hanfanbau in Niedersachsen noch eine Nische ist, wächst die Anbaufläche stetig. Allein von 2016 bis 2019 stieg die Fläche laut Landwirtschaftskammer von 464 Hektar auf 633 Hektar. Damit ist Niedersachsen bundesweit die Nummer eins.
Versuchsanbau untersucht Parameter
Aktuell sind die Erfahrungen im Anbau und bei der Ernte gering. Deshalb wird im Rahmen der Cooperative Hemp im Mai ein Versuchsanbau im Rahmen einer Masterarbeit zur Erfahrungssammlung durchgeführt. Dabei werden die Effekte verschiedener Parameter, wie Standort und Stickstoffausbringung, bezogen auf den Ölgehalt der Samen untersucht. Zudem können erste Erkenntnisse bei der Verwendung allgemeingebräuchlicher Erntemaschinen gesammelt werden, da die Fasern der Hanfpflanze den Erntevorgang beeinflussen können. Landwirte mit Erfahrung im Hanfanbau sind aufgerufen, ihre Erfahrungen und ihr Wissen im Rahmen von Hofabenden zu teilen.
Alternative Molkereiprodukte
Ein sich stark veränderndes Konsumverhalten – Stichwort „Greta-Effekt“ – führte in den letzten Jahren auch zu einem stetig wachsenden Markt für pflanzliche Alternativprodukte. Primär im Bereich der Fleisch- und Milchalternativen konnten in dem noch neuen Segment hohe Gewinne generiert werden. Auch vegane oder vegetarische Molkereiprodukte finden zunehmend Abnehmer und bieten der Milchviehwirtschaft eine neue Einkommensquelle. Im Rahmen der Cooperative Hemp soll jedoch keine neue Sorte von Hanf-„Milch“ entwickelt werden, sondern qualitativ hochwertige (vergleichbares Nährwertprofil) und schmackhafte vegane oder auch hybride Alternativen zu Käse sowie Molkenerzeugnissen. Diese neue Einnahmequelle sowie die Möglichkeit, auch die Nebenströme des Hanfanbaus zu nutzen, z. B. als Einstreu und Zierfutter, kann zum stetigen Ausbau der Anbauflächen von Hanf beitragen.