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Ab 1885: Schultz-Lupitz und die Düngerabteilung

Die Düngerabteilung ist in ihren Anfängen älter als die DLG selbst. Sie verdankt ihre Gründung dem um die deutsche Landwirtschaft hochverdienten Albert Schultz-Lupitz. Er hatte die große Bedeutung der mineralischen Kali-Düngung auf Grund der langjährigen Bewirtschaftung seines Betriebes in der Altmark – in Verbindung mit der Gründüngung – erkannt.

Schon im Februar 1885 wurde der erste Kainit-Vertrag abgeschlossen, wodurch die Mitglieder der DLG verbilligt Kalidünger beziehen konnten. Dies wurde auch auf den Bezug von Phosphatdüngemitteln ausgedehnt. Der Düngerbezug nahm sehr schnell einen vorher nicht erwarteten Umfang ein und erstreckte sich bald auf alle Handelsdünger.

Die Rückvergütungen und Rabatte setzten die DLG in den Stand, diese Mittel in gemeinnütziger Weise im Interesse der Landwirtschaft zu verwenden: in erster Linie zur Anstellung von breit angelegten Düngungsversuchen auf praktisch allen Standorten, Gefäßversuchen und exakten Feldversuchen in landwirtschaftlichen Versuchsanstalten, Massenversuchen in Betrieben von DLG-Mitgliedern sowie Beispiels- und Schauversuchen in Zusammenarbeit mit den allmählich entstehenden Landwirtschaftsschulen.

Düngerversuche für nachhaltiges Wirtschaften

Das Ziel der Düngerversuche lag nicht allein in der Steigerung der Ernteerträge, sondern auch in der Verbesserung der Pflanzenqualität, so z.B. bei Weizen, Zuckerrüben, Kartoffeln, Obst, Wein und Tabak. Der Erforschung des Humus und der Bodenbiologie war ein eigener Ausschuss gewidmet. Es ging also damals schon um ein nachhaltiges Wirtschaften, um die vielzitierte Bodenfruchtbarkeit.

Die Tätigkeit der Dünger-Abteilung wird von J. Hansen und G. Fischer in der Geschichte der DLG wie folgt beschrieben: „Die Dünger-Abteilung hat die Aufgabe, alle mit dem Düngerwesen zusammenhängenden Arbeiten der Gesellschaft zu fördern, insbesondere

a. die Aufklärung der Mitglieder durch Schriften, Vorträge und Auskünfte über die Erfahrungen, welche auf dem gesamten Gebiet des Düngewesens gemacht werden,
b. die Veranstaltung von Versuchen auf dem Gebiet des Düngewesens, den Bezug und Absatz von Düngemitteln und landwirtschaftlichen Bedarfsartikeln sowie die Überwachung der vertragsmässigen Lieferung."

Von der kostenlosen Auskunftserteilung über Fragen der Düngung, der Bodenkunde und des landwirtschaftlichen Versuchswesens wurde seitens der DLG-Mitglieder mit den Jahren immer mehr Gebrauch gemacht. Die Berichterstattung in Wort und Schrift fand im gesamten Reichsgebiet weite Verbreitung, die ausgedehnte Versuchstätigkeit nahm einen breiten Raum ein und zeigte nach und nach in der Praxis seine positiven Wirkungen. Allein die „DLG-Düngerfibel" erreichte hohe Auflagen.

Schon in den Jahren 1888 und 1889 wurde eine Anleitung über die Anwendung der Düngemittel im Allgemeinen herausgegeben, so auch zu Fragen der natürlichen (Stallmist, Jauche, Gründüngung und Abfallstoffe), wie „künstlichen" Düngemittel. In dieser Zeit war auch die Thomasschlacke auf den Markt gekommen. Ende der neunziger Jahre des vorvorigen Jahrhunderts kam auch das 40 % ige Kalisalz auf den Markt. Bei den damals verfügbaren Stickstoffdüngemitteln, dem Chilesalpeter und dem schwefelsauren Ammoniak, ging es darum, der Wert des Stickstoffes in diesen Düngerformen in umfangreichen Versuchen festzustellen. Denn erst Anfang des 19. Jahrhunderts kamen die ersten aus der Luft gewonnen Stickstoffdünger auf den Markt.

Prüfung von Betriebsmitteln und Maschinen

Die DLG war nicht nur im Versuchswesen aktiv, sie prüfte auch die ersten Düngerstreuer (1888) und die zahlreichen neu auf den Markt kommenden Düngemittel. So warnte sie öffentlich vor zweifelhaften oder gar wertlosen Stoffen. Ein Ausschuss aus Landwirten, Düngerfabrikanten und Agrikulturchemikern wachte über die Gebräuche im Düngerhandel, stellte Bestimmungen dafür auf und prangerte Missstände an.

Diese Aktivitäten der jungen DLG wären nicht möglich gewesen ohne die bahnbrechenden Arbeiten von Carl Sprengel und Justus von Liebig um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Ihre Mineralstofftheorie leitete eine neue Epoche in der Pflanzenernährung ein. Bis dahin hatte man geglaubt, die Pflanzen ernährten sich allein von organischen Stoffen. In der Zeit tobte ein erbitterter Disput zwischen den Verfechtern der Humus- und der Mineralstofflehre, und just in dieser Epoche rief die DLG ihre Dünger-Abteilung ins Leben. Albert Schultz-Lupitz, einer der bekanntesten Landwirte jener Zeit, war ihre treibende Kraft.
Seit 1974, dem 75. Todestag von Albert Schultz-Lupitz, zeichnet die DLG verdiente Persönlichkeiten auf dem Gebiet des Acker-und Pflanzenbaus mit der Schultz-Lupitz-Medaille aus.

(dö)

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