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2. Die Gründung der DLG (1885) und erste Aktivitäten

Die vorbereitende Sitzung für die Gründung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft fand am 14. November 1885 in Berlin statt. Unter dem Vorsitz des Landwirts Adolf Kiepert, Berlin-Marienfelde, legte ein aus honorigen Persönlichkeiten bestehender Ausschuss die Regeln für die eigentliche Gründungsversammlung fest. Knapp vier Wochen später, am 11. Dezember 1885, war es dann soweit. Zur „konstituierenden Hauptversammlung“ fanden sich in der heute nicht mehr existierenden Gaststätte „Englisches Haus“ in der Berliner Mohrenstraße 49, einem traditionsreichen Treffpunkt von Künstlern und Literaten, etwa 200 Mitglieder ein, um nacheinander Grundgesetz, Gremien und Geschäftsordnung der neuen Gesellschaft festzulegen. Alles war bestens vorbereitet, die Handschrift Max Eyths war unverkennbar. Dies gilt nicht zuletzt für die Wahlen des Vorstands, des Verwaltungsrats und des alles in allem rund 80 Personen umfassenden Gesamtausschusses. Selbst an die Einhaltung des Regionalproporzes hatte man gedacht, sollte die DLG doch von Anfang an eine für Gesamtdeutschland repräsentative Gesellschaft sein. Zum ersten Präsidenten wurde Otto Graf zu Stolberg-Wernigerode gewählt. Er hatte Eyth bereits während der Zeit des Provisoriums unterstützt und bot Gewähr für eine konsequente Umsetzung der Beschlüsse der Gründungsversammlung. Vorsitzender des Vorstandes war bis zu seinem Tode 1892 der angesehene Landwirt und Abgeordnete im preußischen Landtag sowie im Reichtag Adolf Kiepert, der bereits die Vorversamlungen und vorbereitenden Ausschuss-Sitzungen in 1884 und 1885 leitete. An sein Mitwirken bei der Gründung der DLG erinnert noch heute eine Gedenktafel an seinem Wohnhaus des Gutes in Berlin-Marienfelde, das heute vom Bundesinstitut für Risikobewertung genutzt wird. 


Die eigentliche Gründungsansprache hielt Max Eyth. Eindringlich schilderte er Entwicklung und Stand der Gesellschaft, der nun schon 2800 Mitglieder angehörten. Mit Nachdruck beschwor Eyth die Bereitschaft zur Unabhängigkeit von staatlichem und parteipolitischem Einfluss. Selbsthilfe sei das Ziel und nur zu erreichen, wenn alle Mitglieder zur Mitarbeit bereit seien. Dem angemessen sei der  für die damalige Zeit hohe Mitgliedsbeitrag von 20 Mark. Finanzielle Unabhängigkeit aber sei die Voraussetzung für den zukünftigen Erfolg der DLG. Besonders erwähnte Eyth die Mitgliedschaft Otto von Bismarcks. Der Reichskanzler hatte im November seinen Eintritt in die DLG erklärt, was von den Anwesenden freudig zur Kenntnis genommen wurde. Im weiteren Verlauf der Versammlung kamen Pioniere der DLG-Aufbauarbeit wie Albrecht Schultz-Lupitz und Heinrich von Nathusius-Althaldensleben zu Wort. Sie berichteten über erste Aktivitäten auf den Gebieten Dünger-Beschaffung und Ausstellungswesen, zwei Bereiche, die in der Folge für die junge Gesellschaft große   Bedeutung erlangten. Mit den in  jenen Tagen obligatorischen Hochrufen auf den Kaiser endete die Veranstaltung, an die sich ein, wie Zeitzeugen bemerkten, „in würdiger und erhebender Weise verlaufenes Festmahl“ anschloss. 


Max Eyth aber gab sich mit dem eigentlich nicht vorgesehenen Posten des „geschäftsführenden Mitglieds des Direktoriums“ zufrieden, war er doch für die ersten zehn Jahre der führende Kopf der Gesellschaft. Hauptgeschäftsführer hätte er werden sollen, doch dies ging nicht, da er sich konsequent weigerte, auch nur einen Pfennig Vergütung von der DLG anzunehmen. Vom ersten bis zum letzten Tag hat er ehrenamtlich für seine DLG gearbeitet. Mehr noch: Er hat auch die Kosten der Vorbereitung von 1882 bis 1885 aus eigener Tasche und sogar seine Mitarbeiter selbst bezahlt. Beiden, Eyth und der DLG, gereichte dies zum Vorteil, erwuchs doch aus dem Ehrenamt seine Souveränität, die der DLG in der Anfangszeit half, Kritik von außen – gerade auch in den folgenden für die Agrarwirtschaft kritischen Phasen Zeiten - abzuwehren.

 (kh)

In Berlin-Marienfelde erinnert eine Gedenktafel an den Landwirt Adolf Kiepert, der von 1885 – 1892 erster Vorsitzender des Vorstandes der DLG und einer der Mitgründer war. Das von ihm erworbene Rittergut Marienfelde hat er zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb Berlins entwickelt. Heute werden die Wohn- und Wirtschaftsgebäude vom Bundesinstitut für Risikobewertung genutzt.

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